Am vergangenen Wochenende knallte es. Auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Rust schmetterte Bundeskanzler Friedrich Merz die Bedenken der Nachwuchsorganisation zum Rentenpaket mit einem Satz vom Tisch, der nach „Basta“ klang: „Das kann doch wohl nicht euer Ernst sein. Wir dürfen keinen Unterbietungswettbewerb beim Rentenniveau machen (…) wir müssen ja strukturell mehrheitsfähig bleiben.“
Überraschend ehrlich, zugleich aber entlarvend. Die schwarz-roten Koalitionäre dominieren seit Jahren bei den über 60-Jährigen. Da wagt niemand, die Rentner zu verärgern. Dass die Jungen dabei einmal mehr hinten runterfallen, scheint nebensächlich. Doch man kann nur hoffen, dass sie dieses Mal nicht einknicken. Denn sie haben recht. Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass das umlagefinanzierte Rentensystem angesichts des demografischen Wandels nicht zukunftsfähig ist. Trotzdem verweigert sich auch diese Koalition einer echten Reform.
So verschärft sich der Generationenkonflikt immer weiter. Und an dieser Stelle muss die Grundfrage auf den Tisch: Wie stark folgt die Politik den Interessen der Älteren – und wie viel Verzicht kann sie der jungen Generation in einer alternden Gesellschaft überhaupt noch zumuten?
Der vom Kabinett beschlossene Gesetzentwurf soll das Rentenniveau bis 2031 bei 48 Prozent halten. Danach würde es eigentlich wieder dem Verhältnis von Rentnern zu Beitragszahlern folgen – und damit sinken. Doch das SPD-geführte Arbeitsministerium plant, den Berechnungsmechanismus so zu drehen, dass das Niveau nach 2031 etwa einen Prozentpunkt über dem bisherigen Recht liegt.
Was das bedeutet? Auf die bereits jetzt jährlich 120 Milliarden Euro Steuergeld, die der Staat der maroden Rentenkasse zuschießt, kämen bis zu 15 Milliarden Euro extra pro Jahr. Bis 2040 summiert sich das auf über 115 Milliarden Euro – eine gigantische Umverteilung von Jung zu Alt. Durch die Hintertür.
Die Lebensleistung der Babyboomer in allen Ehren, aber das kann unmöglich gutgehen. Oft wird jungen Menschen an dieser Stelle gern vorgeworfen, sie seien weniger leistungsbereit als ihre Eltern und Großeltern, die nach dem Krieg das Fundament des heutigen Wohlstands gelegt haben. Vielleicht sollten Merz, Söder, Bas und Klingbeil einmal überlegen, ob das Problem nicht eher darin liegt, dass sich Leistung heute schlicht weniger auszahlt: hohe Steuern, hohe Lebenshaltungskosten, eine stagnierende Wirtschaft.
Einige junge Menschen haben das längst begriffen. Sie haben den Generationenvertrag innerlich schon gekündigt; sie sparen in Aktienfonds, weil sie von der gesetzlichen Rentenversicherung nichts erwarten. Andere gehen noch weiter und wandern aus – weil sie nicht länger in ein System einzahlen wollen, das sie finanziell benachteiligt.
Diese Entscheidungen kommen nicht aus Trotz, sondern aus einem nüchternen Blick auf die Realität. Denn die junge Generation trägt schon jetzt eine Last, die immer schwerer wird: Corona hat sie überproportional getroffen. Hinzu kommen die steigenden Verteidigungsausgaben, die ebenfalls aus ihren Einkommen finanziert werden. Von der drohenden Wehrpflicht ganz zu schweigen. Und während sie all diese Belastungen schultern, entzieht ihnen die Politik gleichzeitig jede Form von Zukunftssicherheit.
Ich mache mir Sorgen: Wie sollen sie an ein System glauben, das von ihnen immer mehr verlangt und ihnen gleichzeitig immer weniger verspricht?
Vielleicht ist das die ehrlichste Frage unserer Zeit: Wie lange schauen die Jungen noch zu?
Eine umfassende Rentenreform ist im Interesse aller. Es geht nicht nur um einen finanzierbaren Sozialstaat, sondern auch darum, das Land für Fachkräfte attraktiv zu halten – und um das soziale Gefüge in einer alternden Gesellschaft, die sich grundlegend fragen muss, welche Lasten sie den nachfolgenden Generationen aufbürden will.
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Wer die Zukunft gestalten will, muss die Jungen ernst nehmen. In diesem Sinne: ein schönes Wochenende mit eurer Familie – und gute Gespräche mit euren Kindern.



