Gewalt in Syrien – Soldaten rücken in Suwaida ein

In Syrien kämpfen sunnitische Beduinen-Clans gegen Angehörige der drusischen Minderheit.
In Syrien kämpfen sunnitische Beduinen-Clans gegen Angehörige der drusischen Minderheit. Foto: Malek Khattab/AP/dpa
100 Tote und rund 200 Verletzte – so lautet Aktivisten zufolge die vorläufige Bilanz der neuen Gewalt in Syrien. Truppen der Regierung in Damaskus sind angerollt im Versuch, die Lage zu stabilisieren.

Damaskus (dpa) – In Syrien rücken Regierungssoldaten in den mehrheitlich von Drusen bewohnten Ort Suwaida vor im Versuch, die Gewalt in der Region zu stoppen. Anwohner und die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte bestätigten der Deutschen Presse-Agentur heute, dass die Truppen in den Ort im Süden des Landes eingerückt seien. 

Die Truppen würden Zivilisten beschützen und Sicherheit wiederherstellen, teilte Ahmed al-Dalati, Kommandeur für innere Sicherheit in der Provinz, mit. Er verkündete eine Ausgangssperre in dem Ort ab 8 Uhr früh. Anwohner sollten in ihren Häusern bleiben.

Bei der Gewalt zwischen Angehörigen der drusischen Minderheit und sunnitischen Beduinen wurden der Beobachtungsstelle zufolge seit Sonntag mehr als 100 Menschen getötet und rund 200 weitere verletzt, darunter auch Kinder. Begonnen hatte die Gewalt in der südlichen Provinz nach einem Raubüberfall auf einen drusischen Jugendlichen auf der Schnellstraße zwischen Damaskus und Suwaida. Zwischen Drusen und sunnitischen Beduinen kam es daraufhin zu weiteren Entführungen und schließlich zu Gewalt.

Mit dem Versuch der Regierungstruppen, in der Region die Kontrolle zu übernehmen, wächst die Sorge vor weiteren Kämpfen und Opfern. Laut der Beobachtungsstelle, die das Konfliktgeschehen in Syrien von London aus mit einem Netzwerk aus Aktivisten verfolgt, griffen die Truppen das Gebiet mit Raketen und Mörsern an. Einige davon seien in Wohngegenden niedergegangen. 

Befürchtungen vor weiteren Opfern

Die Beobachtungsstelle warnte vor einer «Wiederholung des Szenarios an der syrischen Küste» – ein Verweis auf die Gewalt im März, als bei Kämpfen verschiedener Gruppen laut Beobachtungsstelle rund 1.500 Menschen getötet wurden, darunter viele Zivilisten.

Die geistliche Führung der Drusen in Suwaida begrüßte die Ankunft der Truppen. Drusische Milizen sollten die Waffen niederlegen und mit den Truppen zusammenarbeiten, forderte die geistliche Führung in einer Mitteilung. Würdenträger aus der Gegend bemühten sich, eine Waffenruhe durchzusetzen.

In Syrien wurde vor einem halben Jahr der langjährige Machthaber Baschar al-Assad gestürzt, der das Land 2011 in einen mehr als zehn Jahre langen Bürgerkrieg geführt hatte. Die neue Regierung von Präsident Ahmed al-Scharaa hat die Kontrolle in Damaskus übernommen und ist bemüht, im Land Stabilität herzustellen. Trotzdem kam es in vergangenen Monaten zu Kämpfen zwischen Volksgruppen und Milizen und auch zu Terroranschlägen.

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