Vor rund 15 Jahren präsentierte ich mit einer Kollegin auf dem Börsentag in Hamburg verschiedene Anlagemagazine. Gleich neben uns lockte ein Stand mit Gold- und Silberangeboten: glänzende Barren, funkelnde Münzen – alles appetitlich präsentiert. Irgendwann am Nachmittag, als der Besucherstrom nachgelassen hatte, kamen wir mit dem Standbetreiber ins Gespräch. Gleich zu Beginn sprach er die wohl wichtigste „Finanzweisheit” seines Lebens aus: „Gold und Silber – unbedingt investieren!“
Er entwarf ein dramatisches Szenario: Der Euro sei in Gefahr, irgendwann würde Angela Merkel an einem Freitagabend im Fernsehen verkünden, dass eine Währungsreform unumgänglich sei – genau dann, wenn die Banken geschlossen seien. Zugegebenermaßen begegneten wir seinen Ausführungen mit einer gewissen Skepsis – aber kalt erwischte er uns trotzdem: Mit jedem Satz stieg die Beunruhigung. Auf einmal sahen wir das Objekt mit anderen Augen: den Einkilo-Goldbarren am Nachbarstand, damals rund 34.000 Euro wert – eine Summe, die für uns außer Reichweite lag. Woher nehmen – und nicht stehlen? Kurz huschten kriminelle Phantasien durch unsere Köpfe.
Als ob das nicht genug gewesen wäre an Hiobsbotschaften, tauchte auch noch ein Freund auf, der unbedingt erzählen musste, dass gerade der Markt für Armbrüste boome – zur Selbstverteidigung, versteht sich. Zu viel Weltuntergangsstimmung auf einmal. Unsere Augen füllten sich mit ein paar Tränen, irgendwo zwischen Lachen und Weinen. Er schaute uns irritiert an – sicher, seine Geschichte war der Grund dafür. Wir klärten ihn auf. Seitdem schreibt er in seine Weihnachtskarten stets: „Ich wünsche euch ganz viel Gold und Silber.“
Was soll ich sagen: Es waren tatsächlich oft Goldmünzen im Säckchen – aber die aus Schokolade. Die Kanzlerin Angela Merkel ist längst Geschichte – heute müsste Friedrich Merz die traurige Wahrheit verkünden. Unser eigener Goldvorrat? Ich verweise auf die Schokolade. Heute kostet der gleiche Barren (1 kg) etwa 104.000 Euro.
Und jetzt? Lohnt sich ein Einstieg überhaupt noch? Ich denke an die Immobilienpreise in München: Als ich Mitte der 1990er dorthin zog, war ich überzeugt, dass diese Preissteigerungen bald ein Ende hätten. Doch sie setzten sich fort und fort. Hier ebenfalls: Einstieg verpasst.
Auch bei meiner Altersvorsorge wäre ein früherer Beginn klug gewesen. Als ich ins Berufsleben startete, herrschten die Hochzeiten des Neuen Marktes. Überall sah, las und hörte man, wie schnell man reich werden konnte. Ohne Startkapital konnte ich da leider nicht mitspielen, auch wenn die Vorstellung, schnell Geld verdienen zu können, äußerst verlockend war. Während andere investierten, zog ich zwei Kinder groß und versuchte, Job, Haushalt und Familie unter einen Hut zu bringen. Für langfristiges Sparen blieb nur wenig übrig – die Kinderbetreuung verschlang einen großen Teil meines verdienten Geldes. Mit der Idee, auch mit kleinen Beträgen etwas anzusparen, beschäftigte ich mich nicht. Leider! Heute weiß ich: Auch kleine Summen, früh und kontinuierlich investiert, können Großes bewirken.
Wichtig ist, dass man überhaupt anfängt. Zum Beispiel am Money Day am 24. Oktober in München! Sehen wir uns?