Knapp jeder zweite junge Mensch in Deutschland zwischen 14 und 25 Jahren kann sich vorstellen, bis zum 30. Lebensjahr ein Unternehmen zu gründen oder hat dies bereits getan. Das Gründungsinteresse steigt damit im dritten Jahr in Folge und widerlegt somit erneut das gängige Klischee eines fehlenden Gründergeistes bei jungen Menschen.
Laut der repräsentativen Umfrage, die im März und April 2025 unter 1.755 jungen Menschen im Alter von 14 bis 25 Jahren durchgeführt wurde, haben sich bereits 4,7 Prozent der Befragten selbstständig gemacht und 11,8 Prozent planen eine Gründung fest ein. Weitere 32,9 Prozent können sich eine Gründung gut vorstellen. Zusammengenommen ergibt sich daraus ein konstant hohes Gründungspotenzial von 49,4 Prozent.
Urbane Räume und Migrationshintergrund fördern Interesse – Frauen deutlich zurückhaltender
Die Ergebnisse zeigen allerdings Unterschiede im Gründungsinteresse entlang soziodemografischer Merkmale:
- Männliche Befragte gründen bereits häufiger oder planen häufiger eine Gründung fest ein als weibliche Befragte (22,1 Prozent Männer, 10,7 Prozent Frauen), die im Vergleich deutlich häufiger Unsicherheit oder Ablehnung äußern.
- Junge Menschen mit Migrationshintergrund zeigen ein höheres Gründungsinteresse (50,6 Prozent mit, 49 Prozent ohne Migrationshintergrund) – setzen es jedoch seltener um.
- Auch der Wohnort spielt eine zentrale Rolle: In Großstädten ist die Gründungsbereitschaft deutlich ausgeprägter als in ländlichen Räumen (53,5 Prozent in Großstädten, 41,9 Prozent in ländlichen Räumen).
Gründungsförderung wirkt – entscheidend ist nun die Umsetzung
Trotz des positiven Trends bleibt das Potenzial junger Gründer:innen in Deutschland bislang ungenutzt. Im internationalen Vergleich liegt die Gründungsquote junger Menschen hierzulande weiter deutlich unter dem Niveau anderer Länder – etwa den USA, wo laut dem Global Entrepreneurship Monitor (GEM) fast doppelt so viele junge Menschen gründen.
Um das Potenzial zu nutzen, wurden bereits die Weichen gestellt: Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung greift zentrale Handlungsfelder auf – etwa durch den Ausbau von Entrepreneurship Education, One-Stop-Shops zur Verwaltungsvereinfachung, Gründerschutzzonen für mehr Sicherheit in der Anfangsphase sowie einen verbesserten Zugang zu Wagniskapital. Wie der Young Founders Monitor zeigt, können solche politischen Maßnahmen die Gründungsbereitschaft junger Menschen gezielt steigern. Doch damit die Ansätze Wirkung entfalten, kommt es nun auf die Umsetzung an. Auch müssen junge Menschen konsequent als spezifische Zielgruppe mitgedacht werden – mit niedrigschwelligen Zugängen und chancengerechter Förderung.
Die Erhebung belegt zum dritten Mal in Folge: Das Interesse an unternehmerischer Selbstständigkeit ist kein kurzfristiger Trend, sondern eine Konstante. Dieses Potenzial sollte genutzt und politisch adressiert werden. Deutschland steht dabei vor der Aufgabe, junge Menschen systematisch einzubeziehen, passende Rahmenbedingungen zu schaffen und das vorhandene Gründungspotenzial in Innovationskraft, Beschäftigung und wirtschaftliche Dynamik zu übersetzen. (Quelle: Bertelsmann Stiftung)




