Gute Teamarbeit in Kitas ist Schlüsselfaktor für Schutz und Wohlbefinden von Kindern

Die Vielfalt der Welt zeigt sich im Kleinen auch in den Kitas der Republik.
Ein bunter Zaun einer Kita Foto: Kirsten Neumann/dpa-tmn

Kindgerechtes Handeln in der pädagogischen Arbeit ist der Maßstab für die Professionalität von Mitarbeitenden einer Kita. Wenn es jedoch Probleme bei den Abläufen und der Kommunikation im Team gibt, wächst das Risiko für nicht angemessenes Verhalten gegenüber den Kindern. Dass es hier Handlungsbedarf gibt, zeigt eine bundesweite Befragung von Fach- und Leitungskräften. Daher braucht es mehr Unterstützungsangebote, Ressourcen und eine offene Feedback-Kultur.

Stress, Überforderung, mangelnde Erfahrung – wenn Kita-Mitarbeitende im Umgang mit den ihnen anvertrauten Kindern nicht angemessen handeln, kann das viele Gründe haben. Sicher ist, dass es ihre Kolleginnen und Kollegen belastet: In einer Befragung von rund 21.000 Kita-Fach- und Leitungskräften der Justus-Liebig-Universität Gießen in Kooperation mit der Bertelsmann Stiftung gaben 69 Prozent von ihnen an, dass sie sich stark oder eher stark belastet fühlen, wenn sie Situationen beobachten, in denen Kinder geschützt werden müssten. Zwar sagen 40 Prozent, dass sie so gut wie nie solche Situationen miterleben – doch immerhin etwa 11 Prozent geben an, solche Fälle ständig oder fast täglich zu beobachten, weitere 14 Prozent an den meisten Tagen.

„Jeder Vorfall, bei dem das Wohl eines Kita-Kindes mutmaßlich nicht gewährleistet ist, ist einer zu viel. Das treibt nicht nur Eltern um, sondern auch die Fachkräfte selbst. Die allermeisten von ihnen haben hohe Ansprüche an die eigene Arbeit und wünschen sich, bei diesem sensiblen Thema nicht allein gelassen zu werden. Entscheidend ist daher das Vertrauen und Zusammenspiel innerhalb des gesamten Kita-Teams“, sagt Anette Stein, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung.

Personalausstattung ist eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung

Aus der Befragung geht ebenfalls hervor, dass in gut besetzten Kita-Teams die Arbeitsabläufe besser funktionieren, während in unterbesetzten Teams häufiger Probleme auftreten. Die Bertelsmann Stiftung hat bereits in früheren Veröffentlichungen auf den gefährlichen Teufelskreis von Unterbesetzung, Überlastung und Abwanderungstendenzen im Kita-System hingewiesen. „Eine ausreichende Personalausstattung ist eine notwendige Bedingung für kindgerechte Arbeit in der Kita. Aber, das zeigen unsere Daten: Sie kann Schutz und Wohlbefinden von Kindern nur fördern, wenn sie auch zu einer Verbesserung der Teamarbeit beiträgt“, betont Kathrin Bock-Famulla, Expertin der Bertelsmann Stiftung für frühkindliche Bildung.

Unsere Befunde unterstützen, dass für erfolgreiche Teamprozesse und den professionellen Umgang mit sensiblen Situationen die Reflexionskompetenz der Mitarbeitenden eine große Rolle spielt. Damit ist gemeint, dass pädagogisch tätige Kita-Mitarbeitende in der Lage sind, ihr Verhalten gegenüber den Kindern zu hinterfragen und mit Kolleg:innen und Leitung zu besprechen. In der Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher oder Erzieherin werden die Grundlagen vermittelt, um die Reflexionskompetenz im Berufsleben kontinuierlich zu entwickeln. Der Anteil an Kita-Teams, die über eine hohe Quote einschlägig ausgebildeter Fachkräfte verfügen, geht jedoch seit Jahren zurück, wie die Bertelsmann Stiftung sowohl auf Länder- wie auch auf kommunaler Ebene ermittelte.

Mehr Fachberatung, mehr Kapazitäten für Leitungsaufgaben, mehr Qualifizierung

Die Expertinnen der Bertelsmann Stiftung empfehlen daher, an mehreren Einflussfaktoren zu arbeiten. Beispielsweise sollten die Angebote der Fachberatung für Kitas zeitlich und personell ausgeweitet werden, damit sie den Teams mehr Unterstützung – auch zur gemeinsamen Reflexion – bieten können. Sinnvoll sind Formate, die eine offene Fehler- und Feedbackkultur sowie einen Konsens über angemessenes Verhalten fördern. Hierfür tragen auch die Träger eine Verantwortung. Um den Kita-Leitungen mehr Kapazitäten für die Verbesserung der Teamabläufe zu geben, sollte die Leitungszeit mindestens 20 Stunden pro Woche betragen, zusätzlich je nach Größe der Kita noch mehr. Zugleich ist es zentral, die Fachkraft-Quote in den Kitas wieder zu steigern und auch langfristig auf ein höheres Niveau zu bringen, indem pädagogische Mitarbeitende unter Fachkraft-Status berufsbegleitend qualifiziert werden.

Mit der aktuellen Initiative „Es geht um jedes Kind“ möchte die Bertelsmann Stiftung auf die hohe Bedeutung pädagogischer Qualität in den Kitas sowie die dafür notwendigen Bedingungen aufmerksam machen. (Quelle: Bertelsmann Stiftung)

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