Habe ich einen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung?

Regelmäßig mehr Geld? In vielen Fällen müssen Beschäftigte dafür eigenständig mit dem Arbeitgeber verhandeln.
Regelmäßig mehr Geld? In vielen Fällen müssen Beschäftigte dafür eigenständig mit dem Arbeitgeber verhandeln. Foto: Christin Klose/dpa-tmn
Stets fleißig und schon seit langer Zeit dabei – da könnte es mal eine Gehaltserhöhung geben. Doch das allein reicht nicht. Ein Fachanwalt erklärt, in welchen Situationen ein Anspruch entstehen kann.

Wiesbaden (dpa/tmn) – Viele Menschen arbeiten seit Jahren im selben Unternehmen, leisten gute Arbeit und übernehmen Verantwortung. Irgendwann stellt sich dann die Frage: Ist jetzt eine Gehaltserhöhung gerechtfertigt – oder sogar rechtlich durchsetzbar?

«Wenn zur Gehaltserhöhung keine Regelung im Arbeitsvertrag steht, gibt es grundsätzlich auch keinen Anspruch darauf», erklärt Jakob T. Lange, Fachanwalt für Arbeitsrecht. 

Anders sieht es entsprechend aus, wenn vertraglich unter bestimmten Konditionen eine Gehaltsverbesserung vereinbart ist. Ein Anspruch auf Lohnanpassung zu einem bestimmten Zeitpunkt kann sich zum Beispiel aus dem geltenden Tarifvertrag ergeben. Und ein Arbeitsvertrag kann für solche Fälle auf einen Tarifvertrag verweisen.

Was der Gleichbehandlungsgrundsatz bedeutet

Mitunter ist bei der Frage auch der Gleichbehandlungsgrundsatz relevant. Der besagt, dass alle Beschäftigten eines Unternehmens gleich behandelt werden müssen, sofern es keinen sachlichen Grund für eine Unterscheidung gibt. Zu den sachlichen Gründen zählen zum Beispiel Leistungsunterschiede, besondere Qualifikationen oder unterschiedliche Aufgaben.

Gewährt ein Arbeitgeber also bestimmten Beschäftigten nach allgemeinen Kriterien einen Vorteil wie eine Lohnerhöhung, müssen alle Mitarbeiter, die diese Kriterien erfüllen, gleichermaßen profitieren.

Ist das nicht der Fall, kann es sein, dass sich ein Anspruch auf Gehaltserhöhung gerichtlich durchsetzen lässt. Etwa, wenn ein einzelner Mitarbeiter in einem Team von zehn Beschäftigten mit vergleichbarer Tätigkeit und ohne messbare Leistungsunterschiede als einzige Person von einer Gehaltserhöhung ausgeschlossen wird.

Betriebsrat mit Mitbestimmungsrecht

Jakob T. Lange verweist auf einen weiteren Fall, bei dem unter Umständen ein Anspruch auf Gehaltserhöhung möglich ist. Der Fachanwalt führt als Beispiel einen Betrieb an, der zwar nicht tarifgebunden ist und bei dem kein Tarifvertrag Anwendung findet, aber in dem es einen Betriebsrat gibt. 

Das Gremium hat dann zum Beispiel Mitbestimmungsrechte zur Verteilung des zur Verfügung stehenden Geldes, wenn der Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung vorsehen möchte. Aus einer daraus erfolgenden Betriebsvereinbarung könne sich letztendlich auch eine Lohnerhöhung ergeben, so der Fachanwalt.

Zur Person: Jakob T. Lange ist Fachanwalt für Arbeitsrecht und Mitglied im Geschäftsführenden Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft Arbeitsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV).

Diesen Artikel teilen

Die Kommentare sind geschlossen.

Money DAy
Anzeige
Courage 01/26 Petkovic

Neue Ausgabe

Ein Grand-Slam-Sieg blieb Andrea Petković in ihrer Tenniskarriere verwehrt. Doch dafür hat sie etwas noch Wertvolleres gewonnen: Resilienz. Denn oft war die achtfache WTA-Turniersiegerin verletzt. Monatelang kämpfte sie nach einem Kreuzbandriss gegen die Schmerzen – und für ein Comeback. Mit Erfolg. „Schwierige Phasen machen dich widerstandsfähiger“, sagt sie heute. Im Interview spricht sie zudem über die Folgen ihrer frühen Flucht aus Jugoslawien, ihre Geldanlagen und ihre neue Leidenschaft – das Schreiben.