Hotel Franks, ein Fünf-Sterne-Haus in Oberstdorf. Wunderschön am Rande der Alpen gelegen. Geführt von Cora und Mara Frank. Die beiden Frauen sind der lebende Beweis dafür, dass ein Mutter-Tochter-Gespann in der Top-Hotellerie auch top funktionieren kann. Wir haben die beiden gefragt, wie sie das machen.
Courage: Was braucht man als Frau, um im Hotelgewebe erfolgreich zu sein?
Cora Frank (Mutter): Das gleiche wie ein Mann: vor allem Disziplin, Freude an der Arbeit, fachliche und persönliche Kompetenz, und man muss Menschen mögen, empathisch sein. Eben alles, was eine gute Führungskraft ausmacht. Das ist ja unabhängig vom Geschlecht.
Führen Frauen denn nicht anders als Männer?
Mara Frank (Tochter): Ich denke schon. Sie sind oft emotionaler und empathischer, versetzen sich in das Gegenüber, sind ausgleichender und weniger hierarchisch. Wir hinterfragen unser Tun stärker.
Mara, Sie als Tochter sind im April 2022 als Geschäftsführerin in den Familienbetrieb eingestiegen. Wann wurde Ihnen bewusst, dass Sie das „Hotelerbe“ antreten wollen?
Mara: Schon nachdem ich mit zwölf Jahren gemerkt habe, dass ich doch keine Ausbildung zur Automechanikerin machen wollte, um in der Formel 1 zu arbeiten. Das war neben der Hotellerie mein großer Traum. Aber dann siegte die Hotellerie.
Wie haben die Mitarbeitenden auf den Generationenwechsel reagiert?
Mara: Soweit ich das beurteilen kann, haben sich wirklich alle gefreut. Manche kannten mich ja schon, als ich noch klein war. Vielleicht waren einige auch etwas skeptisch, aber Gegenwind kam wirklich überhaupt keiner. Das Team steht voll hinter uns. Außerdem ist meine Mutter als Co-Chefin ja noch da, wir sehen das Ganze eher als fließenden Übergang.
Was empfinden Sie als größte Herausforderung in Ihrer Position?
Cora: Es geht immer ums Zwischenmenschliche. Und da gibt es natürlich ganz unterschiedliche Sichtweisen auf unsere Dienstleistung, weil diese nicht messbar ist. Jede und jeder definiert zum Beispiel Freundlichkeit anders. Da ist es nicht immer leicht, einen gemeinsamen Nenner zu finden, z.B. was das Thema Humor anbelangt.
Mara: Für mich ist es, dass ich immer Angst habe, den Anschluss zu verlieren. Also Trends zu verpassen, nicht kreativ genug zu sein, nicht nah genug am Zeitgeist. Im Hotelgewerbe müssen Sie da ständig wachsam sein, um nicht ins Hintertreffen zu geraten. Mit dem Thema Yoga Retreats haben wir erst letztes Jahr angefangen, das war zu spät, um uns damit vorne zu positionieren.
Was ist das Wichtigste, was Sie voneinander gelernt haben?
Cora: Mara hat mir das Digitale und die neuen Medien nähergebracht. Und auch, neue Herausforderungen konsequenter anzugehen. Etwa dass wir das Thema Wellness bei uns neu aufstellen und dies auch von vorne bis hinten durchzuziehen.
Mara: Von meiner Mutter habe ich vor allem Gelassenheit gelernt. Es wird wirklich nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird.
Gibt es einen klugen Spruch von Ihren Eltern bzw. Großeltern, der Sie geprägt hat?
Mara: Auf jeden Fall. Plane maximal 50 Prozent deines Tages ein, haben sie gesagt, der Rest des Tages plant dich. Und das ist wirklich so.
Cora: Ich habe von meiner Mutter immer gehört: „Ich weiß, du kannst das.“ Das hat mich enorm bestärkt. Ich habe an einem Tag vormittags die Abschlussprüfung zur Hotelkauffrau gemacht und am selben Abend meine Tochter Mara geboren. Erst wollte ich meine Prüfung verschieben, aber hier hat mich meine Mutter sehr ermutigt.
In einem Familienbetrieb sind Arbeit und Privatleben oft eng miteinander verwoben. Gelingt es Ihnen, auch mal abzuschalten?
Mara: Das ist sehr schwer. Momentan nur, wenn ich den Ort verlasse und eine Auszeit nehme. Yoga und mit meinen FreundInnen treffen tut auch gut.
Wo machen Sie als Hotelbetreiberinnen denn selbst Urlaub?
Mara: Einmal im Jahr fahren wir als Familie alle zusammen an die Ostsee.
Cora: Wir nehmen uns ab und zu ein bis zwei Tage frei und fahren an den Bodensee oder Gardasee. (ml/aig)