Am höchsten Punkt des berühmten Weinortes Johannisberg, mit atemberaubendem Blick über die Rheinebene, thront das Relais & Châteaux Hotel Burg Schwarzenstein.
Seit 2005 leiten Stephanie und ihr Mann Michael Teigelkamp das in einen mediterranen Park eingebettete Hotel mit 51 Zimmern und Suiten. Im Interview spricht Stephanie Teigelkamp über Herausforderungen im Hotelmanagement, den Stellenwert von Nachhaltigkeit in ihrem Haus, den Umgang mit schwierigen Gästen – und warum man sich nicht alles gefallen lassen muss. Außerdem verrät sie, warum echte Gastfreundschaft für sie keine Berufswahl, sondern eine Lebenseinstellung ist.
Courage: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Stephanie Teigelkamp: Ich habe einen Hotelier geheiratet. Zu Beginn meiner Karriere lagen meine Aufgaben vor allem in den Bereichen PR und Marketing auf Burg Schwarzenstein – meinem Ausbildungsberuf. Meine Teilzeitbeschäftigung bei der Deutschen Lufthansa, die in diesem Jahr nach 30 Jahren Fliegerei endet, habe ich dabei stets beibehalten. Nach und nach hat sich mein Tätigkeitsfeld immer weiter ausgedehnt – auf alle Bereiche der Hotellerie: perfektes Housekeeping, HR, Restaurants – eigentlich alles. Auch die Planung und Einrichtung unserer neueren Parkresidenz habe ich gemeinsam mit unserer Architektin übernommen.
Hotelmanagerin – ist das für Sie ein „Traumberuf“?
Burg Schwarzenstein ist unser Lebenswerk und unser gemeinsamer Traum, den ich tagtäglich mit meinem Mann lebe. Ja, es ist mein Traumberuf.
Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen im Hotelmanagement heute?
Mitarbeiter auszubilden, weiterzuentwickeln und langfristig zu binden – solche, die sowohl ihr Handwerk als Dienstleister beherrschen als auch echte Gastgeber mit Herz sind. Die Persönlichkeit unserer Mitarbeitenden – letztlich die Seele unseres Hauses – trägt entscheidend dazu bei, dass unsere Gäste immer wiederkehren.
Nachhaltigkeit wird auch in der Hotellerie immer wichtiger. Wie setzen Sie das in Ihrem Haus um?
Wir haben uns schon vor Jahren auf den Weg gemacht und sind von GREEN HOTEL zertifiziert. Unser Park wird nachts aus einer Regenzisterne bewässert. Wir verfügen über eine eigene Müllpresse, verwenden keinerlei Plastik, verarbeiten Fleisch nach dem Nose-to-Tail-Prinzip, bewirtschaften einen Kräuter- und Gemüsegarten und legen großen Wert auf absolute Bioqualität bei all unseren Lebensmitteln.
Mit dem Burgrestaurant und der Brasserie verfolgen Sie unterschiedliche kulinarische Konzepte. Welche Bedeutung haben Qualität und Angebot einer Hotelküche, wenn es darum geht, neue Gäste zu gewinnen und Stammkunden zu binden?
Die Kulinarik ist das Herzstück unseres Hauses. Das Burgrestaurant zeigt beispielhaft, warum wir so viele Stammgäste haben. Auf der Karte stehen unsere BURG KLASSIKER – etwa ein Wiener Schnitzel aus frischem Kalbsrücken mit Kartoffel-Gurkensalat, eine Rinderroulade oder Rheinischer Sauerbraten. Alles ist perfekt zubereitet – unsere Gäste lieben diese Gerichte. Die BURG KLASSIKER sind seit 15 Jahren auf der Karte. Würden wir sie streichen, wären viele Gäste sehr enttäuscht – und kämen nicht mehr.
Was war Ihr bisher schönstes Erlebnis im Berufsalltag – ein besonderer Gast, ein ungewöhnlicher Moment?
Ich durfte viele schöne Momente erleben. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Geschenk eines arabischen Gasts: eine Box mit drei Masterpieces von MONT BLANC – mit persönlicher Notiz und großem Dank. Oft sind es aber die kleinen Gesten, die mich berühren: ein Gast, der mir erzählt, was er an unserem Haus besonders schätzt – und mich zum Abschied spontan fragt, ob er mich umarmen darf. Oder Stammgäste, die Geschenke für unser Labradormädchen Maila mitbringen. Das ist echte Dankbarkeit – und Wertschätzung.
Und was war das schrecklichste Erlebnis?
Ein Gast reiste mit einem sehr alten Labrador an. Beim Turn-Down-Service stellte sich heraus, dass der Hund stundenlang alleine im Zimmer war – ohne Wasser. Der Gast war verschwunden – auch am nächsten Tag. Wir nahmen das arme Tier zu uns und sorgten für alles Nötige. Erst nach drei Tagen kam der Gast, um auszuchecken – und fragte beiläufig nach seinem Hund. Eine solche Lieblosigkeit und Verantwortungslosigkeit einem Haustier gegenüber macht mich unendlich traurig.
Wie gehen Sie mit schwierigen Gästen oder Beschwerden um? Muss man als Hotelmanagerin immer einknicken, um einen guten Eindruck zu hinterlassen – oder gibt es auch Situationen, in denen man standhaft bleiben muss?
Ich bin überzeugt: Man muss sich nicht alles gefallen lassen. Wir begegnen unseren Gästen auf Augenhöhe und nehmen Beschwerden sehr ernst. Ist eine Beschwerde berechtigt, entschuldigen wir uns und bieten eine angemessene Kompensation an. Leider hat die Beschwerdekultur in den letzten Jahren seltsame Züge angenommen – etwa wenn kostenlose Upgrades in einem unangemessenen Ton eingefordert werden. Frei nach dem Motto: Je lauter und dreister, desto höher die Erfolgschance. In solchen Situationen lächle ich freundlich – und bedauere sehr, nicht weiterhelfen zu können.
Sie führen heute ein Hotel im wunderschönen Rheingau. Aber wenn Sie sich einen Ort auf der Welt frei aussuchen dürften – wo würden Sie am liebsten ein Hotel führen?
Am Meer oder an einem See.
Glauben Sie, dass Hotelmanagerinnen und -manager generell länger im Beruf bleiben als andere?
Ja, das glaube ich. HotelmanagerInnen bringen große Leidenschaft für ihren Beruf mit – sie leben Gastfreundschaft mit Herzblut und Engagement. Sie lieben, was sie tun – und gehen auch mal die berühmte Extrameile, um die Erwartungen ihrer Gäste zu übertreffen. Das ist kein Beruf – das ist eine Lebenseinstellung. Deshalb gibt es auch keine Alternative. Es ist nun mal die schönste Aufgabe der Welt.
Wenn Sie selbst Gast in Ihrem eigenen Hotel wären – wie sähe Ihr perfekter Tag im Rheingau aus? Wie viele Tage sollte man Ihrer Meinung nach mindestens bleiben, um die Region wirklich genießen zu können?
Ich würde meinen Gästen empfehlen, mindestens drei Nächte auf Burg Schwarzenstein zu verweilen. Denn in unmittelbarer Nähe liegen drei sehenswerte Städte: Frankfurt, Wiesbaden und Mainz.
Zudem bietet der Rheingau eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, weltberühmten Weingütern, urigen Gutsausschänken und herrlichen Wanderwegen – wie etwa dem Rheinsteig. Das Obere Mittelrheintal gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe – eine Schifffahrt entlang der Loreley ist ein echtes Highlight.
Der Rheingau gilt als Hochburg des Rieslings. Verraten Sie uns Ihren Lieblingswein?
Die bekannten Großen Gewächse der renommierten Winzer muss ich hier nicht extra erwähnen. Ein persönlicher Favorit ist auf jeden Fall ein Riesling von Johannes Eser vom Weingut Johannishof – etwa der Rüdesheimer Berg Rottland –, oder ein Riesling Mélange. Auch ein Lorcher Riesling von Eva Fricke aus Eltville zählt für mich zu den Spitzenweinen der Region.
Tipp der Redaktion: Wir verlosen einen Aufenthalt im Hotel Burg Schwarzenstein. Hier könnt ihr teilnehmen! Viel Glück!