„Ich stehe ungern still“ – Teresa Klamert

Foto: Jeanne Degraa
Foto: Jeanne Degraa

Als Schauspielerin und Modeunternehmerin ist die 31-jährige Mutter einer kleinen Tochter erfolgreich auf ihrem dualen Karriereweg unterwegs. Sie bekennt: „Es schlagen eben zwei Herzen in meiner Brust.“

von Nikolas Marten

Als Teresa Klamert an einem son­nigen Frühlingsmorgen in die Lobby des „Bayrischen Hofs“ in München schreitet, folgen ihr ­viele neugierige Blicke. Die lange, leicht wellige Haarmähne wird von einem Windhauch des geöffneten Eingangsportals verweht. Die 31-Jährige bewegt sich souverän wie auf einem unsichtbaren Laufsteg. Ihr dezenter Look ist zugleich topmodisch auf das urbane Trendbarometer für „sophisticated women“ eingestellt.

Die „Bild“-Zeitung, wie immer kompromisslos, titelte über Klamert schon vor acht Jahren: „Hier lächelt Münchens schönster Nachwuchsstar“. Ihre lebensfreudige Mimik ist in der Tat erwähnenswert, da es ein seltenes Phänomen ist, auf einen Menschen zu treffen, dessen gesamte Erscheinung positiv wirkt. Vielleicht verbirgt sich hier ein Teil der Antwort, warum ihre Karriere so früh schon in der Volljährigkeit angekommen ist. „Unglaublich, aber ich bin bereits 18 Jahre in der Branche“, staunt Teresa Klamert über sich.

Sie ist 13 Jahre alt, als ihr Vater auf einen Casting-Aufruf im Münchner Boulevardblatt „tz“ reagiert. „Er hat da ein Bild von mir hingeschickt und was Schönes dazugeschrieben.“ Es geht um nicht weniger als eine Hauptrolle im ZDF-Serienhit „Forsthaus Falkenau“. Sie erinnert sich noch gut, wie sie „mit sehr vielen anderen Mädels in meinem Alter“ gecastet wurde. Zwar hat sie schon „im Kindergarten gerne Theater gespielt“. Sie gluckst. „Aber so etwas hatte ich ja noch nie gemacht.“ Sie bekommt die Rolle als Serientochter Jenny von Förster Stefan, der von Hardy Krüger jr. gespielt wird. Ihre Premiere zum Serienstart wird als Spielfilm in Kanada gedreht. Teresas Mutter begleitet die Novizin. 

Der Anfang 2007 ausgestrahlte „Falkenau“-Film wird ein Megaerfolg: 7,65 Millionen schalten ein. Für den Teenager ändert sich alles. Ihr Deal mit den Eltern: Zweierschnitt auf dem Gymnasium, dafür Dreherlaubnis direkt nach der Schule. Die „Statusveränderung war schon krass“, erinnert sie sich. Ihre Pubertät erlebt sie in einer „reinen Erwachsenenwelt. Das hat meine Persönlichkeit geprägt.“ Bis zum Abitur führt sie ein duales Dasein als Schülerin und Schauspielerin. „Meine Eltern haben extrem aufgepasst.“ Alle Gagen ihrer sieben Serienjahre werden „zu 100 Prozent“ auf einem Konto für sie angelegt. „Das hat mir später finanzielle Sicherheit gebracht.“

Nach dem Abitur macht sie ein Praktikum bei dem Modemagazin „Glamour“. Ihr Modefaible zeigt sich schon früh: „Ich hatte unzählige Puppen, Barbies. Und das Einzige, was mich immer interessiert hat, war, die alle zu stylen und anzuziehen.“ Dank ihres Försterstochter-Guthabens kann sie sich am renommierten Istituto Marangoni ihr Modestudium in London finanzieren. Drei Jahre, in denen sie aber auch immer weiter Filme dreht. Zurück in München, beginnt Teresa dann als Moderedakteurin bei der „Instyle“. 

Erst 2019 trifft sie eine Entscheidung. Sie will der Schauspielerei ein akademisches Fundament geben: „Ich habe mich an der Royal Central School of Speech and Drama beworben, wo auch Weltstars wie Judy Dench oder Rupert Everett waren.“ Es folgt „das beste Jahr meines Lebens!“. Mit ihrem „Master in Acting for Screen“ spielt die Zufallsautodidaktin unter anderem in der international erfolgreichen BBC-Serie „Killing Eve“ mit. Ihr bisher noch unerfüllter Traum – „einmal ein Dreh mit meiner Ikone Nicole Kidman“.

Dann ist da noch ihr nachhaltiges Fashion­label Lésaya, das sie mit ihrer französischen Studienfreundin Lea Hustin in zwei Jahren von der Idee, die in einem Londoner Pub geboren wurde, bis zur ersten Kollektion 2022 verwirklicht hat. Upcycling, „saisonunabhängig, tragbar und dennoch mit modischen Design“, umschreibt Teresa Klamert ihre Lésaya-Pieces, die auch von der „Vogue“-Chefin getragen werden.

Was in ihrem Leben noch kommt? „Hoffentlich viel. Ich stehe ungern still!“ Teresa Klamert lacht, bevor sie mit wehendem Haar, von vielen Augen verfolgt, fröhlich das Hotel verlässt.

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