Warum würdet ihr eine Waffe kaufen? Eine richtige Pistole, die schwer in der Hand liegt und einen enormen Rückstoß entwickelt, wenn ihr euch entschließt, abzudrücken; eine, deren Kugel tödlich trifft, wenn ihr sie im richtigen Winkel abfeuert.
Elfmal gelang dies einem 21-jährigen in Graz, der am Dienstagmorgen den Entschluss gefasst hatte, einen Amoklauf an seinem ehemaligen Gymnasium zu begehen. Elfmal, wenn man nach der Tötung von zehn Menschen seinen unmittelbar folgenden Suizid mitzählt. Geschossen hat er weitaus öfter. Elf Menschen liegen derzeit noch im Krankenhaus, neun von ihnen auf der Intensivstation. Seine Opfer wären größtenteils Schüler, das jüngste 14 Jahre alt.
Nach derzeitigen Erkenntnissen hatte er die zwei für die Tat verwendeten Waffen legal erworben. In Österreich ist das gar nicht einmal so schwer. Für manche Waffen muss man nur 18 Jahre alt sein. Obgleich der Täter sich für die Art von Waffe, mit der er später diese Tat begehen sollte, einem psychologischen Gutachten unterziehen musste. Dabei falsche Angaben zu machen, ist gar nicht so schwer, wie man denkt.
Ich weiß das. Mir ist das letzten Sommer bei einer investigativen Recherche für Courage auch gelungen. Als man mich bei einem psychologischen Gutachten für die Musterung bei der Bundeswehr fragte, ob ich mir den Umgang an der Waffe zutraute, log ich, dass sich die Balken bogen. Nicht wirklich traue ich mir das zu. Bestanden habe ich trotzdem.
Das Motiv des Täters, ob und wie lange er seine Gräueltat geplante, ist derzeit noch unbekannt. Ob er beim Kauf seiner Waffen schon wusste, auf wen er den Lauf irgendwann einmal richten würde, weiß niemand.
Was ist also (wieder einmal) das Erbe, was ein Staat nach so einem Verbrechen antreten muss? Es ist die Auseinandersetzung mit seiner derzeitigen Gesetzeslage. Die österreichischen Waffenregelungen. Klare Worte findet dafür bis jetzt fast nur die Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr (KPÖ), für die vollkommen unverständlich ist, warum Privatpersonen überhaupt Waffen besitzen dürfen. Ausgenommen sind von dieser Position natürlich immer Polizisten und Jäger.
Deutschland hat in dieser Thematik schon ein bisschen Vorsprung. Nach dem Amoklauf von Erfurt 2002 wurden die Forderungen nach einer Verschärfung des Waffengesetzes zum Teil umgesetzt. Auch der damalige Täter war ein ehemaliger Schüler auf seinem persönlichen Rachefeldzug. Auch er konnte Waffen legal besitzen – er war Mitglied im Schützenverein. Auch er richtete sich nach der schrecklichen Tat selbst.
Österreich hat den schlimmsten Amoklauf seiner Geschichte erlebt und muss nun Stellung beziehen. Heute endet zunächst einmal die dreitägige Staatstrauer, eine Maßnahme, die historisch meist auf den Tod eines hochrangigen Politikers folgte.
Die Zukunft ist ungewiss, ich jedoch meine: Nehmt den Kindern die Waffen aus der Hand. Wie steht ihr zu einer Verschärfung des Waffengesetzes? Schreibt uns gerne einen Kommentar.
Pazifistische Grüße
Alexa Gräf
Redakteurin Courage