Ein Gastbeitrag von Simone Kollmann-Göbels und Delia Hagenau
In vielen mittelständischen Unternehmen findet aktuell ein tiefgreifender Wandel statt: Eigentümer:innen ziehen sich zurück, Nachfolgen werden geregelt, gleichzeitig steigen die Anforderungen an Effizienz, Digitalisierung und kulturellen Wandel. Inmitten dieser Transformation rückt eine Rolle zunehmend ins Zentrum – die des Chief Operating Officer (COO). Lange unterschätzt, wird sie nun zur tragenden Säule der Zukunftsfähigkeit.
Brückenbauer:in zwischen Vision und Realität
Der COO ist nicht nur für das operative Tagesgeschäft verantwortlich – er ist der zentrale Übersetzer zwischen der strategischen Vision der Geschäftsführung und deren Umsetzung im Alltag.
Während der CEO die Richtung vorgibt, sorgt der COO für das „Wie“: für Strukturen, Prozesse und die operative Exzellenz. Besonders in Familienunternehmen ist der COO häufig der Stabilitätsanker – das Kontinuitätsversprechen für Mitarbeitende, Kund:innen und Investoren.
Führung durch Struktur – nicht Kontrolle
Der moderne COO denkt nicht in Kontrollmechanismen, sondern in Strukturen, die Teams befähigen. Effizienz entsteht durch Klarheit, nicht durch Mikromanagement. Gut gestaltete Prozesse, nachvollziehbare Zuständigkeiten und eine offene Kommunikationskultur sind das Fundament seiner Arbeit. Der COO gibt nicht den Ton an, sondern den Takt und adaptiert diesen, wenn nötig – leise, aber wirksam.
Kulturelle Instanz und Wertevermittler:in
Wo das „Was“ durch CEOs oder Eigentümer:innen bestimmt wird, verantwortet der COO das „Wie“ – und damit den kulturellen Rahmen, in dem gearbeitet wird. Wie wird geführt? Wie wird mit Veränderungen umgegangen? Wie wird Innovation möglich gemacht? Der COO sorgt dafür, dass die gelebte Unternehmenskultur nicht im Leitbild stecken bleibt, sondern sich in Verhalten, Entscheidungen und Strukturen widerspiegelt.
Navigator:in in der digitalen Transformation
Digitalisierung, Automatisierung, KI – diese Schlagworte sind allgegenwärtig. Doch der Unterschied liegt im Wie der Umsetzung. Der COO führt neue Technologien nicht um ihrer selbst willen ein, sondern mit Sinn und Verstand: technologieaffin, aber menschenzentriert. Er oder sie stellt sicher, dass digitale Werkzeuge in der Praxis funktionieren, den Alltag erleichtern – und von den Mitarbeitenden akzeptiert werden.
Der stille Motor – sichtbar in Ergebnissen
COOs stehen selten im Rampenlicht – und doch wäre ohne sie vieles undenkbar. Sie sorgen für reibungslose Abläufe, stabile Prozesse und eine verlässliche Umsetzungskraft. Gerade in Phasen der Unsicherheit – bei Übergaben, Verkäufen oder tiefgreifendem Wandel – zeigt sich die Stärke des COO: ruhig, konsequent, lösungsorientiert. Wer in ein Unternehmen investiert, will nicht nur Visionen hören – sondern sehen, dass die operative Umsetzung funktioniert. Genau hier liefert der COO.
Strategische:r Sparringspartner:in auf Augenhöhe
Die Rolle des COO ist längst nicht mehr rein ausführend. Immer häufiger tritt sie als strategische Mitgestalterin auf – im engen Schulterschluss mit CEO, CFO und Gesellschafter:innen. Als Brückenbauer:in zwischen kaufmännischem Denken und emotionaler Intelligenz verbindet der COO Kennzahlen mit Haltung, Systeme mit Sinn, und Prozesse mit Menschen.
Fazit: Zukunft braucht COO-Kraft
Der Mittelstand steht an einem Wendepunkt. Wer in dieser komplexen Welt bestehen und Transformationen nachhaltig implementieren will, braucht nicht nur Visionen, sondern auch Umsetzungskraft, Struktur und Haltung. Der COO ist keine Assistenzfunktion, sondern eine Schlüsselrolle für Wettbewerbsfähigkeit, Resilienz und Zukunftssicherheit.
Es ist höchste Zeit, diese Rolle ins verdiente Licht zu rücken!
Über Delia Hagenau:
Delia Hagenau war bis Ende Juli 2025 CFO/COO der ICS-Gruppe, der Holdingorganisation hinter dem weltweit bekannten Heavy-Metal-Festival „Wacken Open Air“, das mehrheitlich zur internationalen Live-Entertainment-Gruppe Superstruct Entertainment (Private-Equity-backed) gehört. Nach ihrem Studium der Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt Finanzen an der Goethe-Universität Frankfurt startete sie ihre Karriere im M&A-Bereich, gefolgt von verschiedenen Positionen innerhalb der Lufthansa Group – zuletzt als Referentin des Konzernvorstands mit Verantwortung für Restrukturierungs-, Transformations- und Digitalisierungsprojekte sowie die strategische Weiterentwicklung der Eurowings. Im Anschluss übernahm sie 2021 im inhabergeführten Mittelstand als Geschäftsführerin und CFO in mehreren Portfoliounternehmen die Verantwortung für Restrukturierung und Post-Merger-Integration. Innerhalb der ICS-Gruppe verantwortete sie die administrativen und operativen Bereiche. Zu ICS gehören neben dem W:O:A auch weitere Geschäftsbereiche wie ein eigenes Künstler- und Tourmanagement, Merchandising, Tourismusprodukte wie die “Full Metal Cruise” sowie Ticketing. Zu September 2025 wechselt sie zu CTS Eventim, einem börsennotierten und international führenden Unternehmen im Bereich Ticketing und Live-Entertainment. Aufgewachsen in einer Musikerfamilie in der Nähe von Frankfurt, ist sie seit ihrer Kindheit Schlagzeugerin und begeisterter Live-Musik-Fan. Ihr Lebensmittelpunkt ist Hamburg.
Über Simone Kollmann-Göbels:
Simone Kollmann-Göbels ist Senior Vice President bei der STRÖER Gruppe. Nach ihrem BWL und Psychologie-Studium in Köln und London schrieb sie ihre Diplomarbeit bei der REWE Group, für die sie anschließend international in der internen Revision mit Schwerpunkt Compliance und Operations tätig war. Seit 2013 arbeitet sie in unterschiedlichsten Positionen und Bereichen für die STRÖER Gruppe (M-Dax, Family Owned, 2 Mrd. EUR Umsatz, 13.000 Mitarbeiterinnen) und verantwortet mittlerweile die Central Services & Operations (Bereiche Einkauf, Fuhrpark, Versicherungen, Mobilfunk, Immobilien und den Corporate Carbon Footprint). Sie ist Mitgründerin des Immobilien Studienganges und Dozentin an der Cologne Business School in Köln und engagiert sich in verschiedenen Programmen, die Frauen in Führungspositionen fördern: u.a. beim Handelsblatt (PULSE) und GenerationCEO. Zudem ist sie Mitglied bei FidAR (Frauen in den Aufsichtsrat) und seit Juni 2022 im Aufsichtsrat der STRÖER SE & Co. KGaA vertreten. Ihr Lebensmittelpunkt ist Zürich.

