Boom-Phasen in der Entwicklung Künstlicher Intelligenz, zum Beispiel durch den Sieg des Schachcomputers Deep Blue über den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow in den Jahren 1996 und 1997, gibt es seit Jahrzehnten. Keine davon hat allerdings das Interesse von Investor:innen und großen Tech-Firmen so sehr geweckt wie die aktuelle, die durch die Veröffentlichung von OpenAIs ChatGPT, das auf dem Sprachmodell GPT basiert, losgetreten wurde.
Kritiker:innen sehen in dieser Art von Künstlicher Intelligenz wenig mehr als “stochastische Papageien”, die Worte nach Wahrscheinlichkeiten zusammensetzen, während KI-Evangelist:innen ChatGPT als ersten großen Schritt hin zu einer echten “Allgemeinen Künstlichen Intelligenz”, die die selben kognitiven Fähigkeiten wie ein Mensch besitzen soll. Diese Entwicklung voranzutreiben lassen sich Firmen und Risikokapitalgeber einiges kosten.
Wie eine Auswertung der 100 vielversprechendsten KI-Startups des Tech-Marktforschungsunternehmens CB Insights zeigt, konnte OpenAI durch Partnerschaften unter anderem mit Microsoft und andere Investionen bisher rund 14 Milliarden US-Dollar Kapital ansammeln, der potenzielle Börsenwert wird derzeit auf etwa 80 Milliarden US-Dollar geschätzt. Anthropic, die Firma hinter dem ChatGPT-Konkurrenten Claude, landet mit etwa 4,2 Milliarden US-Dollar auf Platz zwei, während die Big-Data-Analyseplattform Databricks mit etwa vier Milliarden US-Dollar den dritten Rang erreicht. Hinsichtlich der aktuellen Bewertung reicht es bei US-Unternehmen für den zweiten Rang mit 43 Milliarden US-Dollar, eine Zahl, an die von den restlichen Vertretern der Top 8 niemand heranreicht.
Weiterhin auffällig: Sieben der acht bestfinanzierten Firmen unter den Top 100, die von CB Insights anhand von “Deal-Aktivitäten, Partnerschaften in der Industrie, Teamstärke, Investor:innenstärke, Patent-Aktivitäten” und dem eigenen “Mosaic Score” ausgewählt wurden, sitzen in den USA. Mistral AI, das erst vor einem Jahr von Ex-Mitarbeitern von Meta und Google DeepMind gegründet wurde, konnte innerhalb von weniger als zwölf Monaten bereits 544 Millionen US-Dollar Kapital einsammeln.
Auch deutsche Firmen sind in den Top 100 vertreten: Daedalus, das KI in der Fabrikation von Präzisionsteilen einsetzt, das Verteidigungsunternehmen Helsing und der Drohnenhersteller Quantum Systems. Insgesamt haben 69 der 100 Top-Firmen ihren Sitz in den USA, gefolgt vom Vereinigten Königreich (7), Kanada (5) Deutschland und Frankreich (jeweils 3) sowie China (2).
Obwohl der Markt derzeit noch nicht der Ansicht zu sein scheint, dass der KI-Boom in naher Zukunft abebbt, sehen Kritiker:innen der Technologie einen Crash für die nahe bis mittelfristige Zukunft voraus. Selbst die Firmen, die in KI investieren, sind mittlerweile skeptisch: Laut einer Reportage der Tech-Publikation The Information würden Entscheider:innen in Konzernen wie Amazon und Google ihre Marketingabteilungen dazu anhalten, Künstliche Intelligenz bei ihren Unternehmeskund:innen weniger aggressiv zu bewerben, da der allgegenwärtige Hype die hohen Betriebskosten verschleiern würde und die Ergebnisse weniger revolutionär ausfallen würden als erhofft. (Quelle: Statista/cw)