Eine aktuelle Umfrage der Statista Consumer Insights zeigt: In Japan geht nur eine kleine Minderheit von 2 Prozent der Befragten zu einer Steuerberatung. In Indien sind es hingegen rund ein Fünftel der Befragten. In Deutschland trifft dies auf 16 Prozent der Befragten zu. Die Ergebnisse der Befragung in den USA, Italien und China liegen ebenfalls im zweistelligen Bereich. In Frankreich, dem Vereinigten Königreich, Südkorea gehen weniger als jede:r Zehnte zu einer Steuerberatung.
Wie lassen sich diese großen Unterschiede erklären? In Japan ist es üblich, dass der Arbeitgeber für reguläre Angestellte das komplette Lohnsteuerverfahren übernimmt. Darunter fällt besonders das „Year-End Adjustment“. Dabei korrigiert der Arbeitgeber automatisch zu viel oder zu wenig gezahlte Lohnsteuer. Für die meisten Beschäftigten ist das gleichbedeutend mit einer vollständigen Steuererklärung. Selbst wenn jemand eine Erklärung abgeben muss, ist diese stark standardisiert, kann digital durchgeführt werden und wird vom Staat mit klaren Formularen und Rechenhilfen unterstützt. Der Gang zum Steuerberater erübrigt sich daher in der Regel.
In Indien ist es dagegen nahezu umgekehrt: Indiens Einkommensteuersystem umfasst zahlreiche Abzüge und Sonderregelungen, zudem gibt es verschiedene Steuersysteme, viele Formulare und notwendige Nachweise. Anders als in Japan wird zwar eine TDS (Tax Deducted at Source) einbehalten, doch die Arbeitgeber übernehmen keine vollständige Jahresendabrechnung. Daher fällt es den meisten Menschen in Indien ungleich schwerer, den Überblick zu behalten und eine Steuerberatung kann äußerst hilfreich sein.
Das deutsche Steuersystem ist komplexer als in Japan, aber weniger kompliziert als in Indien: Es gibt viele Abzüge, Freibeträge und Sonderregelungen, was eine Beratung sinnvoll machen kann. Für Standardfälle (nur Lohn/Gehalt) reicht jedoch zumeist eine Erklärung via ELSTER oder einer einfachen Software von Drittanbietern.
Insgesamt spiegelt der Grad der Inanspruchnahme von Steuerberatungen zu einem großen Teil die Komplexität der jeweiligen Steuersysteme und den Grad der Automatisierung wider, aber auch die Beratungskosten und die kulturelle Akzeptanz von externer Beratung spielen eine Rolle. (Quelle: Statista/cw)



