Investment am Handgelenk: Welche Rendite Luxusuhren bringen

Nicht nur Musiker lieben teure Uhren - Fans und Liebhaber eifern ihren Vorbildern gerne nach.
Nicht nur Musiker lieben teure Uhren - Fans und Liebhaber eifern ihren Vorbildern gerne nach. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa/dpa-tmn
Luxusuhren sind nicht selten zweierlei – Statussymbol und Geldanlage. Damit Käufer wirklich von Wertzuwächsen profitieren, sollten Sie den Markt aber sehr gut kennen. Und einen langen Atem haben.

Eigentlich braucht heute niemand mehr eine Armbanduhr. Das Handy zeigt schließlich genauso zuverlässig die Zeit an. Aber Uhren sind zum Statussymbol geworden, deshalb sind manche Käufer bereit, mitunter viel Geld dafür auszugeben. Gleichzeitig lässt sich mit den Zeitmessern am Handgelenk Geld verdienen.

Seit 2017 ist der Wert von begehrten Luxusuhren pro Jahr um durchschnittlich fast neun Prozent gestiegen. Das zeigt der Watch Charts Overall Market Index, der die Preisentwicklung der 300 wichtigsten Modelle abbildet. Preislich gibt es nach oben bei den einzelnen Stücken praktisch kein Limit. Es gibt Uhren, die sogar die Millionen-Marke knacken. Wie zum Beispiel eine Patek Philippe Nautilus.

Allerdings legt nicht jede teure Uhr auch wirklich im Preis zu. «Es gibt eine Handvoll von Marken, die bisher im Markt gut abgeschnitten haben. Dazu zählen unter anderem bekannte Namen wie Rolex, Patek Philippe oder Audemars Piguet», sagt Balazs Ferenczi, Head of Brand Engagement bei Chrono24, einem Online-Marktplatz für Luxusuhren. Hinzu kommen noch einzelne begehrte Modelle von anderen Herstellern. Der Markt wird dominiert von Herrenuhren, Damenmodelle sind eher eine Randerscheinung.

Produktion wird mitunter mutwillig verknappt

Allerdings ist es für Otto-Normalverbraucher nicht immer einfach, ein neues Exemplar der begehrtesten Hersteller zu erhalten. Oft gibt es Wartelisten, es kann Jahre dauern, bis Käufer tatsächlich eine neue Uhr zum Beispiel von Rolex erhalten. Manche Händler bevorzugen zudem Kunden, denen sie bereits vorher Uhren verkauft haben. Das gehört zur Strategie: Luxusuhren sind auch so begehrt, weil die Marken die Produktion knapp halten. Bleibt noch der Zweitmarkt, wo gebrauchte Stücke verkauft werden.

«Letztendlich bestimmen bei Luxusuhren Nachfrage und Angebot den Preis. Den meisten Wertzuwachs sehen wir bei alten Uhren und Sammlerstücken», sagt Daniel Vittallowitsch, Vermögensberater bei der Albrech und Cie Vermögensverwaltungs-AG. Allerdings muss man sich dann auskennen.

Limitierte Auflagen oder Modelle mit seltenen Ziffernblättern erzielen Höchstpreise. Auch eine ausgefeilte Technik wie ein ewiger Kalender oder Minutenrepetition werden gut bezahlt. Genauso eine gewisse Historie: Hat die Armbanduhr mal am Handgelenk einer berühmten Person geblinkt, steigert das automatisch ihren Wert.

Auf den Zustand kommt es an

Was dann vor allem zählt, sei der Zustand der Uhr, weiß Leonie Polkläser, Expertin für Schmuck und Uhren beim Auktionshaus van Ham. «Gern gesucht sind Stücke, die so gut wie nie getragen wurden oder in sehr gutem Zustand sind.» Entscheidend ist, dass möglichst alle Teile eines Zeitmessers noch original sind. Selbst Ersatzteile vom Hersteller werden von Käufern nicht gerne gesehen.

Kommt die Uhr noch in ihrer ursprünglichen Box und liegen Herstellergarantie und Servicebelege vor, steigert das zusätzlich den Wert. «Für Laien ist es nur schwierig festzustellen, wie der Zustand eines Stücks wirklich ist. Am besten ist es deshalb, zu einem Fachhändler zu gehen», rät Polkläser. Dort werden die Uhren in der Regel vor dem Verkauf geprüft.

Selbst, wer die Hilfe eines Händlers in Anspruch nimmt, sollte sich aber nicht ohne entsprechende Vorbereitung auf den Uhrenmarkt wagen. «Vor einem Kauf sollte jeder Käufer überlegen, welche Uhr passt, wie sie getragen werden soll und nicht zuletzt, was ins Budget passt», so die Expertin. Viele Infos zum Markt lassen sich online finden. Außerdem gibt es sogenannte Watch-Clubs, in denen sich Enthusiasten austauschen und Neulingen Hilfestellung geben.

Uhren sollten nur kleinen Teil des Vermögens ausmachen

Nicht zuletzt entscheidet auch der Geldbeutel darüber, mit welchem Modell Anfänger ihre Luxusuhren-Sammlung starten. «Auf dem Vintage-Markt gibt es gerade in den Auktionen interessante Modelle ab 1.000 Euro aufwärts», so Polkläser. Balazs Ferenczi geht dagegen davon aus, dass es für ein Investment erst ab einem mittleren vierstelligen Euro-Betrag wirklich interessant wird. Er rät: «Es kommt auf den Zustand an. Käufer sollten lieber ein Modell wählen, das zu ihrem Budget passt und gleichzeitig in einem sehr guten Zustand ist, als ein begehrteres Modell in schlechter Kondition.»

Edle Uhren sind in der Regel ein langfristiges Investment. Bis sie nennenswert an Wert gewinnen, vergehen in der Regel Jahre. Und sie haben Risiken, wie jede andere spekulative Geldanlage auch: Ein Käufer kann aufs falsche Pferd setzen und eine Uhr erwischen, deren Wert kaum steigt oder sogar fällt. Zuletzt hat die Bilanz vieler Käufer nämlich tiefrot ausgesehen. Während der Corona-Zeit hat der Uhren-Markt geboomt, Uhren haben Höchstpreise erzielt.

Nach dem Hoch im Jahr 2022 sind die Marktpreise deutlich gesunken, derzeit stagnieren sie. Wer zum falschen Zeitpunkt zugriff, hat also zuletzt Verluste gemacht. «Auf keinen Fall sollten Uhren auf Kredit gekauft werden», warnt deshalb Vittalowitsch, der das in seinem Berufsleben bereits erlebt hat. «Wer in Luxusuhren investiert, sollte etwa das 20-fache des Kaufpreises als Vermögen besitzen.» Wer also eine Uhr für 5.000 Euro kaufen möchte, sollte etwa weitere 100.000 Euro auf der hohen Kante haben. Dann fallen mögliche Wertverluste nicht so ins Gewicht.

Auch über die Aufbewahrung sollten sich Käufer Gedanken machen. Für teure Uhren sei ein Safe sinnvoll, rät Vittalowitsch. Wer seine teure Uhr nicht am Handgelenk trägt, braucht zudem einen Uhrendreher. «Uhren brauchen Bewegung. Je länger sie liegen, desto anfälliger werden sie für Schäden.» Alle paar Jahre sollten sie zum Service gebracht werden – was einige hundert Euro kosten kann.

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