Isabelle Gardt: „Ich werde täglich mit Ungleichheit konfrontiert!“

Isabelle Gardt (Foto: Christine Lipski)
Isabelle Gardt (Foto: Christine Lipski)
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Die Welt digitaler gestalten – das ist die Vision von Isabelle Gardt. Und ihr Job passt perfekt dazu: Sie ist Geschäftsführerin und Head of Marketing bei OMR, einer führenden Plattform für die digitale Wirtschaftswelt. Dabei treibt Gardt noch ein zweites Thema um: Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt. Wir haben die neue Generation-CEO-Netzwerkerin dazu befragt.

Courage hat bereits hier über das Netzwerk Generation CEO e.V. und den Auswahlprozess berichtet. In den kommenden Wochen stellen wir Euch alle 13 Top-Managerinnen in einer Serie vor – jeweils am Freitag!

Courage: Gibt es eine Gleichstellungsmüdigkeit? Das jedenfalls lässt eine neue Studie des Marktforschungsunternehmens Ipsos vermuten. Demnach bejahen 60 Prozent der befragten Männer in Deutschland, dass „hinsichtlich der Gleichstellung in Deutschland schon genug getan wurde“. Auch 38 Prozent der Frauen stimmen dieser Aussage zu.

Isabelle Gardt: Ja, viele haben offenbar das Gefühl, dass bereits genug oder sogar zu viel für die Gleichstellung der Geschlechter getan wurde. Das kann unterschiedliche Gründe haben: Einige Menschen sehen signifikante Fortschritte in Bereichen wie Bildung, Arbeitsmarkt oder Familienpolitik und empfinden weitere Maßnahmen als überflüssig. Andere sind vielleicht von der ständigen Thematisierung der Gleichstellungsthemen ermüdet oder haben das Gefühl, dass Männer sogar benachteiligt werden. Auch wenn Männer bei Themen wie Lohnungleichheit, Karrierechancen oder Vereinbarkeit keinen Nachholbedarf sehen: Ich und viele andere Frauen werden täglich mit Ungleichheit konfrontiert.

Haben Frauen generell weniger Interesse an Führungspositionen als Männer?

Das lässt sich so pauschal nicht beantworten, da Interessen von vielen Faktoren beeinflusst werden. Dazu gehören gesellschaftliche Erwartungen, persönliche Präferenzen, aber auch strukturelle Barrieren. Frauen begegnen häufiger Hindernissen auf dem Weg in Führungspositionen, die das Interesse an einer Führungslaufbahn dämpfen können. Diese Hindernisse können unbewusste Vorurteile, aber auch der fehlende Zugang zu Netzwerken sein. Auch das Thema Vereinbarkeit spielt eine große Rolle. Traditionelle Rollenbilder bestehen noch immer und führen dazu, dass sich Frauen dazu verpflichtet fühlen, sich hauptsächlich um Kinder zu kümmern. Sie werden zudem seltener dazu ermutigt, Führungsrollen zu übernehmen.

Hier sollen Frauenquoten Abhilfe schaffen. Ein Kritikpunkt daran ist: Besser qualifizierte männliche Kandidaten werden dabei manchmal zugunsten weiblicher Bewerber abgelehnt, einfach aufgrund des Geschlechts. Darf man das ignorieren?

Die Frauenquote zielt darauf ab, strukturelle Barrieren zu überwinden und langfristig gerechtere Bedingungen zu schaffen. Frauen wurden in der Vergangenheit weniger gefördert und oft benachteiligt. Bekommen jetzt also weniger qualifizierte Frauen den Job, der einem besser qualifizierten Mann zusteht? Das ist in der Realität selten der Fall: Bei gleichen Qualifikationen wird sich lediglich für die Frau statt für den Mann entschieden. So überwinden wir unbewusste Vorurteile und schaffen ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis.

Eine aktive Vaterschaft ist auch heute noch mehr Ideal als Realität. Bei der Aufteilung der Care-Arbeit herrscht noch kein Gleichgewicht. Kind und Karriere als Frau – geht das nur mit dem richtigen Mann?

Tatsächlich ist die einfache Antwort: Ja.

Die Grundvoraussetzung von Vereinbarkeit von Kind und Karriere ist eine gleichberechtigte Partnerschaft und die aktive Aufteilung von Care-Arbeit. In vielen Familien ist das noch nicht der Fall, weswegen Frauen nach der Geburt eines Kindes oftmals in Teilzeit gehen und die Karriere auf Eis legen.

Wie wichtig sind „Role Models“, die zeigen, wie man Karriere und Familie unter einen Hut bringen kann?

Vorbilder sind sehr wichtig. »If you can see it, you can be it.« Sie bieten Inspiration und Orientierung. Positivbeispiele helfen, alte Rollenmuster aufzubrechen und zeigen die unterschiedlichsten Wege auf. Aus meiner Sicht gibt es inzwischen sehr viele Positivbeispiele, man muss nur genau hinschauen. Für mich sind das beispielsweise Maša Schmidt von SAP oder Kristine Zeller und Kati Ernst von ooia.

Zur Person: Isabelle Gardt ist Geschäftsführerin und Head of Marketing bei OMR, einer führenden Plattform für die digitale Wirtschaftswelt, die Inhalte, Events und Technologien präsentiert. Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Entwicklung der übergeordneten Marketingstrategie von OMR. Neben ihrer Vision, die Welt digitaler zu gestalten, setzt sie sich für Geschlechtergerechtigkeit in der Arbeitswelt ein. Hierfür rief sie 2018 zusammen mit ihrer Kollegin Kira Schubert die Initiative OMR 5050 ins Leben und hostet seitdem den gleichnamigen Podcast.

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