Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal muss man bekanntlich in den Rückspiegel schauen, um die Gegenwart so richtig zu begreifen. Bildung für Frauen? War nicht immer selbstverständlich! Es ist auf den Tag genau gerade einmal 125 Jahre her, dass Johanna Kappes als erste Frau in Deutschland ein Studium begann. Und dafür musste die spätere Ärztin gegen allerlei Widerstände kämpfen. Frauen, so die vorherrschende Meinung damals, eigneten sich nicht für intellektuelle Aufgaben. Das weibliche Geschlecht sei vielleicht gebildet, aber für höhere Wissenschaften einfach nicht gemacht, befand etwa der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Oder, wie der Philosoph Emanuel Kant es formulierte: Mühsames Lernen oder Grübeln zerstöre alle Vorzüge des weiblichen Geschlechts.
Heute ist das kaum mehr vorstellbar. 51 Prozent der Studierenden an deutschen Unis sind Frauen. Und dennoch kommen Zweifel auf, ob wir wirklich von Chancengleichheit sprechen können. Zum Beispiel, wenn US-Präsident Donald Trump einer Journalistin keine Antwort auf ihre Frage zu der Zukunft Afghanistans und vor allem der Zukunft der Frauen dort gibt, sondern sie mit einem „Eigentlich haben Sie eine schöne Stimme und einen schönen Akzent“ abcancelt. Aufgeschreckt hat mich auch der Kommentar von Anna Schneider zu den Reaktionen auf das rein männlich besetzte Präsidium von CDU und CSU, das allerlei Unmut unter Feministinnen erzeugte. „Hoffentlich ignorieren Merz und Söder die Aufregung“, so die Chefreporterin der WELT. „Wäre doch ein Traum, wenn endlich wieder Kompetenz und Leistungen zählen – und nicht das Geschlecht.“
Wow. Ich musste bei der Lektüre schlucken. 559 von 695 Top-Managern in den Vorstandetagen der DAX-Familie sind nach einer Auswertung des Prüfungs- und Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) Männer. Weil sie einfach die schlaueren Menschen sind? Gut also, dass endlich auch in der Politik wieder Leistung zählt?
Schenkelklopfer zu Lasten von Frauen aus der Feder einer Frau find ich befremdlich. „Was ist schon eine Frau? Sind die mit Penis mitgemeint oder mitgefühlt?“, fragt Anne Schneider provokant, als habe sie Anleihen bei dem Woke-feindlichen Elon Musk gemacht. Ihr Fazit: “Union is, where Woke goes to die”.
Tja, was fangen wir damit an? Mehr als 1000 Kommentare zum Kommentar, die die in meinen Augen extrem frauenfeindliche Auslassung der Chefreporterin in der Mehrzahl bejubeln. Ich gestehe: Ich bin irritiert. Und wie geht es dir damit? Sind wir inzwischen so emanzipiert, dass wir uns so etwas leisten können? Oder ist das einfach nur frauenverachtend und arrogant? Mich würde Deine Meinung interessieren. Schreib mir in den Kommentaren und nimm an unserer Umfrage teil!
Ich wünsche euch ein schönes Wochenende und an alle Karnevalistinnen: Helau und Alaaf!
Birgit Wetjen
Chefredakteurin Courage
- Nein! Die Männerdominanz in Vorständen und Führungsgremien hat nichts mit Kompetenz zu tun, sondern vor allem etwas traditioneller Rollenverteilung in der Familie. Männer haben die Spielregeln gemacht und bis zur Chancengleichheit liegt noch viel Arbeit vor uns! 100%, 4 Stimmen4 Stimmen 100%4 Stimmen - 100% aller Stimmen
- Ja! Frauen haben gleiche Rechte wie Männer. Deshalb sollten Stellen ausschließlich nach Leistung und Kompetenz besetzt werden. 0%, 0 Stimmen0 Stimmen0 Stimmen - 0% aller Stimmen
- Wahrscheinlich. Denn viele Frauen wollen gar keine Führungspositionen. Da hilft auch kein Feminismus. 0%, 0 Stimmen0 Stimmen0 Stimmen - 0% aller Stimmen