Carolin Bautzmann: „Immer davon ausgehen, dass es gelingt!“

©Zeppelin Rental GmbH Carolin Bautzmann
©Zeppelin Rental GmbHCarolin Bautzmann
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Vor einem Jahr stieg Carolin Bautzmann in die Geschäftsleitung der Baumaschinen- und Infrastrukturvermietung Zeppelin Rental Danmark auf. Dort verantwortet sie unter anderem die Bereiche HR, Finance und IT. Im Interview mit Courage erzählt die neue Generation-CEO-Netzwerkerin, wie sie Veränderungen meistert und wo sie kreative Auszeiten nimmt.

Courage hat bereits hier über das Netzwerk Generation CEO e.V. und den Auswahlprozess berichtet. In den kommenden Wochen stellen wir Euch alle 13 Top-Managerinnen in einer Serie vor – jeweils am Freitag!

Courage: Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman begründete die “Peak-End-Rule”: Je rascher auf einen intensiven Höhepunkt das Ende folgt, desto schöner bleibt das Ganze in Erinnerung. Veränderung scheint sich also zu lohnen. Folgen Sie dieser Regel bei Ihrem beruflichen Werdegang?

Carolin Bautzmann: Wenn man auf meine letzte Veränderung blickt, dann ja. Nach sechs Jahren als Strategieleitung hatten wir als Team die perfekte Besetzung und die Grundpfeiler für die weitere Entwicklung des Bereichs eingeschlagen. An diesem so schönen Moment habe ich mich entschieden, in die Geschäftsleitungsrolle nach Dänemark zu wechseln. Ich bin dabei jedoch nicht der Peak-End-Rule gefolgt. Vielmehr einer gebotenen Gelegenheit. Ich würde tatsächlich empfehlen, sich keine Regeln aufzuerlegen. Ich glaube daran, dass sich Möglichkeiten bieten, wenn man offen dafür ist und ein gewisses Maß an Flexibilität, Neugierde, Ambiguitätstoleranz und Einsatz mitbringt.

Es erfordert Mut, aus der Komfortzone herauszukommen, Sicherheit aufzugeben. Welche Tipps können Sie für mehr Mut im Berufsalltag geben, damit dieser Schritt nicht in der Panik- sondern in der Wachstumszone endet?

Ich erlebe oft, und davon nehme ich mich selbst nicht aus, dass man bei Veränderungen zunächst an all das denkt, was schiefgehen könnte. Die Zweifel und Sorgen dominieren die Gedanken. Was aber, wenn man dieses Gedankenkonstrukt umdreht und davon ausgeht, dass „es“ gelingt. Dieses „what if I fall BUT what if you fly” Mantra kann man sich bei der nächsten Veränderung vornehmen.

Etwas anderes, was mir oft hilft, ist, mich daran zu erinnern, dass jede Veränderung Höhen und Tiefen hat. Egal, wie veränderungsaffin man sich selbst bezeichnet, man läuft durch Phasen, in denen man sich die alte Komfortzone zurückwünscht. Dann hilft es, nicht zu streng mit sich selbst zu sein und vertraute Kolleg*innen oder Freunde zu haben, die ein offenes Ohr haben und denen man sich auch in einer vermeintlich schwachen Phase öffnen kann. Als ich vor einem Jahr nach Kopenhagen gezogen bin, hat mir das auf jeden Fall sehr geholfen.

Diversität spielt in den meisten Unternehmen eine große Rolle. Sei es in Bezug auf Geschlecht, Kultur oder Fachwissen. Widersprechen reine Frauennetzwerke nicht diesem Gedanken?

Aus meiner Perspektive nicht. Warum ich das so sehe?

Erstens: Ein Frauennetzwerk ist ein sicherer Ort, an dem man zumindest für einen Moment Teil einer „Mehrheit“ ist. Teil einer Mehrheit zu sein kann soziale Sicherheit vermitteln und die wiederum führt zu einem möglichen vertrauten Austausch unter „Gleichen“. Das wiederum kann Stärken und Kraft geben für die Phasen, in denen man möglicherweise eher Teil einer „Minderheit“ in einem Unternehmen ist.

Zweitens: Ich empfehle unbedingt, sich auch in anderen Netzwerken zu engagieren. Denn es ist die Vielfalt der Erfahrungen und Perspektiven, die bereichernd sind und das eigene Denken und damit das Lösungsspektrum erweitern. Im Ausland zu leben hat mein Leben unglaublich bereichert. Daher kann ich nur empfehlen, sich auch ein internationales Netzwerk zu suchen.

Sie sind in mehreren Aufsichtsräten tätig und engagieren sich ehrenamtlich. Nehmen Sie sich auch Auszeiten?

Auf jeden Fall. Ich liebe meine Rollen und sie geben mir Kraft. Aber selbstverständlich kosten sie auch Energie, und so habe ich über Jahre herausgefunden, was meine alternativen Kraftquellen sind. Ich brauche Zeit mit meinem Mann, meiner Familie, meinen Patenkindern und Freunden. Ich brauche aber auch terminfreie Zeiten, Stille, frische Luft und am besten Pferde, Berge, Wasser oder meine Yogamatte um mich. Auch meine strategische Rolle braucht diese bewussten Pausen, denn Kreativität kann nur entstehen, wenn das Gehirn Zeit ohne Input und Output hat.

Wie lautet der wertvollste Ratschlag, den Sie selbst auf Ihrem Karriereweg erhalten haben?

In der Beratung sagte eine Partnerin zu mir, warum sie so schnell Partnerin geworden ist: „Während die anderen noch über die Probleme gesprochen haben, habe ich bereits an der Lösung gearbeitet“ – diese Haltung des Machens statt Wollens hole ich mir immer wieder in Erinnerung.

Zur Person: Carolin Bautzmann ist Mitglied der Geschäftsleitung bei der Baumaschinen- und Infrastrukturvermietung Zeppelin Rental Danmark A/S. Sie verantwortet die Bereiche HR, Finance, IT & Digitalisierung, Strategie, Corporate Social Responsibility und Marketing. Davor leitete sie sechs Jahre den Bereich „Strategie & CSR“ bei der Zeppelin Rental GmbH. Im Laufe ihrer beruflichen Entwicklung hat Carolin Bautzmann umfangreiche Erfahrungen in den Bereichen Strategie, Transformation, Leadership, M&A, Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Mittelstand und im DAX-Umfeld sowie in unterschiedlichen, internationalen Industrien gesammelt. Als Aufsichtsrätin bringt sie diese Expertise bei der Zeppelin GmbH und der SAMASCH AG ein. Ehrenamtlich engagiert sie sich u.a. als Rolemodel bei BayFID, einem Programm des Bayerischen Staatsministeriums für Digitales. Carolin setzt sich aktiv für die Förderung von Talenten ein. Sie glaubt an die Kraft der Vernetzung und ist Mitglied in verschiedenen Netzwerken, darunter Generation CEO und PANDA – The Women Leadership Network.

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