Lage und sonst? Was beim Immobilienkauf heute noch wichtig ist 

Beim Immobilienkauf kommt es längst nicht nur auf die Lage an
Beim Immobilienkauf kommt es längst nicht nur auf die Lage an, ©kzenon/iStock
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Vor einer paar Jahren war die Sachen noch ganz einfach. Fragte man Immobilienexpert:innen nach den Kriterien für ein Kaufobjekt, lautete die Antwort in der Regel: Es zählen nur drei Dinge: Lage, Lage, Lage. Das hat sich geändert. 

Natürlich ist der Ort, an dem Haus oder Wohnung stehen, noch immer ganz entscheidend für die objektive Auswahl. Doch wie sieht es subjektiv aus? Haben sich die Ansprüche der Menschen an die ideale Immobilie in den vergangenen Jahren geändert, insbesondere unter dem Einfluss der Pandemie?  

Wie wir künftig wohnen 

Das hat eine Studie untersucht, die das weltweit größte Immobiliendienstleistungs- und Investmentunternehmen CBRE erstellt hat. Über 20.000 Menschen weltweit wurden dafür befragt, vom Babyboomer bis zur Generation Z. Vier Schwerpunkte haben die Forschenden definiert: Lage, Wohlbefinden, Arbeiten und ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). Von ihnen nehmen sie an, dass sie die Art und Weise, wie wir künftig leben, arbeiten und konsumieren, maßgeblich beeinflussen. Und die damit Auswirkungen auf den Immobilienmarkt haben.  

Die Studie zeigt zunächst, dass sich die Einstellung der Menschen geändert hat. Denn mit dem Abflauen von Covid-19 steigt die Bereitschaft, aktiv die Zukunft zu planen und damit der Wille, sich ein neues, besseres Heim zu suchen. Das betrifft naturgemäß eher junge Menschen. 48 Prozent der Generation Z (18 bis 25 Jahre) und 46 Prozent der Millennials (26 bis 33 Jahre) sind daran interessiert, ein neues Zuhause zu finden. Viele von ihnen leben noch nicht in der eigenen Wohnung, spielen aber für die künftige Entwicklung des Immobilienmarkts eine wesentliche Rolle. 

Der Anspruch an die Lebensqualität wächst 

Geändert haben sich aber auch die Ansprüche an eine Immobilie. Hier spielt vor allem die Lebensqualität eine viel größere Rolle als vor der Pandemie.  

Ganz oben aber steht etwas anderes – der Preis. Kein Wunder: Wohnen ist teuer in Deutschland. Leben im EU-Schnitt 70 Prozent unter dem eigenen Dach, sind es hierzulande weniger als 50 Prozent. Und obwohl die Kaufpreise nach langem und in den Metropolen steilen Anstieg mittlerweile sinken, ist der Preis nach wie vor für die meisten das entscheidende Kriterium. Mieten wird hierzulande die maßgebliche Form des Wohnens sein, so die Studie. Ebenso wie in Dänemark, Finnland oder Japan übrigens. Dennoch zeigt sich in der Studie auch, dass die Bereitschaft, mehr Geld für eine bessere Immobilie auszugeben, gestiegen ist. 

Auf Platz 2 findet sich jedoch schon die Qualität einer Immobilie hinsichtlich Gesundheit und Sicherheit, mithin der Faktor Lebensqualität. Dazu zählt eine nachhaltige Bauweise, ökologische Materialien oder fortschrittliche Heiz- und Energietechnik. Zur Lebensqualität gehört auch der Außenbereich – der auf Platz 3 genannt wird. Das mag überraschend sein und bedeutet: In der Stadt sind der Blick auf einen Parkplatz oder die nächste Fassade vor der Nase entscheidendere Minuspunkte als früher. Man legt Wert auf ein gepflegtes Umfeld. Das bedeutet aber auch, dass der Trend von Familien, aufs Land zu ziehen, ungebrochen ist. 

Das eigene Büro fürs Wohlbefinden zuhause 

Zum Wohlbefinden zählen auch Dinge wie die integrierte Arbeitsfläche im Haus – das Homeoffice lässt grüßen, aber möglichst im eigenen Büro und ohne gleichzeitige Kinderbetreuung. Laut CBRE-Studie sind eine ganze Reihe von Heimarbeitern in den vergangenen zwei Jahren umgezogen, um eben das zu gewährleisten. Für 64 Prozent derjenigen, die hybrid im Homeoffice und im Büro sitzen, ist ein Arbeitszimmer sogar entscheidender als der Preis der Immobilie. 

Weitere in der Studie genannten Punkte sind etwa die Pendelzeit zum Arbeitsplatz, die Qualität des Einzelhandels in der Umgebung sowie der Freizeitflächen oder Smarthome-Technologien.  

Das Kriterium Lage bleibt wohl das entscheidende für den Immobilienkauf. Nur hat sich offenbar die Definition von Lage geändert: Ein Standort ohne Lebensqualität ist kein guter. 

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