Langeweile und Monotonie: Was hilft gegen Bore-out im Beruf?

Total gelangweilt vom Job? Erfüllung kann man auch anderswo finden.
Total gelangweilt vom Job? Erfüllung kann man auch anderswo finden. Foto: Novellimage/Westend61/dpa-tmn
Monotonie im Job kann belasten und sogar krank machen – vor allem, wenn der Sinn fehlt. Warum Langeweile stresst, wen sie trifft und wie man rechtzeitig gegensteuern kann.

Dresden (dpa/tmn) – Stillstand im Job, zu wenig zu tun, kaum Abwechslung – was harmlos klingt, kann auf Dauer zur Belastung werden. Wer sich über längere Zeit unterfordert fühlt, beginnt oft zu zweifeln: 

  • an der eigenen Bedeutung im Unternehmen
  • am Sinn der Arbeit
  • an sich selbst

Die Folge kann ein Zustand sein, der dem viel bekannteren Burn-out ähnelt. Nur entsteht er nicht durch Überforderung, sondern durch das Gegenteil: anhaltende Langeweile und Monotonie. Doch was steckt wirklich hinter dem sogenannten Bore-out? Wer ist besonders gefährdet, und wie lässt sich mit dem Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit umgehen?

Die Diagnose Bore-out gibt es nicht, stellt Prof. Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung klar. Der Begriff stamme nicht aus der Medizin oder Psychologie und sei daher auch nicht das Gegenteil eines Burn-outs. Vielmehr sei Bore-out von Unternehmensberatern erfunden worden. Der korrekte Fachbegriff lautet: Erleben von Monotonie.

High-Performer besonders anfällig

Und: Nicht alle Menschen laufen Gefahr, sich von Langeweile und anhaltender Monotonie stressen zu lassen. Manche kommen gut damit klar, sie sehen ihren Job als Mittel zum Zweck, etwa um die Miete zu zahlen oder Reisen zu finanzieren. «Viele Menschen können gut mit Monotonie leben, die machen ihren Job, finden aber ihre Selbstbestätigung nach Feierabend, beispielsweise in Hobbys», sagt Windemuth.

Stressen lassen sich eher Personen mit hohem Leistungsanspruch, die häufig unter Druck stehen und für ihren Beruf leben. Für sie hat es nichts Entspannendes, längere Zeit weniger oder nichts zu tun zu haben. «Für sie stiftet Arbeit Sinn und gibt Selbstwert», sagt Windemuth.

Zwei wichtige Faktoren für die Anfälligkeit sind Selbstwert und Resilienz. Wer auch im beruflichen Kontext ein differenziertes Selbstbild hat und seine Leistungen, Fähigkeiten und Ziele kennt, ist weniger abhängig vom Zuspruch anderer Menschen oder der Sinnerfüllung durch Arbeit.

Phasen der Langeweile normal

Dabei sind Phasen von Monotonie oder Langeweile im Job völlig normal und lösen auch nicht sofort Symptome aus. Ursachen können eine inhaltliche Unterforderung oder schlicht wenig Arbeit sein, etwa in Urlaubsphasen. Deshalb ist es schwer, der Langeweile präventiv vorzubeugen.

Hält dieser Zustand der Monotonie jedoch über längere Zeit an und festigt sich der Eindruck «es ist egal, ob ich hier bin oder nicht», können die Symptome Tom Diesbrock zufolge ähnlich aussehen wie bei Stress: 

  • Antriebslosigkeit
  • innere Leere
  • Gereiztheit
  • bis hin zu depressiven Verstimmungen

«Dazu kommen Schlafstörungen, somatische Beschwerden, Kopf- und Rückenschmerzen oder Magen-Darm-Probleme», sagt Diesbrock, Psychologe, Coach und Autor aus Hamburg.

3 Schritte: So kommen Sie aus dem Bore-out

  • Schritt 1 – Selbstreflexion: Haben Sie den Eindruck, Ihr Job langweilt Sie oder erfüllt Sie nicht, reflektieren Sie erst einmal selbst, welche Handlungsoptionen Sie haben, rät Diesbrock. Schreiben Sie auf, was Sie erleben, was Sie leiden lässt oder was Ihnen fehlt und was Sie sich genau wünschen. Nur wer sich der eigenen Bedürfnisse überhaupt bewusst ist, kann weitere Maßnahmen ergreifen. Sofort zur Führungskraft zu gehen, könnte als unmotiviert interpretiert werden, warnt der Coach. 
     
  • Schritt 2 – eigene Ziele verfolgen: Diesbrock empfiehlt: im Blick haben, wie man aufgestellt ist und was man will. Sie könnten beispielsweise einmal im Jahr reflektieren, was Ihre Ziele sind, wohin Sie sich entwickeln wollen, was gut und weniger gut gelaufen ist. «Man merkt dann schnell, dass sich etwas verändert, das muss dann nicht in terminaler Lustlosigkeit enden», sagt Diesbrock.

    Was Sie nicht alleine regeln können, besprechen Sie mit Kollegen, dem Team oder der Führungskraft. «Beide Seiten müssen zusammenarbeiten und im Gespräch bleiben», sagt Dirk Windemuth. Vielleicht kann jemand Aufgaben an Sie abtreten und ist sogar dankbar dafür? Unter Umständen bietet es sich an, nach fordernden Projekten zu suchen – auch wenn sie zunächst außerhalb des eigenen Jobprofils liegen. Auch Schulungen und Workshops können eine Möglichkeit sein, der Monotonie zu entkommen.
     

  • Schritt 3 – Nächste Karriereschritte planen: «Viele kommen zu dem Schluss, dass der Job an sich nicht mehr erfüllend ist und verändert werden muss», sagt Tom Diesbrock. In manchen Unternehmen sei es nicht erwünscht, wenn man sage, man habe nichts zu tun. Dann gilt man schnell als Querulant. «Da hat man wenig Chancen, etwas zu ändern», sagt der Coach. Hier kommt langfristig oft nur ein Wechsel infrage – ob intern oder extern.

Wann Unterstützung wichtig ist

Sich durch ein Coaching unterstützen zu lassen, kann sinnvoll sein, wenn es darum geht, wie man aus der Situation rauskommt. «Viele schaffen das alleine oder mit Hilfe ihres sozialen Umfeldes», sagt Diesbrock. Manchen Personen falle jedoch das strukturierte Arbeiten an der eigenen Persönlichkeit schwer.

Wenn man schon psychische oder psychosomatische Folgen spürt, nicht abschalten oder nicht schlafen kann, Magen-Darm oder Rückenprobleme hat, kann auch eine Psychotherapie angebracht sein.

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