Marktausblick: Börse unfassbar

Foto: Ja_inter/iStock
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Manchmal geht es wirklich verrückt zu an der Börse. Anders gesagt: Wer geglaubt hat, der Hype um KI würde sich abschwächen, hat sich schwer getäuscht. Die Aktie des Software-Konzerns Oracle hat gerade das Gegenteil bewiesen.

Am Mittwoch schnellte sie um mehr als 40 Prozent nach oben. Der Konzern ist groß geworden mit Datenbanksystemen und Geschäftsanwendungen noch in der Floppy-Disk-Ära. Nun bestimmt auch dort die KI-Fantasie die Geschicke. Oracle gab eine optimistische Prognose für sein Cloud-Geschäft ab, der Kurs explodierte geradezu. Diese Cloud nutzen viele Firmen für ihre KI, zum Beispiel OpenAI, der Entwickler von ChatGPT. 30 Milliarden Dollar im Jahr verdient Oracle allein mit diesem Kunden. Nebeneffekt des Kurssprungs: Oracle-Gründer Larry Ellison überholte Elon Musk zwischenzeitlich als reichster Mensch der Welt. Laut Finanzdienst Bloomberg erreichte das Vermögen des 81-Jährigen Ellison kurzzeitig einen Wert von 397 Milliarden Dollar, das von Musk 384 Milliarden. Es entwickelt sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen – um unfassbare Summen. Beim Schreiben dieser Zeilen lag Musk wieder vorne.

KI ist da und bleibt

Es gibt ja jene, die sagen, mit künstlicher Intelligenz leitet die Menschheit ihr Ende ein. Und es gibt jene, die sagen, bislang gibt es kein überzeugendes Geschäftsmodell, wie all die Abermilliarden, die in diese Technologie fließen, wieder verdient werden können. Fakt ist, KI ist da und geht nicht mehr weg. Unternehmen integrieren sie zunehmend in alltägliche Prozesse, vom virtuellen Assistenten bis hin zum autonomen Fahrzeug. Eines ist sie bislang noch nicht: vertrauenswürdig. Was auch immer uns ChatGPT oder andere Plattformen mit auf den Weg geben, sollten wir besser noch mal prüfen.

Wieder mal die Zinsen

Wenden wir uns Institutionen zu, die unser Vertrauen rechtfertigen sollten. Der Europäischen Zentralbank zum Beispiel. Sie hat in ihrer Sitzung am Donnerstag den Leitzins unverändert bei zwei Prozent gelassen. Das war so erwartet worden, weil die Inflation in der Eurozone bei rund zwei Prozent stagniert – genau dort, wo die EZB sie haben will. Kommenden Mittwoch entscheidet die US-Notenbank Fed über den Leitzins, eine deutlich spannendere Veranstaltung. Donald Trump fordert bekanntlich schon lange deutliche Zinssenkungen, dieses Mal dürfte es tatsächlich so weit sein.

Anders als die EZB muss sich die Fed nicht nur um Preisstabilität kümmern, sondern auch um Vollbeschäftigung. Die Inflation ist im August zwar leicht von 2,7 Prozent im Juli auf 2,9 Prozent gestiegen. Aber der Arbeitsmarkt in den USA zeigt deutliche Schwächen. Zudem sind die US-Erzeugerpreise leicht gesunken. Da sie als früher Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise gelten, sehen manche bereits eine Wende bei der Inflation.

Mehrheit glaubt an Senkung

Kurzum: Börsianerinnen und Börsianer gehen mit einer Wahrscheinlichkeit von 92 Prozent nächste Woche von einer Senkung der Leitzinsen um 25 Basispunkte aus. Damit würde die Fed den Unternehmen die Finanzierung erleichtern und so den Arbeitsmarkt stützen. Weil diese Zinssenkung schon erwartet wird, würde sie den Aktienmarkt wahrscheinlich kaum noch beflügeln. Manche glauben aber sogar an eine Senkung um 50 Basispunkte. Dann könnte die Börse durchaus noch mal anziehen.

So der so – spannend bleibt die verrückte Börse allemal. Und vielleicht haben wir nächste Woche ja auch schon einen anderen reichsten Menschen der Welt.

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