Marktausblick: Die Zuversicht kehrt zurück

Foto: Yutthana Gaetgeaw Frau Rakete Zuversicht
Foto: Yutthana Gaetgeaw

Deutschland hat eine neue Regierung, der DAX marschiert in Richtung neuer Rekorde und Donald Trump macht neue Deals. Es scheint, dass sich die Turbulenzen im Welthandel und in den Depots wieder legen. Aber können wir darauf auch vertrauen?

Der Reihe nach: Mit Wohlwollen wird zur Kenntnis genommen, dass sich die neuen Verantwortlichen in Berlin geradezu in Arbeit zu stürzen scheinen. Sollen sie. Es ist nötig. Was dabei rumkommt, warten wir mal ab. Wenn sich dabei insgesamt ein bisschen mehr gute Laune und Zuversicht breit machen würden, könnte das nicht schaden – beides keine typisch deutschen Tugenden.

Mutmacher an der Börse

Die deutsche Wirtschaft macht es vor: So ist der ifo-Geschäftsklimaindex zum vierten Mal in Folge gestiegen. Auch an der Börse gibt es neue Mutmacher. Zuletzt brachten zum Beispiel Infineon, Heidelberg Materials und Siemens Energy gute Nachrichten. Beim Chiphersteller läuft das Geschäft trotz Rätselraten um mögliche Auswirkungen von Zöllen, der Baustoffkonzern schnitt im Quartal deutlich besser ab als erwartet, und der Energietechnikkonzern erklärte, dass US-Zölle nur in begrenztem Maß belasten würden.

Die kommende Woche bringt eine Fülle an weiteren Quartalsberichten und Aussagen über die Geschäftserwartungen. Auf der Liste stehen unter anderem der Baukonzern Hochtief, die von Glyphosat-Klagen geplagte Bayer, die Parfümeriekette Douglas und Porsche. Bei diesen erwarten Analystinnen und Analysten tendenziell nichts Gutes. Positiver sollte das Ganze bei den Versicherern Allianz, Munich Re und Hannover Rück ausfallen, womöglich auch bei Siemens und ziemlich sicher beim Schweizer Luxuskonzern Richemont.

Trumps erster Deal

Schauen wir über den großen Teich. In den USA hat Donald Trump einen ersten größeren Handelsdeal mit Großbritannien verkündet. Wie der zu bewerten ist, überlassen wir den Fachleuten. Auf jeden Fall war er dringlichst erwartet worden. Die „New York Times“ berichtet von zunehmender Nervosität unter den großen Investoren wie etwa Private-Equity-Firmen. Ihre Geschäfte mit Firmenkäufen und -verkäufen lahmen wegen der grassierenden Unsicherheit deutlich. Manche wähnen die USA bereits in der Rezession und fragen sich nur mehr, wie tief es gehen wird.

Der Mann, der Trump nicht folgt

Und dann gibt es noch einen, der Donald Trump einfach ins Leere laufen und an sich abtropfen lässt. Notenbankchef Jerome Powell hat diese Woche wieder nicht die Zinsen gesenkt, wie das Trump von ihm verlangt. Er will nicht einmal in Aussicht stellen, das bald zu tun. „Wir müssen abwarten, wie sich die Lage entwickelt“, erklärte Powell. Trump polterte darauf erwartungsgemäß los und nannte ihn einen „Dummkopf, der keine Ahnung hat“. Man ist geneigt zu widersprechen.

Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Können wir darauf vertrauen, dass das Schlimmste hinter uns liegt und sich die Weltlage zumindest an der Handelsfront beruhigt? Sagen wir so: In aller Regel wird man als Anleger:in immer wieder überrascht. Heftige Korrekturen kommen ebenso unerwartet wie die anschließenden Erholungen. „Viel gefährlicher als temporäre Rückschläge sind übereilte Entscheidungen“, heißt es in einer Markteinschätzung von Taunus Trust, dem Vermögensverwalter von Börsenurgestein Peter E. Huber. „Time in the market beats timing in the market“, heißt der passende Anglizismus dazu. Also Augen zu und durch. Auch beim nächsten Mal. Und jetzt erst mal die neue Zuversicht genießen.

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