Marktausblick: Erst Erleichterung, dann Ernüchterung

Foto: Shendart/iStock
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Auf den Platzhirsch ist Verlass: Nvidia, das wertvollste und derzeit wahrscheinlich meist beachtete Unternehmen der Welt, hat mit seinem Quartalsbericht die Erwartungen übertroffen. Nach tagelanger Nervosität herrschte Erleichterung an der Börse. Aber nur kurz…

Nvidia baut die Chips für die Entwicklung leistungsstarker KI-Modelle. Die wollen derzeit viele haben. 55 Prozent Umsatzsteigerung im Quartal waren erwartet worden, 62 Prozent sind es geworden. Es war das beste Vierteljahr der Unternehmensgeschichte.

Mehr als 1000 Prozent Plus

Bei Nvidia jagt ein Rekord den nächsten. Fast jeder dritte Dollar, den die Chipindustrie rund um die Erde verbucht, landet laut „Handelsblatt“ in der Kasse der Kalifornier. Sie dürften in diesem Geschäftsjahr mehr Gewinn machen, als die Konkurrenten Intel und AMD als Umsatz verbuchen. Allein im abgelaufenen Quartal waren das netto 31,9 Milliarden Dollar. Der Aktienkurs hat binnen drei Jahren um mehr als 1000 Prozent zugelegt.

Kurze Freude

Die Börsen reagierten euphorisch auf die Zahlen des KI-Giganten. Weltweit sprangen die Kurse am Donnerstag erst mal nach oben. Das Ganze erwies sich aber als Strohfeuer. Letztlich beendeten S&P 500 und Nasdaq den Börsentag wieder deutlich im Minus.

Auch die Erfolgsstory von Nvidia wird nicht ewig weiterlaufen. Konzernchef Jensen Huang sieht zwar keine KI-Blase: „Wir sehen eher das Gegenteil“, erklärte er. Doch schon jetzt greift er in die Trickkiste, um die Erfolgsstory weiterzuschreiben. So beteiligt er sich mit vielen Milliarden an einigen der aussichtsreichen Kunden wie OpenAI. Irgendwann aber werden diese ihre künstliche Intelligenz fertig entwickelt haben. Für die Nutzung in Smartphones oder Autos aber braucht es ganz andere Chips. Ein mulmiges Gefühl bleibt also trotz der starken Zahlen. Das haben am Ende auch die Börsen widergespiegelt.

Und auch Profis denken inzwischen um. Hendrik Leber, Deutschlands prominentester Value-Fondsmanager und Gründer der Gesellschaft Acatis, etwa sagt: „Wir bevorzugen jetzt wieder langweilige Werte.“ Er investiert zum Beispiel in den Hamburger Gabelstaplerhersteller Jungheinrich. Nachdem die Nvidia-Zahlen verdaut sind, dürfte sich der Blick der Börsenwelt wieder mehr auf die Konjunkturdaten richten, da die Saison der Quartalsberichte ohnehin allmählich ausläuft.

It‘s the economy, stupid

Neben Bruttoinlandsprodukt, Geschäfts- und Konsumklima sowie Verbraucherpreisen in Deutschland geht es kommende Woche vor allem um Daten aus den USA. Am Mittwoch veröffentlicht die Notenbank ihr „Beige Book“. Den Konjunkturbericht zur aktuellen Lage Wirtschaftslage gibt es achtmal im Jahr. Nach dem datenlosen Blindflug durch den Shutdown in den USA erhoffen sich Anlegerinnen und Anleger damit endlich wieder eine klarere Sicht auf die aktuelle Situation. Zudem gibt es erstmals auch wieder eine offizielle Schätzung zum Bruttoinlandsprodukt. Experten erwarten robuste Zahlen. Dass die US-Notenbank Fed im Dezember noch mal an der Zinsschraube dreht, wird indes immer stärker bezweifelt. Wenn da nicht schon die nächste Enttäuschung auf die Börsen zukommt…

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