Das Traditionsunternehmen Porsche fliegt aus dem DAX, die Onlinefirma Scout24 steigt auf. Damit spiegelt der Leitindex auch die strukturellen Veränderungen in der deutschen Industrie. Und das ist gut so. Weniger gut ist, was sich am Markt für Staatsanleihen abspielt
Alles ändert sich, auch die Wirtschaft. Anlegerinnen und Anleger müssen nur bereit sein, diese Veränderungen mitzumachen. Siehe Tech-Aktien: Der Aufstieg von Nvidia & Co ist inzwischen legendär, genauso wie die Gewinne, die jene Aktien eingebracht haben. Am US-Markt sind diese Wachstumswerte (Growth) weiterhin die großen Zugpferde. Substanzwerte (Value) bleiben weit zurück. In Europa ist es genau andersherum. Hier haben bislang vor allem Aktien aus der soliden Finanz- und Versicherungsbranche die Börsen angeführt.
Chancen im MDAX
Deutschland verfügt bekanntlich über jede Menge Hidden Champions – Weltmarktführer, die man kaum auf dem Schirm hat. Einige davon finden sich in der zweiten Liga, im MDAX. Dessen Mitglieder weisen oft eine günstige Bewertung und eine robuste Gewinnerwartung auf. Analysten rechnen für die DAX-Konzerne in diesem Jahr mit einem Gewinnplus von 1,6 Prozent. Im MDAX sind es 3,5 Prozent – und im nächsten Jahr kann es noch deutlich mehr werden. Falls die Ökonomen, die nur einen leichten Aufschwung für Deutschland prognostizieren, nicht ganz richtig liegen. Und falls Donald Trump die Weltwirtschaft nicht wieder mit seinen Kapriolen aufs Kreuz legt.
Insofern ist es durchaus belebend, wenn der DAX mit Unternehmen aus dem MDAX „aufgefrischt“ wird. Neben Scout24 steigt auch noch der Anlagenbauer Gea in Deutschlands erste Börsenliga auf. Weichen muss dafür der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius. Umgesetzt werden die Änderungen am 22. September.
Mehr Arbeitslose in den USA
Aber noch mal zu den USA: Dort war die Börse gestern wieder auf Rekordkurs, der S&P 500 erreichte ein neues Allzeithoch. Trotzdem: Von großer Euphorie kann man nicht sprechen. So haben Hedgefonds zuletzt Geld aus dem Aktienmarkt abgezogen und ihre Cash-Positionen erhöht. Und ganz generell schauen die Börsianerinnen und Börsianer hoffend und bangend auf alle neuen Zahlen. Etwa auf die, die heute zum US-Arbeitsmarkt vermeldet werden. Wobei offen ist, inwieweit denen noch zu trauen ist, da Trump ja nur Claqueure um sich duldet und bei der letzten Veröffentlichung die Chefin der Statistikbehörde gefeuert hat. Gemäß dem privaten Dienstleiser ADP fiel die Stellenentwicklung im August etwas schwächer aus als erwartet, während die Anträge auf Arbeitslosenhilfe überraschend deutlich zulegten. Für die Börse muss das keine schlechte Nachricht sein: Ein schwacher Arbeitsmarkt dürfte die Notenbank dazu bewegen, die Zinsen zu senken und damit neues Potenzial für Aktien zu liefern. Inzwischen wird sogar mit fünf Zinssenkungen innerhalb der kommenden zwölf Monate gerechnet. Das ist eigentlich genau das, was Donald Trump will: sinkende Zinsen. Ein schwacher Arbeitsmarkt ist aber zugleich genau das, was er nicht will. Mit diesem Problem lassen wir ihn jetzt mal allein.
Staatsanleihen im Fokus
Eine andere Front gibt Anlass zur Sorge: die Staatsanleihen. Die Renditen der Schuldpapiere westlicher Länder sind auf das höchste Niveau seit Jahrzehnten gestiegen. Heißt: Es wird immer teurer für die Industrieländer, sich Geld zu besorgen. Weil die Haushaltslöcher, die sie stopfen müssen, immer größer werden, verlangen Investorinnen und Investoren höhere Zinsen. „Solange die Auktionen neuer Staatsanleihen aber nicht fehlschlagen, gibt es Entwarnung“, beruhigt Jochen Stanzl, Chef-Marktanalyst bei CMC Markets, und verweist auf die erfolgreiche Auktion Japans am Donnerstag. Langfristig drohen die Länder durch die höheren Zinsen allerdings in eine Abwärtsspirale zu schlittern. Denn höhere Zinszahlungen vergrößern die Haushaltslöcher weiter, was wiederum zu einer stärkeren Schuldenaufnahme mit höheren Zinsen führt. Diskutiert wird über diese Gefahr spätestens seit der Finanzkrise im Jahr 2008. Bisher konnte sie stets gebannt werden, vor allem durch die Geldpolitik der Notenbanken. Wie das Ganze ausgeht, bleibt aber offen.
Neues iPhone, wichtige Daten
Aber sehen wir erst, was uns kommende Woche erwartet. Da ist unter anderem die Vertrauensfrage, die Frankreichs Premier Francois Bayrou am Montag wegen des Haushaltsstreits stellt – und voraussichtlich verlieren wird. Die politische Unsicherheit lastet auf französischen Aktien und Staatsanleihen. Am Dienstag startet die Auto-Ausstellung IAA in München und Apple bittet zur Keynote. Dort dürften iPhone Nummer 17 und eine neue Apple Watch vorgestellt werden. Nebst ein paar Quartalszahlen, unter anderem von Inditex, liegt der Fokus auf der Sitzung der EZB am Donnerstag. Dabei rechnen Analysten mit einer erneuten Zinspause. Aus den USA kommen neue Daten zu den Verbraucherpreisen und tags darauf zum Verbrauchervertrauen. Letzteres ist im August deutlich gesunken.



