Zwischen Hoffen und Bangen – das ist die aktuelle Situation an den Börsen. Hoffen auf weiterhin positive Ergebnisse bei den anstehenden Quartalsberichten. Bangen vor einer Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China.
Was zusätzlich Sorgen macht, ist das Ausbleiben von wichtigen Konjunkturdaten aus den USA. Das liegt am Shutdown dort. Seit dem 1. Oktober ist der Haushalt blockiert, weil sich Republikaner und Demokraten über die Finanzierung nicht einigen können. Behörden sind geschlossen, Hunderttausende Bundesangestellte arbeiten, ohne Gehalt zu bekommen.
Daher gibt es auch keine aktuellen Daten zum Arbeitsmarkt oder zur Wirtschaftsentwicklung, entscheidende News für die Einschätzung zur Geldpolitik der Notenbank. Die wiederum entscheidend ist für das Auf oder Ab der Kurse. Börse im Blindflug quasi. Die längste Haushaltssperre bislang dauerte 35 Tage und geschah während Donald Trumps erster Amtszeit.
Apropos Trump: Dass der US-Präsident und Kremlchef Wladimir Putin ein neues Treffen in Budapest zum Ukraine-Krieg vereinbart haben, ließ die Börsen erst mal ziemlich kalt. Es glaubt wohl kaum noch jemand daran, dass dabei wirklich ein Durchbruch erzielt werden könnte.
Unterdessen mahnen die Chefs der US-Großbanken zur Vorsicht an den Finanzmärkten. Sie fürchten vor allem steigende Inflation, geopolitische Risiken und ein Abkühlen der amerikanischen Wirtschaft durch die Zollpolitik. Gleichwohl haben sie im dritten Quartal fett am Investmentbanking verdient. Das haben die jüngsten Unternehmenszahlen (die großen US-Banken eröffnen traditionsgemäß die Bilanzsaison) gezeigt. Doch die Ausblicke sind auffällig vorsichtig.
Nervosität um Tech-Titel
Marktteilnehmer macht zudem die Tech-Branche zunehmend nervös, insbesondere der anhaltende Hype um künstliche Intelligenz. 400 Milliarden US-Dollar pumpen die Branchen-Riesen in diesem Jahr in KI-Projekte. Sie fließen vor allem in digitale Infrastruktur, nicht aber in profitable Anwendungen. Denn die gibt es schlichtweg noch kaum. Selbst Branchenpionier OpenAI schreibt tiefrote Zahlen. Und sogar Tech-Legende Jeff Bezos spricht inzwischen von einer „positiven Blase“. Ob positiv oder negativ, Blasen enden stets mit dem Platzen.
Kommende Woche gibt es weitere Quartalszahlen, auch von Tech-Firmen. Von Europas Softwaregigant SAP zum Beispiel. Hier sind die Analysten vorsichtiger geworden, unter anderem weil die Nachfrage schwächelt. Auch Intel öffnet die Bücher, dort warnen Fachleute nach dem Kursaufschwung ebenfalls vor zu viel Hype.
Schafft China das Comeback?
Spannung herrscht auch vor den Zahlen zur chinesischen Wirtschaft. Am Montag gibt es Genaues zu Einzelhandelsumsätzen und zur Industrieproduktion. Bislang konnte die Wirtschaft der Volksrepublik den US-Zöllen ganz gut trotzen. Und gesteigerte Umsätze des Luxuskonzerns LVMH lassen vermuten, dass es womöglich wirtschaftlich wieder aufwärts geht in Fernost. Hoffen und Bangen – das gilt auch hier.