Die Weihnachtsferien an der Börse haben offenbar schon begonnen. Viele professionelle Investoren verkaufen Aktien, die gut performt haben, und sichern sich so die Gewinne. Gleichzeitig hellt sich die Stimmung an der deutschen Börse aber etwas auf.
So sieht das jedenfalls der Verhaltensökonom Joachim Goldberg, der das DAX-Sentiment an der Börse Frankfurt auswertet, das die Stimmung der Anlegerinnen und Anleger zeigt. Demnach nehmen die Profis bei einigen Werten zwar Gewinne mit, greifen bei anderen aber auch zu und setzen verstärkt auf steigende Kurse. Käufe und Verkäufe gleichen sich offenbar ziemlich aus, das erklärt, warum es derzeit nur relativ wenig Bewegung im deutschen Leitindex gibt.
Stimmung der Profis steigt
Goldberg ist nicht der einzige, der steigende Zuversicht registriert. Börsenprofis blicken überraschend positiv auf die deutsche Wirtschaft. Das ergab das Barometer des Mannheimer Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) für Dezember, das die Erwartung von Investoren und Analysten an die Konjunktur in den kommenden sechs Monaten widerspiegelt. Es legte um 7,3 Punkte auf 45,8 Zähler zu – erwartet war nur ein Mini-Anstieg auf 38,7 Punkte.
„Nach drei Jahren wirtschaftlicher Stagnation spiegelt das Stimmungsbild gute Chancen für eine Konjunkturbelebung wider“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. „Die expansive Fiskalpolitik wird der deutschen Wirtschaft neuen Schwung verleihen“, glaubt er. Die Erholung bleibe jedoch fragil. Handelskonflikte, geopolitische Spannungen und ausbleibende Investitionen dürften auch im nächsten Jahr auf der Agenda bleiben.
„Deutschlandfonds“ vorgestellt
Apropos Investitionen. Am Donnerstag stellten Finanzminister und Wirtschaftsministerin den „Deutschlandfonds“ vor. Das ist ein Finanzkonstrukt, in das 30 Milliarden Euro Steuergelder fließen. Damit sollen Privatinvestitionen von 100 Milliarden in den Bereichen Energieinfrastruktur, Start-ups sowie grüne Transformation angestoßen werden. So soll die anstehende massive Offensive des Staates bei Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung unterstützt werden. Wir werden sehen, ob das klappt.
EZB hält die Füße still
Keine Impulse für die Börse lieferte die Europäische Zentralbank, die über den Leitzins entschied – und diesen erwartungsgemäß auf dem aktuellen Niveau beließ. Seit der letzten Senkung im Juni beträgt er 2,0 Prozent. Zuvor war er seit dem Sommer 2024 achtmal um insgesamt zwei Prozentpunkte gesenkt worden. Inzwischen ist in Marktkreisen sogar wieder von Zinserhöhungen im kommenden Jahr die Rede, was auf die Stimmung der Aktienanleger:innen drücken könnte. Analysten halten dies aber für verfrüht.
Die Kerninflation sieht die EZB im kommenden Jahr bei 2,1 Prozent, das Wachstum im Euroraum bei 1,2 Prozent. Für 2027 und 2028 prophezeit sie etwas weniger Teuerung und etwas mehr Wachstum. Das hätte auch schlechter ausfallen können.
Chancen für US-Zinssenkung
Für weitere Zinssenkungen in den USA sprechen hingegen die neusten Daten vom Jobmarkt. Die Arbeitslosenquote ist im November auf 4,6 Prozent und damit ein Vier-Jahres-Hoch gestiegen. Zwar hat die US-Privatwirtschaft in den vergangenen drei Monaten im Schnitt 75.000 neue Jobs pro Monat geschaffen. Das ist aber nur die Hälfte des Beschäftigungszuwachses des Vorjahres.
Zuletzt hatte sich Notenbank-Chef Jerome Powell zurückhaltend in Sachen Zinssenkung gezeigt. Ein schwacher Arbeitsmarkt könnte ihn aber umdenken lassen. Börsianerinnen und Börsianer würden es wahrscheinlich begrüßen, wenn da doch noch was kommt. Und ab Mitte Mai bekommt die US-Notenbank ohnehin einen neuen Chef. Dabei hat Donald Trump schon angekündigt, dass er einen Kandidaten nominieren wird, der eher auf Zinssenkungskurs ist als Powell.




