Marktausblick: Ordnung im Chaos

Foto: gopixa/Adobe Stock Börse Kurse
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Mal hü, mal hott – die Entwicklung der Börsenkurse ist derzeit ein ständiges Hin und Her. An den Märkten herrscht mal Fracksausen, mal Hoffnung. Das ist nicht gerade angenehm, gehört zum Börsianer:innen-Leben aber dazu.

Das Chaos ist eine Ordnung, die man mitunter erst hinterher versteht. Und Rücksetzer gehören nun mal zum Börsenalltag. Nach einer neuen Berechnung der US-Investmentgesellschaft Capital Group gab der amerikanische Leitindex S&P 500 zwischen 1954 und 2024 im Schnitt alle 18 Monate um mindestens zehn Prozent nach. Etwa alle sechs Jahre ging es sogar um 20 Prozent und mehr nach unten. Darauf folgte aber immer eine Erholung, die über die vorherigen Kursniveaus hinausführte. Allerdings kam diese mal früher, mal später, was eine bisweilen hohe Frustrationstoleranz erforderte. Vermutlich wird das auch in der aktuellen Situation so sein.

Gewinntage nicht verpassen

Manche versuchen, Abschwungphasen durch geschicktes Timing auszunutzen. Das jedoch ist ein Kunststück, das in den seltensten Fällen – und wohl nur durch Zufall – gelingt. Außerdem riskiert man, entscheidende Gewinntage zu verpassen. Auch da hat die Capital Group nachgerechnet. Ein Investment von 1000 Dollar in den S&P 500 wäre zwischen 2014 und 2024 auf 2869 Dollar angewachsen, wenn man durchgehend investiert geblieben ist. Wer hingegen nur die zehn besten Börsentage in diesen zehn Jahren verpasst hat, musste sich mit der Hälfte zufriedengeben.

Das heißt, dass wir besser nicht spontanen Reflexen nachgeben sollten, was nur menschlich wäre. Dafür ist jedoch ein hohes Maß an Disziplin erforderlich. Das gilt umso mehr, sollte sich die Lage zu einem veritablen Bärenmarkt auswachsen, was durchaus möglich ist. Darunter versteht man einen längeren Zeitraum, in dem die Kurse vom Hoch um 20 Prozent und mehr verlieren. Der längste und bisher tiefste herrschte zwischen 1929 und 1932. In 34 Monaten ging es um 86 Prozent nach unten. Einen der kürzesten haben wir während der Coronapandemie erlebt: Er dauerte nur etwa einen Monat, die Kurse fielen aber im Schnitt um 34 Prozent.

Quartalszahlen en masse

Kommende Woche erwartet uns eine Flut von Quartalsbilanzen. Mal sehen, ob sie die Stimmung heben oder senken. Von A wie Airbus oder Apple über McDonald’s oder Shell bis V wie Visa berichten etliche Unternehmen über ihre Geschäfte im ersten Quartal. Ein besonderes Augenmerk dürfte dabei auf den Ausblicken liegen, die sie geben werden – oder auch nicht, da die weitere Entwicklung für viele angesichts der Trumpschen Zolleskapaden nur schwer einzuschätzen sein dürfte.

Wie auch immer es kommt, wir werden es aussitzen. Denn so unangenehm sich die große Unsicherheit auch anfühlt: Wer langfristig anlegt, muss auch solche Börsenphasen durchstehen.

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