Marktausblick: Riskante Rekordjagd

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Der DAX geht wieder auf Höhenflug. Donald Trump verschickt Briefe mit Zöllen und verlängert die Frist für die EU. Und die nächste Bilanzsaison steht vor der Tür. Bitte anschnallen.

Der Juli macht seinem Ruf als bester Börsenmonat des Jahres alle Ehre. Der deutsche Leitindex hat seit Jahresbeginn schon 30 Rekorde aufgestellt, und nun auch die ersten im zweiten Halbjahr. Angetrieben wird er nicht zuletzt von einer gewissen Euphorie um eine anstehende Einigung im Zollstreit mit den USA. „Wie gefährlich diese ist, wird erst die Zukunft zeigen“, kommentiert Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Denn eine Einigung wird zwar kommen, aber niemand weiß, wie sie aussehen wird. Klar ist bisher nur, dass der US-Präsident die Frist bis 1. August verlängert hat.

Brasiliens Monsterzoll

Ein Paradebeispiel für die Unberechenbarkeit Trumpscher Wirtschaftspolitik sind die Zölle für Brasilien: 50 Prozent bekommt das Land per Brief aufgebrummt. Nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus politischen Gründen. Weil es angeblich eine „Hexenjagd“ auf den ehemaligen Präsidenten und Trump-Verehrer Jair Bolsonaro veranstaltet. Der hatte nach seiner Abwahl zum Putsch aufgerufen. Kurzum: Beim Mann im Oval Office weiß man nie, mit welchem Fuß er aufgestanden ist. Einzig sein großes Wohlwollen für dubiose Autokraten und Rechtspopulisten schimmert als Muster immer wieder durch.

Aber auch bei Trumps Hü-und-Hott-Maßnahmen habe „mittlerweile ein gewisser Gewöhnungseffekt“ eingesetzt, sagt Altmann. Die Auswirkungen der erratischen Handelspolitik auf Inflation, Wachstum und Börsenkurse werde hierzulande unterschätzt. So verhängte Trump ebenfalls 50 Prozent Zoll auf Kupferimporte. Der Preis des für die Industrie eminent wichtigen Metalls stieg daraufhin in den USA um zwölf Prozent auf ein Rekordhoch. Wie man so die heimische Wirtschaft unterstützt, dürfte Trumps Geheimnis bleiben.

Steigende Bewertungen

Zurück zu den Kursen in Deutschland. Für dieses Jahr steht beim DAX bereits ein Plus von rund 23 Prozent zu Buche. Der DAX lässt damit fast alle anderen Aktienindizes hinter sich. Doch mit den Kursen steigen auch die Bewertungen. Das können wir getrost als Warnsignal hinnehmen, dass man nicht zu spät auf den fahrenden Zug aufspringen sollte. Das Risiko, dass in den kommenden Monaten da wieder Luft entweicht, ist allmählich größer als die Chance auf weitere Höhenflüge. Zumal der Spätsommer traditionell eher eine wackelige Börsenphase ist.

Bilanzen im Mittelpunkt

Zunächst aber stehen die Geschäftszahlen zum zweiten Quartal an. Da geht es kommende Woche schon los, traditionell machen die US-Banken den Auftakt. Am Dienstag berichten Citigroup, JP Morgan und Wells Fargo, tags darauf Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley. Weitere Dickschiffe öffnen in kommende Woche ebenfalls die Bücher, etwa Johnson & Johnson, Novartis, PepsiCo, Netflix und American Express. Das wird in den Wochen darauf so weiter gehen. An den Börsen werden die Bilanzen die Hauptrolle spielen – wenn Trump sie denn lässt.

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