Der DAX hat einen neuen Rekord markiert. Manche glauben, dass dies bereits der Auftakt zur Jahresendrally ist. Gleichzeitig ist auch die Angstwährung Gold auf ein neues Hoch gestiegen. Nächste Woche kommen die neuen Quartalszahlen der Unternehmen rein – womöglich weiterer Treibstoff für die Aktienrally.
„Das allgemeine Kaufinteresse der Anleger ist optimal“, schreibt der Chef-Marktanalyst von CMC Marktes, Jochen Stanzl. „Der DAX ist in Rekordlaune.“ Investorinnen und Investoren fokussierten sich derzeit auf positive Nachrichten und blendeten Negatives aus. Die Haushaltssperre in den USA würde beispielsweise überlagert von der Aussicht auf weitere Zinssenkungen der US-Notenbank. Man nennt das selektive Wahrnehmung.
Kauflaune kennzeichnete auch den Börsenstart des weltgrößten Prothesenherstellers Ottobock in Frankfurt am Donnerstag. Die Nachfrage war deutlich größer als das Angebot an Aktien. Sie wurden zu 66 Euro ausgegeben, der erste Kurs lag bei 72 Euro – ein rundum gelungenes Debüt. Schon tags zuvor war der größten Börsengang dieses Jahres in Europa – und der größte seit Porsche – höchst erfolgreich über die Bühne gegangen: Der Schweizer Sicherheitsdienstleister Verisure hatte in Stockholm das Parkett betreten. Ausgabepreis: 13,25 Euro je Aktie. Erster Kurs: 15 Euro.
Bilanzsaison startet wieder
Kommende Woche geht es wieder mit den Quartalszahlen los. Den Anfang machen die großen amerikanischen Finanzhäuser wie Blackrock, Citigroup, Bank of America oder Goldman Sachs. Es wird erwartet, dass alle ihren Gewinn gesteigert haben. Auch der Luxuskonzern LVMH und Brillen-Krösus EssilorLuxottica berichten, ebenso wie Chipzulieferer ASML und viele andere. Mal sehen, ob die Kauflaune anhält oder sich sogar noch steigert.
Auf der anderen Seite mehren sich die Stimmen, die vor einer KI-Blase in den USA warnen, welche die Ausmaße der Dotcom-Blase zu Beginn des Jahrtausends annehmen könnte. Der Vergleich ist nicht allzu weit hergeholt. „Grundsätzlich sehen wir heute wie vor 25 Jahren, dass massiv investiert wird in eine Zukunft, die noch gar nicht wirklich klar erscheint“, sagt der Chief Economist von Scalable Capital, Christian W. Röhl. „Man sieht viele Möglichkeiten und ist begeistert, berauscht von diesen Möglichkeiten.“
Hohe Bewertungen
Blickt man auf die Bewertungen, ist was zumindest dran an dem Unbehagen: Die Unternehmen im marktbreiten Index S&P 500 werden derzeit mit dem 22-Fachen ihrer für das nächste Jahr erwarteten Gewinne gehandelt. Im Durchschnitt liegt dieses Verhältnis, das KGV, bei 16. KI-Lieblinge wie Nvidia notieren noch deutlich darüber. An der Börse werden die Gewinne der Zukunft gehandelt – so lange die Unternehmen diese Erwartungen erfüllen können, geht der heiße Ritt gut. Aber wehe, wenn die Hoffnungen enttäuscht werden…
Im Goldrausch
Eine Korrektur wäre in jedem Fall keineswegs überraschend. Wann sie kommt, wie hart sie ausfallen wird, ob daraus gar eine Zäsur wird – dahinter stehen die üblichen Fragezeichen. Ein Anzeichen, dass zumindest ein Teil der Marktteilnehmer vermehrt nach Sicherheit sucht, ist der Goldpreis. Gold gilt als Anker in stürmischen Zeiten. In US-Dollar gemessen, hat der Preis in diesem Jahr bereits mehr als 50 Prozent zugelegt und unlängst die Marke von 4000 Dollar pro Unze überschritten. Manche sehen ihn binnen zwölf Monaten auf über 5000 Dollar steigen. Ein Durchmarsch ist aber beim edlen Metall nicht zu erwarten. Auf dem Weg zur nächsten runden Tausendermarke kann es schon mal ordentlich ruckeln.