Der DAX springt erstmals in seiner Geschichte über 24.000 Punkte – und man fragt sich, warum eigentlich? Der deutschen Wirtschaft wird schließlich erst fürs nächste Jahr wieder ein kleines Wachstum prophezeit.
Es fließt nach wie vor viel ausländisches Geld in die europäischen Aktienmärkte, besonders in deutsche Papiere. Das treibt die Kurse. Allerdings auf eine Höhe, die chon ein Stirnrunzeln hervorrufen kann. Wobei das Ganze wohl nach dem Motto abläuft, dass internationale Investorinnen und Investoren lieber auf einen Einäugigen als auf einen Blinden setzen. Letzterer ist nach Ansicht vieler inzwischen die USA.
Kreditwürdigkeit abgestuft
Die Ratingagentur Moody’s hat diese Woche als letzte der drei großen Agenturen die Kreditwürdigkeit der USA herabgestuft. Moody’s begründete das damit, dass sich die Finanzlage der Vereinigten Staaten im Vergleich zu früheren Zeiten und zu anderen hochbewerteten Ländern voraussichtlich weiter verschlechtern werde. Die wirtschaftliche und finanzielle Stärke gleiche die Rückschritte bei der Solidität der Staatsfinanzen nicht mehr aus. Moody’s vergab die zweitbeste Note „Aa1“, die US-Staatsanleihen immer noch eine hohe Qualität und ein sehr geringes Ausfallrisiko bescheinigt. Auch Finnland und Österreich sind so bewertet. Deutschland, die Schweiz, Australien und Kanada haben hingegen die Bestnote Aaa.
Die Finanzmärkte reagierten teils heftig. Der Dollar und die Aktienmärkte, auch der deutsche, gerieten unter Druck, die Kurse für 30-jährige US-Staatsanleihen brachen ein. Im Gegenzug schnellte ihre Rendite nach oben – auf über fünf Prozent. Das ist noch etwas mehr als beim Zoll-Schock von Anfang April und fast ein 20-Jahres-Hoch.
Billionen neue Schulden
Ungeachtet dessen treibt der amerikanische Kongress die Steuersenkungspläne von Donald Trump voran. Das Repräsentantenhaus stimmte bereits zu. Damit könnten die US-Schulden, die derzeit knapp 37 Billionen Dollar betragen, in den nächsten zehn Jahren um weitere drei bis fünf Billionen wachsen. Trumps Plan, Steuersenkungen durch Zölle zu finanzieren, dürfte angesichts der ökonomischen Realität einer globalen Wirtschaft ein Traum bleiben. Das Vertrauen in die USA ist auch auf finanziellem Gebiet angeknackst. „Der langjährige US-Ausnahmebonus, der auf einer starken Verbrauchernachfrage, einem dynamischen Arbeitsmarkt und einer unterstützenden Fiskalpolitik beruhte, wird neu bewertet“, erläutert die Ökonomin Blerina Uruci vom Finanzdienstleister T. Rowe Price.
Nvidia bringt Zahlen
Kommende Woche blicken Börsianerinnen und Börsianer vor allem auf die Quartalszahlen des Chipherstellers Nvidia, die am Mittwoch veröffentlicht werden. Analysten erwarten eine Umsatzsteigerung von rund 66 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der Nettogewinn soll unterproportional um gut 40 Prozent zugelegt haben. Nvidia ist das Zugpferd der Magnificent Seven, der großen US-Techs, die die Wall Street lange angetrieben haben. Insofern werden die Zahlen der Kalifornier starken Einfluss darauf haben, ob die Anlegerinnen und Anleger bei diesen Titeln wieder beherzt zugreifen. Oder ob die Skepsis groß bleibt.