Gold und Silber rennen nach oben, die Aktienkurse hingegen stagnieren. Die Weihnachtsrally an der Börse ist flachgefallen. Kann es der Januar richten?
Es wäre nicht das erste Mal, dass das passiert. Lange Zeit galt der Januar als mit Abstand bester Börsenmonat überhaupt. Das gilt zwar für viele Indizes nicht mehr, dennoch weist er oft eine überdurchschnittliche Rendite auf. Historisch gesehen bescherte der Januar vor allem der US-Techbörse Nasdaq Zuwächse von durchschnittlich 1,9 Prozent. Noch besser lief nur der Hang Seng in Hongkong mit 2,9 Prozent. Auch MDAX und TecDAX konnten sich sehen lassen – mit einem Plus von 1,6, respektive 1,7 Prozent. DAX, Dow Jones und S&P 500 lieferten hingegen eine durchschnittliche Performance, im Euro Stoxx 50 gab es im Schnitt sogar ein negatives Ergebnis.
Kann also durchaus sein, dass die Geschenke für Börsianerinnen und Börsianer mit Verspätung kommen. Die am Dienstag veröffentlichten Zahlen zum US-Wirtschaftswachstum im dritten Quartal waren stark, der Arbeitsmarkt jedoch schwächelt. Derzeit stehen dort zyklische Aktien auf den Kauflisten, also jene, die von einer starken Wirtschaft profitieren. Das sind vor allem Banken, Industrie- und Konsumwerte.
Die US-Börsen haben ohnehin Nachholbedarf. Während der marktbreite Index S&P 500 in diesem Jahr inklusive Dividenden 18 Prozent zugelegt hat, sind es beim DAX schon 22 Prozent. Zum Vergleich: Im langjährigen Durchschnitt liegt die Aktienmarkt-Performance bei rund acht Prozent. Auf das Börsenjahr 2025 können wir also überaus zufrieden zurückblicken.
Gold und Silber haussieren
Die Edelmetalle toppen das allerdings bei Weitem: Gold kommt, in US-Dollar gerechnet, auf ein Plus von 70 Prozent, Silber sogar auf 140 Prozent. In einer von Unsicherheit geprägten Welt fliehen Anlger:innen in Gold, daneben kauften Notenbanken rund um den Globus kräftig zu. Das ist auch ein Zeichen, dass sich die Welt allmählich von der Leitwährung US-Dollar verabschiedet. Ein Schicksal, das einst auch das britische Pfund erlebte. Um es zurückhaltend zu formulieren: Der aktuelle Politikstil im Weißen Haus hat mit dieser Entwicklung wohl durchaus zu tun.
Bei Silber kommen mehrere Faktoren zusammen: Die Produktion stagniert seit Jahren, während die Nachfrage steigt. Das Metall ist nicht nur als Schmuck gefragt, sondern auch in der Industrie, insbesondere in der Elektronik, der Photovoltaik und der E-Mobilität.
Top-Performer im DAX
Es gibt aber auch Aktien, deren Kursentwicklungen die der Edelmetalle noch toppen. Ganz oben in den deutschen Hitlisten stehen Rheinmetall, Siemens Energy und die Commerzbank, deren Kurse sich 2025 weit mehr als verdoppelt haben. Die Aktie von Siemens Energy hat sich auf zwei Jahre gesehen sogar mehr als verzehnfacht. Wer seinerzeit den Mut hatte, sie für weniger als zehn Euro zu kaufen, hat jetzt kein Problem, jede Menge Weihnachtsgeschenke zu bezahlen.
Ein schönes Geschenk gab es einen Tag vor dem Fest auch für die leidgeprüften Aktionärinnen und Aktionäre von Novo Nordisk. Rund die Hälfte an Wert haben die Papiere des Pharmakonzerns, bekannt vor allem für seine Abnehm-Spritzen, in diesem Jahr verloren. Nun aber ist in den USA die erste Abnehm-Pille überhaupt zugelassen worden, und die kommt von den Dänen. Der Kurs sprang gleich mal zehn Prozent nach oben. Getreu dem alten Spruch: Immer wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.
Mehr Licht, sprich: mehr positive Anzeichen für die Zukunft, das wünschen wir uns wohl alle in diesen Zeiten. Vielleicht haben wir uns aber auch nur zu sehr an Pessimismus und Schlechtreden gewöhnt. Darüber könnte man über die Feiertage durchaus mal nachdenken.
