„Auf Richtungssuche“ steht zurzeit gerne über den Börsenkommentaren. Heißt: An den Aktienmärkten herrscht Zurückhaltung und Vorsicht. Zeit, sich mit Grundsätzlichem zu beschäftigen.
Zum Beispiel mit den rund 17 Prozent Plus, die der DAX in diesem Jahr schon gemacht hat. Die verteilen sich keineswegs gleichmäßig über alle 40 Indexmitglieder. Adidas, Symrise und Beiersdorf haben zum Beispiel zwischen 22 und 28 Prozent eingebüßt. Der Kurs des Rüstungskonzerns Rheinmetall hat sich hingegen verdreifacht. Zusammen mit vier weiteren Konzernen hat er für 80 Prozent des DAX-Gewinns 2025 gesorgt – Siemens, Siemens Energy, Deutsche Bank und Airbus. Die übrigen 35 Unternehmen im Index steuerten nur etwa ein Fünftel zum DAX-Anstieg bei.
Was lernen wir daraus? Besser, seine Stockpicking-Fähigkeiten nicht zu überschätzen. Eine Aktie, die sich verdreifacht, ist toll. Aber man muss erst mal die richtige finden. Und irgendwann kommt auch bei Überfliegern der Absturz oder zumindest die Stagnation, das ist fast ein Naturgesetz der Börse. Wann, weiß kaum jemand. Selbst die Profis liegen mit ihren Prognosen zuweilen himmelweit daneben. Mit einem ETF auf den Index aber ließen sich 17 Prozent einfahren. Nicht schlecht verglichen mit Omas Sparbuch. Passives Investieren, also einfach auf den Index setzen, hat schon sehr viel für sich. Auch wenn die Wertentwicklung natürlich nicht jedes Jahr so weitergehen wird.
Warnsignal an der Wall Street
Schauplatz USA, wo die Indizes vor ein paar Tagen noch neue Rekorde markiert haben: Der Buffett-Indikator zeigt das Verhältnis von US-Marktkapitalisierung zum Bruttoinlandsprodukt. Er heißt so, weil er ein Lieblingsinstrument des legendären Investors ist, um zu erfahren, wann eher Käufe oder eher Verkäufe angesagt sind. Mit knapp 220 Prozent erreicht er derzeit neue Höhen. Ein Warnsignal: Die Aktien an der Wall Street sind im Verhältnis zur US-Wirtschaft so teuer wie nie. Das weckt Erinnerungen an frühere Blasen. Auf Rekordstände folgt oft eine Korrektur – die Wall-Street-Party könnte also auch schnell vorbei sein. Was sich hierzulande erfahrungsgemäß ebenfalls auswirken würde.
Und was lernen wir daraus? Ein Sparplan auf einen breit streuenden ETF hat langfristig besonders große Vorteile. Gehen die Kurse rauf, partizipiert man, gehen sie runter, gibt es mehr Anteile fürs Geld. Umso mehr Plus winkt, wenn es wieder rauf geht. Und das tut es – irgendwann. Ein weiteres Naturgesetz der Börse.
Was die nächste Woche bringt
In der kommenden Woche kann es bei einzelnen Aktien Bewegung geben. Totalenergies, einer der wenigen Ölbranchenvertreter, die noch auf die Energiewende bauen, berichtet auf einem Kapitalmarkttag über seine Strategie und Erwartungen für die kommenden fünf Jahre. Auch die Lufthansa hält eine derartige Veranstaltung am Münchner Flughafen ab. Nike bringt Quartalszahlen – Analysten rechnen beim Adidas-Konkurrenten mit weiter rückläufigen Umsätzen.
Auf der Konjunkturseite kommen die Verbraucherpreise für Deutschland und Europa. Hierzulande lag die Inflation im August bei 2,2 Prozent und damit etwas höher als in den Vormonaten. Und während bei uns am Freitag Feiertag ist – die Börse handelt aber wie gewohnt –, werden sich in den USA die Blicke der Investorinnen und Investoren auf die Arbeitsmarktdaten für September richten. Im August ging die Zahl offener und neu geschaffener Stellen deutlich nach unten. Bleibt der Trend, könnte dies weitere Zinssenkungen der Notenbank zur Folge haben. Das wiederum dürfte den breiten Markt in Bewegung bringen.