Marktausblick: Zinssenkung mit Dämpfer

Foto: z_wei/iStock Zinsen
Foto: z_wei/iStock

Die US-Notenbank senkt erneut die Zinsen. Eigentlich ein Grund für Jubel an der Börse. Wenn das nicht schon eingeplant gewesen wäre. Und wenn nicht ein Tech-Konzern die Laune verderben würde.

Der Leitzins in den USA steht nach der dritten Senkung in Folge jetzt bei 3,50 bis 3,75 Prozent. Motiviert dazu hat die Währungshüter der schwächelnde Arbeitsmarkt in den USA, der offenbar nicht dem bekannten „Make America Great Again“-Motto des Präsidenten folgt. Das Problem, vor dem die Notenbanker bei ihrer Entscheidung am Mittwoch standen, ist, dass es durch den vorangegangenen Shutdown kaum offizielle Daten gibt. Bezüglich Arbeitsmarkt und Inflation mussten sich sie sich auf Erhebungen privater Institute verlassen.

Demnach stieg die Zahl der offenen Stellen im Oktober auf den höchsten Stand seit fünf Monaten, gleichzeitig gab es so viele Entlassungen wie seit 2023 nicht mehr. Dabei steht die Inflation klar über den angestrebten zwei Prozent, was eigentlich gegen eine Zinssenkung spricht. Notenbankchef Jerome Powell kündigte außerdem an, dass weitere Senkungen längere Zeit auf sich warten lassen könnten. Kommende Woche entscheidet übrigens die Europäische Zentralbank über den Leitzins. Es wird keine Änderung erwartet.

Tech killt Euphorie

Powells Aussage sorgte für einen Dämpfer. Und dann enttäuschte der Software-Konzern Oracle nur Stunden später mit seinen Zahlen. Zwar stieg der Umsatz mit Produkten für künstliche Intelligenz kräftig, das Wachstum blieb aber hinter den Erwartungen zurück. Zudem kündigte Oracle höhere Investitionen in KI-Rechenzentren an.

Damit kochten die Sorgen wieder hoch, ob sich all die Milliarden, die in KI fließen, jemals auszahlen werden. Die Luft nach der Zinssenkung war somit schnell wieder raus. Dennoch konnten die Börsen den Party-Crasher Oracle schließlich auch wieder abschütteln. Noch ist die Hoffnung auf einen Börsen-Endspurt nicht verflogen.

Star-Analyst skeptisch

Zur sich ausbreitenden Skepsis um KI passt die Einschätzung des höchst einflussreichen Analysten Ed Yardeni. Er glaubt, dass nach 15 Jahren die Euphorie um die „Magnificent Seven“ – die Tech-Riesen Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla – zu Ende geht. Ihre Kurse würden künftig weniger zulegen als die anderer Firmen aus dem marktbreiten US-Index S&P 500. Die Konkurrenz rückt auf, so Yardeni. Und schließlich würde jedes Unternehmen durch KI letztlich zu einem Tech-Unternehmen. Er rät zu Industrie-, Finanz- und ausländischen Aktien.

Zweifel insbesondere an Investments in KI-Rechenzentren finden sich auch im Strategieplan des norwegischen Staatsfonds für die nächsten drei Jahre. Mit zwei Billionen Dollar Vermögen ist er der größte der Welt. Aktien, Anleihen, Energie- und Infrastruktur-Investments stehen auf seinem Plan – aber kein Geld für den Bau von Rechenzentren. Zu riskant, lautet die Einschätzung. Wer weiß, ob man so viel Rechenpower überhaupt braucht.

Licht am Ende des Tunnels

Während hierzulande vor allem die Chemie- und die Autobranche ächzen, sieht die Bauindustrie Licht am Ende des Tunnels. „Die Talsohle ist durchschritten“, heißt es vom Zentralverband. Für 2026 könnte es ein Umsatzplus von 2,5 Prozent geben.

Von einem derartigen Zuwachs ist das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach Einschätzung des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW) weit entfernt. In seiner jüngsten Schätzung senkte es die Prognose für das kommende Jahr von 1,3 auf 1,0 Prozent. Immerhin, möchte man sich trösten. In den vergangenen beiden Jahren ist die deutsche Wirtschaft geschrumpft, in diesem Jahr soll sie nur ein Mini-Plus von 0,1 Prozent einfahren.

Diesen Artikel teilen

Schreibe einen Kommentar

Money DAy
Anzeige
Courage 01/26 Petkovic

Neue Ausgabe

Ein Grand-Slam-Sieg blieb Andrea Petković in ihrer Tenniskarriere verwehrt. Doch dafür hat sie etwas noch Wertvolleres gewonnen: Resilienz. Denn oft war die achtfache WTA-Turniersiegerin verletzt. Monatelang kämpfte sie nach einem Kreuzbandriss gegen die Schmerzen – und für ein Comeback. Mit Erfolg. „Schwierige Phasen machen dich widerstandsfähiger“, sagt sie heute. Im Interview spricht sie zudem über die Folgen ihrer frühen Flucht aus Jugoslawien, ihre Geldanlagen und ihre neue Leidenschaft – das Schreiben.