Medizinisches Cannabis: GKV nimmt mehr als 200 Mio. € ein

Auch wenn in Deutschland seit April medizinisches Cannabis kein Betäubungsmittel mehr ist - in vielen anderen Ländern gilt das nicht.
Medizinisches Cannabis Foto: Frank Rumpenhorst/dpa-tmn

Der Markt für medizinisches Cannabis in Deutschland wächst. Zwischen 2018 und 2023 stieg der Wert der cannabinoidhaltiger Arzneimittel, die über die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) abgerechnet wurden, von 74 Millionen Euro auf über 209 Millionen Euro. Auch die Zahl der Verordnungen nahm im gleichen Zeitraum deutlich zu – von rund 185.000 im Jahr 2018 auf über 403.000 im Jahr 2023. Damit hat sich die Zahl der ärztlich verordneten Cannabispräparate mehr als verdoppelt. Für die ersten drei Quartale 2024 lag der Kostenpunkt bei rund 161 Millionen Euro, die Zahl der Verordnungen bei etwa 304.000. Die Zahlen bewegen sich damit etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Zu den häufig verordneten Arzneimitteln zählen standardisierte Extrakte wie Dronabinol (THC), Fertigarzneimittel wie Sativex sowie getrocknete Cannabisblüten verschiedener Sorten. Solche Mittel kommen oft bei chronischen Schmerzen zum Einsatz – häufig als Begleittherapie bei schweren Erkrankungen wie Multipler Sklerose, Krebs oder HIV.

Aktuell wird in der Politik diskutiert, den Zugang zu medizinischem Cannabis zu beschränken. Ein Gesetzentwurf sieht vor, dass entsprechende Verordnungen künftig nur noch nach einem persönlichen Arztbesuch ausgestellt werden dürfen – der bisher mögliche Online-Kontakt würde entfallen. Für viele Patient:innen, insbesondere chronisch Kranke oder mobilitätseingeschränkte Menschen, könnte dies eine erhebliche Hürde darstellen.

Ein solcher Schritt würde nicht nur die Versorgung erschweren, sondern auch die Digitalisierung im Gesundheitswesen zurückwerfen. Kritiker:innen warnen vor einer Entmündigung der Patient:innen und einem Rückfall in überholte Versorgungsstrukturen. Befürworter hingegen verweisen auf die Notwendigkeit, Missbrauch zu verhindern und die ärztliche Kontrolle zu stärken. (Quelle: Statista/cw)

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Foto: Nina Ruge

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