Berlin/Sinzig (dpa/tmn) – Hortensien faszinieren mit großen markanten Blütenständen – auch deshalb sind die Sträucher beliebte Gartenpflanzen. Und Züchter sorgen dafür, dass die Vielfalt wächst. Moderne Sorten sind laut Fachgruppe Jungpflanzen im Zentralverband Gartenbau wahre Multitalente.
Die modernen Hortensien gedeihen prächtig in Kübeln auf Balkon und Terrasse, lenken als üppig blühende Solitär-Sträucher im Garten die Blicke auf sich und lassen sich im Beet wunderbar mit anderen Pflanzen kombinieren.
Laut Gartenbauingenieur Garry Grüber wird aktuell bei der Zucht auf zwei Dinge geachtet: «Zum einen steht ein kompakter Wuchs mit stabilen Trieben im Vordergrund». Zum anderen geht es um die Fähigkeit der Pflanze, Blüten am diesjährigen Holz zu bilden.
Sorten mit gefüllten oder sternförmigen Blüten sowie dunklem Blattwerk sind neu im Sortiment. Die Trends lassen sich am besten erfassen, wenn man die einzelnen Sortengruppen betrachtet: Klassisch kennt man Bauern- und Rispen-Hortensien. Zu den Neuheiten zählen die Girlanden-Hortensien.
Bauern-Hortensie
Die blauen und rosafarbenen Blütenbälle der Bauern-Hortensien sind nicht nur besonders beliebt, sondern auch eng mit der Architektur von Bauernhäusern und Urlaubsbildern aus der Bretagne verknüpft. Mit ihrem Landhaus-Charme verzaubern sie halbschattige Standorte. Sie lieben wie alle Hortensien einen ausreichend feuchten Boden.
Zwei Dinge gibt es bei der Bauern-Hortensie zu beachten – und zwar beim Schnitt und bei der Düngung. Bei traditionellen Sorten bilden sich die Blüten ausschließlich am einjährigen Holz. «Verbraucher schneiden diese Hortensien häufig zurück», sagt Garry Grüber. Die Folge: die Blüte bleibt aus.
Doch mit neuen Sorten aus den Sortengruppen «Diva Fiore», «Endless Summer», «Forever and Ever» tritt dieses Problem nicht mehr auf. Die Blüten bilden sich auch am diesjährigen Holz. Die Blüte entwickelt sich zwar mit einer kleinen Verzögerung, aber man muss nicht darauf verzichten.
Die Fachgruppe Jungpflanzen empfiehlt, verwelkte Blüten von modernen Hortensien zu entfernen – so wird die Neubildung von Knospen gefördert. Dafür werden die Blütenstände oberhalb des Blatt-Ansatzes mit den Fingern gegriffen und vorsichtig zur Seite abgebrochen. Ein Rückschnitt von mehrfach blühenden Züchtungen empfiehlt sich im Frühjahr nach dem letzten Frost.
Blau blühende Bauern-Hortensien
Ein häufiges Problem bei blau blühenden Sorten: die blauen Blüten färben sich mit den Jahren rosa. Das liegt an der Bodenreaktion, die für die blaue Farbe unbedingt sauer sein muss. Nur so kann die Pflanze Aluminium aus dem Boden aufnehmen und in den Farbstoff der Blüten einbauen. Wenn der pH-Wert auf 5,5 und höher steigt, verwandelt sich das Blau in Rosatöne.
Die Lösung: Kalkfreies Wasser verwenden und einen sauren Boden fördern – durch Laubkompost, Nadelstreu und Substraten für Moorbeetpflanzen. Außerdem brauchen die Hortensien Alaungaben, damit ausreichend Aluminium im Boden ist.
Die Züchtung bei den Bauern-Hortensien konzentriert sich auch auf einen kompakten Wuchs. Garry Grüber hebt die «Tabletensia»-Sorten hervor. «Es handelt sich um Pflanzen mit zahlreichen Trieben und kleinen Blütenbällen», sagt der Gartenbauingenieur. Sie lassen sich wunderbar als Tischdekoration oder zur Bepflanzung von Blumenampeln verwenden.
Die Farben spielen in der Züchtung eine bedeutende Rolle. Neue, kräftige Blütenfarben verleihen der Hortensie ein neues Gesicht, sodass sich mit diesen Sorten moderne Dekorationen gestalten lassen, so die Fachgruppe Jungpflanzen.
Mit zweifarbigen Dolden wie beispielsweise helllila-farbenen Blütenblättern und dunkellila-farbenem Rand entfalten die Neuheiten einen besonderen Charme. Hortensien mit intensiv grünen Knospen, die sich zu grün-weißen Dolden öffnen, kommen bei Design-Liebhabern gut an.
Rispen-Hortensien
Im Vergleich zu den eher im Halbschatten wachsenden Bauern-Hortensien lieben die Rispen-Hortensien die Sonne. Sie sind in Bezug auf den Schnitt recht unkompliziert. Man kann sie im Frühling komplett zurückschneiden. Die Blütenbildung wird dadurch nicht beeinträchtigt. Allerdings ist der Wuchs von herkömmlichen Sorten häufig sehr ausladend. Züchter bemühen sich daher um die Standfestigkeit.
«Die ‘Bloomulus’-Sorten sind kompakt im Wuchs, so dass man sie gut für die Gefäßbepflanzung auf Balkon und Terrasse verwenden kann», sagt Gary Grüber. Auch bei der Züchtung von Rispen-Hortensien spielt die Farbe eine immer größere Rolle. Rötliches Laub sowie rosafarbene und rote Blüten vergrößern das Sortiment.
Girlanden-Hortensie
Eine vollkommene Neuschöpfung der Züchter ist die Gruppe der Girlanden-Hortensien. Es handelt sich dabei um sogenannte interspezifische Sorten, die aus zwei verschiedenen Arten gekreuzt wurde. «Girlanden-Hortensien bringen an allen Seitenknospen Blüten hervor», erläutert Garry Grüber die Besonderheit.
Dadurch entsteht eine Hortensie, die über den gesamten aufrechten Wuchs mit Blüten geschmückt ist. Jeder Trieb ähnelt einer Girlande. Formt man die Pflanze am Spalier, als Pyramide oder pflanzt sie in eine Blumenampel, ergeben sich eindrucksvolle Einzelpflanzen.
Neben der mittlerweile recht bekannten weißblühenden Girlanden-Hortensie «Runaway Bride» gibt es unter dem Namen «French Bolero» auch rosafarbene und blaue Sorten. Girlanden-Hortensien bevorzugen halbschattige bis schattige Standorte.
Wichtig bei der Pflege dieser Neuheiten ist der Schnitt. Gartenbauingenieur Garry Grüber erklärt, dass kein Rückschnitt notwendig, im Grunde sogar schädlich für die Blüte im nächsten Sommer ist. Ältere Exemplare können verjüngt werden, indem man die ältesten Triebe nach drei bis vier Jahren herausschneidet.