Sandra Bindler ist Vorstandsvorsitzende der Münchner Bank. Die Genossenschaftsbank, 1862 gegründet, ist die älteste ihrer Art in Bayern. Gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Dr. Sonja Lechner rief die gebürtige Münchnerin 2019 das „Kunstforum Münchner Bank“ ins Leben. Am Donnerstag, den 26. Juni 2025 fand die Vernissage zur dreizehnten Ausstellung statt.
Die Idee: Junge Künstlerinnen und Künstler bekommen die Gelegenheit, auf Publikum zu treffen – die Bank bringt sie im Herzen der Stadt zusammen. Seitdem bietet die Bank Diplomanden oder Meisterschülern der Akademie der Bildenden Künste eine Ausstellungsfläche im gesamten Stammhaus am Frauenplatz in München – ohne selbst an den Erlösen zu partizipieren. Jungkünstler werden von Sonja Lechner ausgewählt, die kuratorisch die „Münchner Meisterklasse“, wie das Ausstellungsformat getauft wurde, betreut.
Die 13. Ausstellung der Münchner Meisterklasse wurde am Donnerstag mit einer Vernissage im Kunstforum Münchner Bank eröffnet und zeigt Werke von Nicola Hanke, Tatjana Vall, Suvi Tupola und Mia Maljojoki. In ihrer Rede hob Dr. Sonja Lechner die kulturelle und emotionale Bedeutung von Textilien hervor: Stoffe begleiten den Menschen von der Geburt bis zum Tod, sie wärmen, schützen, schmücken – und erzählen Geschichten. Diese narrative Kraft des Materials spiegelt sich in der Arbeit von Nicola Hanke wider. Ihre Malereien machen vermeintlich nebensächliche textile Details wie zerwühlte Bettwäsche oder verrutschte Kissen sichtbar und rücken das Übersehene ins Zentrum – das Intime wird zur Projektionsfläche kollektiver Erfahrungen.
Tatjana Vall verwendet Seide als Bildträger, auf den sie mit Reaktivfarbstoffen fotografische Aufnahmen der Unterwasserwelt druckt. Die Verbindung von Motiv und Material verleiht den Bildern eine spürbare Tiefe: Flüchtige Momente werden auf der zarten Oberfläche der Seide konserviert, sichtbar und beinahe greifbar gemacht. Suvi Tupola hingegen hinterfragt in ihrer Schmuckkunst die Herkunft und den ethischen Preis traditioneller Materialien. Statt Edelmetalle nutzt sie natürliche Fundstücke wie Kiefernnadeln, Holz oder Wurzeln. Ihre minimalistischen Broschen setzen ein Zeichen für Nachhaltigkeit und eine neue, respektvolle Haltung gegenüber Natur und Ressourcen.
Auch Mia Maljojokis Werk kreist um Transformation. Ihre Arbeit „Dream State“ versteht sich als Symbol für Erneuerung: Sie reflektiert den Wandel der Schmuckkunst – von den Wurzeln des Handwerks bis hin zu einer zukunftsgewandten, verantwortungsvollen Gestaltung. Dabei verhandelt sie postkoloniale Themen ebenso wie Fragen nach individueller und kultureller Identität.
Die aktuelle Meisterklasse zeigt, wie vielschichtig Stoffe und Schmuck als künstlerische Medien verstanden werden können – nicht nur als dekorative Objekte, sondern als Träger von Erinnerung, Haltung und gesellschaftlichem Kommentar.
150 Gäste waren zur Vernissage gekommen. Bis in die späten Abendstunden tauschten sich Besucherinnen und Besucher mit den Künstlerinnen aus – und mit deren Arbeiten, neben denen zahlreiche rote Punkte auf erfolgreiche Verkäufe hinwiesen. Der Erlös kommt direkt den Künstlerinnen zugute.
Die Ausstellung ist bis Ende Oktober am Frauenplatz 2 in München zu sehen, werktags von 9 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist frei. Ebenfalls kostenlos ist der begleitende Ausstellungskatalog, der allen Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung steht. Die Präsentation läuft über ein halbes Jahr.
Alle Fotos: © Stefan Heigl





