Nachgefragt bei Hendrik Leber: Gibt es 2025 neue Magnificent-Aktien?

Acatis-Fondsmanager Hendrik Leber, ©Acatis
Acatis-Fondsmanager Hendrik Leber, ©Acatis

Die Aktien der sogenannten “Magnificent Seven” haben mit ihrer starken Performance die US-Börsen 2024 maßgeblich nach oben getrieben. Wir haben bei Acatis-Fondsmanager Hendrik Leber nachgefragt, ob sie auch in 2025 die Börse regieren werden.

Courage: Herr Leber, 2024 war ein tolles Börsenjahr. Zu verdanken haben wir das vor allem den Magnificent 7. Die sieben großen US-Techaktien haben den ganzen Markt nach oben gezogen. Geht das so weiter?

Hendrik Leber: Der Optimismus in diesen Titeln ist schon sehr groß. Mich erinnert das an den Hype um Technologietitel um das Jahr 2000. Da war auch ein Maximum an Erwartungen in den Kursen drin. Die Microsoft-Aktie ist danach aber erst einmal über zehn Jahre seitwärts gelaufen. Das passiert bei so gehypten Titeln, dass die Erwartungen erst mal abgearbeitet werden müssen.

Und das passiert jetzt wieder?

Das ist die Masterfrage. Die Erwartungen können auch noch ein Jahr lang befeuert werden. Aber irgendwann sacken die Kurse ab und laufen seitwärts.

Trotzdem muss man eine Entscheidung fällen, wenn man die Titel besitzt. Wie gehen Sie da vor?

Ich schaue mir die einzelnen Werte genau an. Microsoft, Amazon und Alphabet halten wir im Portfolio. Bei allen drei ist das Cloud-Business ein wichtiger Umsatztreiber, das weltweit sehr stark ist. Der Versandhandel von Amazon interessiert mich dagegen gar nicht, der hat langfristig keine finanzielle Bedeutung. Alle drei Firmen sind auch im KI-Business unterwegs. Hier ist Microsoft mit OpenAI der dominante Player, aber das kann sich schnell ändern. Nachteil bei Alphabet ist, dass der Konzern stark von den Online-Werbebudgets abhängt, die kaum noch wachsen werden. Dafür ist die Aktie im Vergleich zu den anderen aber recht günstig. Das Unternehmen wird ein bisschen unterschätzt.

Der Überflieger unter den Magnificent 7 war 2024 der KI-Chiphersteller Nvidia. In Ihrem Fondsportfolio zählt das Papier zu den Top-5-Positionen.

Ja, wir haben die Aktie seit sieben Jahren. Aber ich habe die Position in den vergangenen zwölf Monaten 14-mal reduziert. Die Weltmarktführerschaft bei KI-Chips kann der Konzern noch ein paar Jahre verteidigen. Aber irgendwann holt die Konkurrenz auf. Ich denke, der Kurs hat sein Plateau erreicht, viel höher wird es nicht gehen.

Bleiben noch Meta, Tesla und Apple…

Meta ist interessant. Ich habe die neuen Ray-Ban Meta Smartglasses probiert, mit der man ganz einfach Fotos und Videos aufnehmen, telefonieren und Musik hören kann. Wenn sich die durchsetzt, dann ist Meta superspannend. Dann ist auch die Bewertung der Aktie noch günstig.

Tesla ist mir hingegen zu erratisch. Die Firma profitiert jetzt zwar davon, das Elon Musk Teil des Trump-Teams ist. Aber langfristig wird das Tesla-Geschäft viel stärker mit der Autokonjunktur schwanken als heute. Diese Erkenntnis wird die Aktie, die weit vorausgeeilt ist, noch einholen.

Schließlich noch Apple: Die Kundenbasis des Konzerns lässt sich kaum noch ausweiten. Jeder, der sich Apple leisten kann, besitzt schon ein Gerät. Und die Chinesen setzen zunehmend auf heimische Produkte. Wachstum ist daher fast nur noch bei den Nutzungsraten zu erzielen. Unterm Strich ergibt das ein stabiles Ökosystem, aber mit geringem Potenzial. Die Aktie brauche ich nicht. Da steht der Kurs auch schon auf dem Hochplateau.

Gibt es 2025 neue Magnificent-Aktien?

Da habe ich tatsächlich einen Kandidaten: Palantir. Der Big-Data-Konzern macht KI erst richtig nutzbar. Denn die Daten für KI-Anwendungen sind überall verstreut und schwer zugänglich, und Palantir packt sie zusammen. So wie gerade beim National Health Service in UK. Da gibt es ein digitale Systeme für Ärzte und eins für Krankenhäuser – da passt gar nichts zusammen. Palantir ist das einzige Unternehmen, das solche Probleme zügig lösen kann – für Behörden und Unternehmen. Das ist ein gigantischer Markt. Wahrscheinlich wird Palantir nicht ganz so groß wie Nvidia, aber auf jeden Fall viel größer als heute. Viele haben das noch nicht erkannt.

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