Neuer CIA-Direktor geht von Corona-Ursprung im Labor aus

John Ratcliffe wurde am Donnerstag vereidigt. (Archivbild)
John Ratcliffe wurde am Donnerstag vereidigt. (Archivbild) Foto: Alex Brandon/AP/dpa
Stammt das Coronavirus von Wildtieren oder aus dem Labor? Der neue CIA-Direktor ändert die Einschätzung der Behörde. Wissenschaftlich lässt sich die Frage nicht klären – vor allem aus einem Grund.

Der neue Direktor des US-Auslandsgeheimdienstes CIA, John Ratcliffe, hat als eine seiner ersten Amtshandlungen die Einschätzung seiner Behörde zum Ursprung des Coronavirus geändert. Diese geht nun von einer Laborpanne aus. «Die CIA schätzt mit geringem Vertrauen ein, dass ein forschungsbedingter Ursprung der Covid-19-Pandemie auf der Grundlage der verfügbaren Berichte wahrscheinlicher ist als ein natürlicher Ursprung», heißt es in einer Mitteilung, die US-Medien vorlag. Man untersuche aber weiter den Ursprung des Virus.

Ratcliffe ist frisch vereidigt

Die CIA hatte zuvor die Position vertreten, es gebe nicht ausreichend Informationen, um zu beurteilen, ob das Virus von einem Tier auf den Menschen übergesprungen sei – oder auf eine Panne in einem chinesischen Labor zurückgehe. Ratcliffe dagegen hatte in der Vergangenheit die Labortheorie vertreten und Peking vorgeworfen, den Ursprung des Virus zu verschleiern. Der ehemalige Kongressabgeordnete aus Texas war in der ersten Amtszeit des Republikaners Trump als Geheimdienstkoordinator tätig – allerdings nur für rund sieben Monate.

Anfang Dezember hatte bereits ein Unterausschuss des US-Repräsentantenhauses einen Bericht vorgelegt, der ebenfalls von einem wahrscheinlichen Ursprung des Erregers in einem Labor ausgeht. Zur Begründung hieß es unter anderem, in der chinesischen Millionenmetropole Wuhan, wo das Virus zuerst registriert wurde, gebe es ein Labor, das an Coronaviren forsche, mit unzureichenden Sicherheitsvorkehrungen. Dort seien Forschende schon im Herbst mit Covid-ähnlichen Symptomen erkrankt, lange bevor das Virus auf einem Markt von Wuhan entdeckt wurde. Zudem, so heißt es in dem Bericht, hätte im Fall eines natürlichen Ursprungs des Virus ein wissenschaftlicher Beleg dafür auftauchen müssen.

Kein eindeutiges Ergebnis

Aus wissenschaftlicher Sicht lässt sich die Frage nach der Herkunft des Erregers derzeit nicht klären. Eine im September im Fachblatt «Cell» veröffentlichte Studie hatte zwar Indizien darauf ergeben, dass der Erreger von Wildtieren stammt, die auf dem Markt in Wuhan gehandelt wurden. Eindeutige Rückschlüsse hatten die analysierten mehr als 800 Proben aber nicht zugelassen.

Das liegt auch daran, dass die vom Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) zur Verfügung gestellten Proben erst ab Januar 2020 auf dem Huanan Seafood Market in Wuhan genommen wurden. Infektionen bei Menschen gab es jedoch nach Einschätzung von Fachleuten schon im November 2019.

Drosten: China soll Beweis für natürlichen Ursprung vorlegen

Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité sagte in einem am Wochenende veröffentlichten «taz»-Interview, er halte einen natürlichen Ursprung des Erregers «immer noch für wahrscheinlich». Allerdings hätte ein Beweis dafür eigentlich von China erbracht werden können. «Chinesische Wissenschaftler haben dafür alle technischen Möglichkeiten», betonte Drosten und fügte hinzu: «Je mehr Zeit vergeht, desto skeptischer werde ich.»

Eine andere Erklärung wäre, dass Sars-CoV-2 kein natürliches Virus gewesen sei. «Die Politik sollte nach all den Jahren deutlicher die Forderung an China stellen, jetzt wirklich zu beweisen, dass es aus der Natur kommt», mahnte Drosten.

Tatsächlich hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Ende Dezember erklärt, immer noch auf die volle Kooperation Chinas zu warten, um den Ursprung der Corona-Pandemie zu klären. «Wir fordern von China weiterhin Daten und Zugang, damit wir die Ursprünge von Covid-19 verstehen können», teilte die Organisation mit. China hat Kritik an seiner Kooperationsbereitschaft stets zurückgewiesen, ebenfalls wie Vorwürfe zu einem möglichen Laborunfall. (dpa/wr)

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