Zählt man Frauen in Vorständen und Aufsichtsräten, dann hat die deutsche Wirtschaft trotz gesetzlicher Quoten auch 2024 noch viel Nachholbedarf. Ein wichtiger Treiber für mehr Gleichstellung im Top-Management sind Frauen-Netzwerke. Ein besonders einflussreiches ist Generation CEO. Es zählt 262 Mitglieder, 110 bekleiden eine CEO- oder C-Level-Position. Heute gibt das Netzwerk seine neuen Mitglieder für 2024 bekannt. Courage stellt die 13 Top-Managerinnen in einer Serie vor.
Frauen im Top-Management: Ihr Anteil in Deutschland steigt zwar stetig an, aktuell sind 17,5 Prozent der Vorstände in den Top-200-Unternehmen weiblich. Doch im Vergleich zu anderen großen Volkswirtschaften hinkt die Bundesrepublik damit noch weit hinterher. Warum kommt der Wandel hierzulande nur so langsam in Gang, wo es doch an Bekenntnissen zu mehr Diversität nicht mangelt?
Für nachhaltigen Wandel braucht es eine Veränderung der Kultur. Und die muss von der Führungsspitze in den Unternehmen getragen werden. Denn wenn der oder die CEO das nicht will, dann passiert einfach nichts. Auch die Unterstützung vom Aufsichtsratsvorsitzenden ist ein wichtiges Signal. Wer nachhaltig mehr Diversität im Vorstand durchsetzen will, muss gleiche Aufstiegschancen für Frauen wie Männer schaffen.
Länder wie Frankreich, die USA oder unsere skandinavischen Nachbarn sind da deutlich weiter. Auch weil dort weniger Vorurteile grassieren: Es gibt emotionale und rationale Personen, stille und laute – mit dem Geschlecht wird das nicht in Verbindung gebracht. Es wird Zeit, dass wir auch hierzulande die Mythen entzaubern.
Wie das geht? Ein wichtiger Schritt ist, dass sich Frauen zusammenschließen. In Netzwerken, um sich gegenseitig zu unterstützen. Ein besonders hochkarätiges ist Generation CEO e.V. Bei seiner Gründung im Jahr 2007 war es eines der ersten seiner Art – und es ist bis heute das wohl einflussreichste im deutschsprachigen Raum. Mittlerweile umfasst das Netzwerk 262 erfahrene Managerinnen und selbständige Unternehmerinnen mit vielfältigem, internationalem Hintergrund, die in zahlreichen Industriezweigen berufstätig sind.
Neue Impulse durch Branchen-Vielfalt
Im Rahmen der diesjährigen Jahresveranstaltung stellt Generation CEO heute, am 23. September, seine 13 Neumitglieder vor. Von der Raumfahrtindustrie über Onlinemarketing bis hin zu öffentlichen Einrichtungen – die neuen Netzwerkerinnen kommen aus sehr unterschiedlichen Bereichen. Vor der Aufnahme durchliefen alle ein anspruchsvolles Auswahlverfahren. Die Zahl der Bewerberinnen lag bei etwa 100.
Jedes Jahr nimmt der Verein neue Mitglieder auf. Jede Interessentin durchläuft dabei einen mehrstufigen Auswahlprozess, der von einem eigens dafür zusammengestellten Team geleitet wird. Die meisten Kandidatinnen werden aus dem Netzwerk empfohlen, aber auch Initiativbwerbungen sind möglich.
Mit den Neuzugängen 2024 setzt sich ein positiver im Netzwerk von Generation CEO e.V. fort: Immer mehr Mitglieder haben Vorstandspositionen inne. Laut einer internen Erhebung bekleiden mittlerweile 110 der Netzwerkerinnen eine CEO- oder C-Level-Position, was einer beeindruckenden Steigerung von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Unter anderem werden die CIO-Positionen bei Volkswagen und Mercedes durch Generation-CEO-Mitglieder besetzt.
Auch in den Aufsichts- und Verwaltungsräten konnte das Netzwerk seinen Einfluss verbessern: Hier besetzen aktuell 220 Mitglieder entsprechende Positionen, was einer Steigerung von fünf Prozent entspricht.
Das Netzwerk, das als Verein organisiert ist, setzt übrigens auch auf männliche Unterstützung – gemäß dem eigenen Motto: „Wirtschaftserfolg gemeinsam weiblich gestalten.“ So gehören dem prominenten Beirat des Netzwerk-Vorstands drei Frauen und drei Männer an: Merck-Chefin Belén Garijo, die Ökonomin und Harvard-Professorin Iris Bohnet, die Unternehmerin Carolina Müller-Möhl, der ehemalige Nestlé-CEO Mark Schneider, der Haniel-Gesellschafter Franz Haniel sowie Sven Seidel, Vorstandschef des Pharmagroßhändlers Phoenix.
Wenn mehr Frauen ins Top-Management aufsteigen, könnte ein großes, bisher ungenutztes Potenzial für die Wirtschaft freigesetzt werden. Netzwerke wie Generation CEO tragen dazu bei, dass dieser Zusammenhang erkannt wird. Wenn eine kritische Öffentlichkeit ihre Macht nutzt, Chancengleichheit in den Unternehmen einfordert und das Thema auf die gesellschaftliche Agenda setzt, so wie beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit, wird es wesentlich schneller vorangehen als bislang.
Ein tolles Thema für COURAGE! Wir wollten von Christina Schrotberger, geschäftsführende Gesellschafterin von Alicentia und Vorstandsmitglied bei der Generation CEO e.V. wissen, was weibliche Führung ausmacht und welche Voraussetzungen man erfüllen muss, um Mitglied zu werden.
Courage: Das Motto von Generation CEO lautet: „Wirtschaftlichen Erfolg gemeinsam weiblich gestalten.“ Worin sehen Sie die größten Vorteile, wenn das Management in deutschen Unternehmen weiblicher wird?
Christina Schrotberger: Generation CEO e.V. steht für Vielfalt in der Führung. Um den komplexen Anforderungen der heutigen geopolitischen und wirtschaftlichen Lage erfolgreich begegnen zu können, ist Zusammenarbeit eine Schlüsselkompetenz für Führungskräfte in allen Bereichen. Auch die Erfahrungen unserer Netzwerkerinnen haben gezeigt, dass Teams, in denen Frauen vertreten sind, in herausfordernden Situationen erfolgreicher sind als rein männliche Teams.
Welche konkreten Hilfestellungen bieten Sie Ihren Mitgliedern?
Bei Generation CEO e.V. treffen sich erfolgreiche Frauen auf unterschiedlichen Karrierestufen und aus allen Branchen. Sie eint das Ziel, voneinander zu lernen und sich gegenseitig voranzubringen. Generation CEO e.V. bietet den 262 Netzwerkerinnen eine einzigartige Plattform des vertraulichen Austauschs, auf der alle von den Erfahrungen der anderen profitieren können – sowohl im operativen als auch im nicht-exekutiven Bereich. Wie stark der Nutzen für das einzelne Mitglied ist, hängt vom persönlichen Engagement im Netzwerk ab.
Ist es ein Widerspruch, dass ein Mann das Netzwerk gegründet hat?
Nein. Generation CEO wurde 2007 von Heiner Thorborg gegründet, weil er aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Top-Personalberatung den Bedarf für ein solches Netzwerk sah. Seine professionelle Einschätzung der Bedeutung und des richtigen Zeitpunkts für die Gründung eines Karrierenetzwerks für Frauen war ausschlaggebend.
Muss man bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um Mitglied zu werden?
Gesucht werden unternehmerisch denkende weibliche Führungskräfte, die sich bereits in C-Positionen befinden oder den Anspruch haben, in den kommenden fünf Jahren ins Top-Management aufzusteigen. Voraussetzungen für die Aufnahme sind u.a. mindestens zehn Jahre Berufserfahrung, eine exzellente akademische Ausbildung, signifikante Umsatz-, Ergebnis- und Budgetverantwortung, relevante Personal- oder Projektverantwortung sowie internationale Führungserfahrung. Auch das Engagement für weibliche Talente im eigenen beruflichen Umfeld und darüber hinaus sowie eine starke Persönlichkeit sind Kriterien, die im Rahmen des dreistufigen Auswahlprozesses berücksichtigt werden.
Courage wird an dieser Stelle wöchentlich (immer freitags) jeweils ein Neumitglied genauer vorstellen. Und wir verraten Euch bereits jetzt, auf welche Interviews Ihr Euch freuen könnt. Das sind sie – die neuen Generation-CEO-Mitglieder:
Dr. Anusch Arezki – Chief Operating Officer, Thales Deutschland GmbH; zum Interview
Katrin Bacic – CEO, UNIO Enterprise GmbH; zum Interview
Carolin Bautzmann – Member of the Management Board, Zeppelin Rental Danmark A/S; zum Interview
Isabelle Gardt – Geschäftsführerin, OMR; zum Interview
Dr. Julia Ju – SVP Global Head Commercial Excellence, Sulzer AG; zum Interview
Dr. Katrin Krömer – Vorständin Ressourcen, Bundesagentur für Arbeit; zum Interview
Alexandra Lau – Mitglied der Geschäftsleitung, Leitung des Geschäftsbereichs Corporate Development & Sustainable Asset Management, Basellandschaftliche Kantonalbank; zum Interview
Dr. Susanne Maurenbrecher – Bereichsleiterin Konzernentwicklung und Volkswirtschaft, KfW Bankengruppe; zum Interview
Anne Michels – COO, Kyndryl Deutschland GmbH
Maya Miteva – Vorstand, Deutsche Real Estate AG; Aufsichtsrat, SCOUT24 SE; Co-Founder, Happy Immo Club
Dr. Petra Schmidt – Mitglied der Geschäftsleitung & COO Machinery & Equipment, Schunk Group
Dr. Sandra Schug – Head of Site & Headquarter Development, Merck KGaA
Dr. Nicole Selenko-Gebauer – Group VP and Chief Innovation Officer, Danaher
Weitere Informationen unter: https://generation-ceo.com/