Am 11. September fand in Deutschland der Tag der Wohnungslosen statt – ein Anlass, um auf die Lebensrealität von über 600.000 wohnungslosen Menschen aufmerksam zu machen. Laut dem aktuellen Wohnungslosenbericht des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen lebten im Berichtsjahr 2023 rund 47.300 Menschen ohne jede Unterkunft, also obdachlos. Weitere knapp 500.000 waren formal wohnungslos, etwa in Übergangsunterkünften oder bei Bekannten untergebracht. Zwar ist die Gesamtzahl im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken, doch die strukturellen Probleme bleiben bestehen.
Eine zentrale Herausforderung zeigt sich bei der Nutzung von Notunterkünften. Eine Umfrage unter 2.250 wohnungslosen Menschen ergab, dass viele diese Angebote bewusst meiden. Der häufigste Grund: Gefahr. Rund 42 Prozent der Befragten gaben an, Notunterkünfte seien ihnen zu gefährlich. Auch Überfüllung (38 Prozent) und mangelnde Sauberkeit (33 Prozent) wurden häufig genannt.
Besonders verdeckt wohnungslose Menschen – also jene, die etwa bei Freunden oder in Autos schlafen – empfinden Notunterkünfte als keine Verbesserung. 43 Prozent geben an woanders bessere Schlafplätze finden zu können.
Diese Zahlen werfen ein Schlaglicht auf die Qualität und Zugänglichkeit bestehender Hilfsangebote. Notunterkünfte sollen Schutz bieten, werden aber von vielen als belastend oder sogar bedrohlich erlebt. Fehlende Privatsphäre, begrenzte Verweildauer und kaum Möglichkeiten mit Partner:innen oder Familie unterzukommen verstärken die Ablehnung. (Quelle: Statista/cw)
