Romantik und Fantasy auf Booktok beliebt

Längst ist Booktok ein Wirtschaftsfaktor. (Archivbild)
Längst ist Booktok ein Wirtschaftsfaktor. (Archivbild) Foto: Boris Roessler/dpa
Der Markt um Bücher in den sozialen Netzwerken boomt. Besonders gefragt ist «Romantasy», ein Genre mit Frauen im Fokus. Es existiert schon mindestens seit «Twilight». Eine Annäherung.

Berlin (dpa) – Farbenfrohe Designs mit Metall- oder Glitzer-Optik auf dem Cover, Farbschnitte und passende Lesebändchen. Solche aufwendig gestalteten Bücher finden sich in vielen Buchhandlungen. Und in den Händen etlicher «Booktokerinnen» – also Influencerinnen, die Inhalte über Bücher auf Tiktok teilen.

Der Markt boomt: Knapp 900.000 Beiträge sind laut Tiktok 2024 unter dem Hashtag #Booktok in Deutschland veröffentlicht worden. Das sind doppelt so viele wie im Jahr 2022. Und: Neun von zehn Büchern, die mit dem Kulturpass für junge Menschen gekauft wurden, sind auch Tiktok-Bestseller. 

Ein Genre ist bei Booktok besonders beliebt: Romantasy – eine Mischung aus Romantic und Fantasy. Worum geht es dabei?

Genrevorreiter «Twilight»

Neu ist das Genre nicht. Die Liebesgeschichte um Edward und Bella aus «Twilight» von Stephenie Meyer aus dem Jahr 2005 zählt zum Beispiel zu den Romantasy-Büchern. Es enthält alle zentralen Aspekte eines typischen Genrewerks: Mindestens einer der Protagonisten hat magische Kräfte oder ist ein fantastisches Wesen. Und es entsteht eine Liebesbeziehung – so wie bei dem Vampir Edward und der Teenagerin Bella. 

Der Fokus liegt bei Romantasy-Büchern meist auf den Beziehungen der Charaktere. Typische Handlungsmuster sind oft dieselben wie bei anderen Liebesgeschichten.

Romantasy als feministisches Genre

Was dabei auffällt: Romantasy ist, wie andere Literatur auf Booktok auch, sehr weiblich geprägt. Laut dem Statistischen Bundesamt lesen Frauen generell mehr als Männer.

Die Buch-Influencerin Emily Winkler erklärt, warum die Literatur hinter Booktok und Romantasy so weiblich ist: «Männer sexualisieren Frauen in ihren Büchern immer sehr. Und bei Frauen sind Charaktere vielschichtiger, tiefgründiger und authentischer.» Von Männern geschriebene Klassiker fänden viele in ihrer Generation überholt. 

Julia Kniep vom Verlag dtv beschreibt das Genre Romantasy als feministisch: «Es ist wohl kein Geheimnis, dass die aktuell populäre Fantasy sehr weiblich geprägt ist, sowohl in der Zielgruppe als auch durch die Autorinnen und eben auch durch die Themen und die Protagonistinnen.»

Reihenweise Neuerscheinungen – nicht alle ausgereift

Ein beliebtes Romantasy-Buch ist zum Beispiel «The Games Gods Play» von Abigail Owen – Untertitel «Schattenverführt». Es geht darin um eine Frau, auf der ein Fluch liegt. Um ihr Schicksal zu ändern, nimmt sie an tödlichen Spielen der griechischen Götter teil. Dabei entwickelt sich eine Anziehung zu Hades, dem Gott der Unterwelt.

Inzwischen erscheinen wegen der hohen Nachfrage reihenweise Romantasy-Bücher. So viele, dass nicht jede Neuerscheinung ausgereift wirkt. Etwa der Roman «High Moutain Court». Sein Handlungsmuster – Feinde werden zu Liebenden – ist typisch für das Genre. Das Buch zeigt: Wer bei Romantasy auf einen detaillierten Weltenbau hofft, wird mitunter enttäuscht. Beim Lesen wirken einige der Bücher unausgereift.

«High Mountain Court» sei aber kein passendes Beispiel für ein gutes Romantasy-Buch, sagt Emily Winkler. Die 21-Jährige postet seit 2022 Beiträge über Bücher auf ihrem Tiktok-Account «breathtakingbookworld». Dort hat sie bereits einige Romantasy-Bücher empfohlen – etwa «When the King Falls» von Marie Niehoff oder «Assistant to the Villain» von Hannah Nicole Maehrer.

Warum Booktok etwas «Heilendes» hat

Winkler folgen auf Tiktok rund 24.000 Menschen. Als sie Booktok entdeckte, habe sie verstanden: «Es gibt also Menschen, die auch super gerne lesen in meinem Alter. Und ich hatte dann das Bedürfnis, Austausch zu suchen und meine Meinung in die Welt rauszubringen.» 

Diesen Austausch auf Booktok schätzt nicht nur die Haupt-Zielgruppe von Romantasy. Volker Weidermann, Literaturkritiker und Jury-Mitglied beim «Tiktok Book Award», sagte in einem Interview des «Börsenblatts»: Der Austausch habe schon fast etwas Therapeutisches, etwas Heilendes gehabt. «Und genau das ist für mich immer schon Teil des Wertes von Literatur gewesen.»

Nicht nur junge Frauen erkennen also den Wert von Booktok und Romantasy. Und die Verlage freuen sich – längst ist Booktok ein Wirtschaftsfaktor. Durch Erwähnungen bei Booktok allein sind im vergangenen Jahr laut Media Control über 25,1 Millionen Bücher verkauft worden.

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