PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) – Die europäischen Aktienmärkte sind am Donnerstag wenig verändert aus dem Handel gegangen. Die Indizes wurden in ihrem Höhenflug durch die US-Notenbank Fed ausgebremst. Diese hatte zwar am Vorabend die Leitzinsen gesenkt, Hoffnungen auf eine dritte Kappung in diesem Jahr jedoch gedämpft. Die Europäische Zentralbank (EZB) beließ am Donnerstag wie erwartet die Zinsen in der Euroregion zum dritten Mal in Folge unverändert und verwies auf ein “außergewöhnlich unsicheres Umfeld”. Volkswirte rechnen daher nicht mit einer weiteren Zinssenkung bis zum Jahresende.
Der EuroStoxx 50 EU0009658145 schloss 0,12 Prozent tiefer auf 5.699,18 Punkten, nachdem der Leitindex der Euroregion noch am Vortag ein Rekordhoch erreicht hatte. Ähnlich sah es für den britischen FTSE 100 GB0001383545 aus. Auch der wichtigste Index in London hatte am Mittwoch eine Bestmarke erreicht. Nun legte er um 0,04 Prozent auf 9.760,06 Punkte zu. Der Schweizer SMI CH0009980894 sank um 0,04 Prozent auf 12.309,63 Punkte.
Zur Fed kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker Robomarkets angesichts der von den Anlegern sehnlichst erhofften, aber von der Fed offen gelassenen US-Leitzinssenkung im Dezember: “Der nächste Streit zwischen Politik und Geldpolitik in Washington ist damit praktisch schon programmiert.”
Mit Blick auf die Gespräche zwischen China und den USA blieb eine größere Börsenreaktion ebenfalls aus. “Trump und Xi einigten sich gefühlt über alles, was vorher als Konflikt im Raum stand”, schrieb Molnar und blieb dabei skeptisch. “Ob auch in diesem Fall vieles nur Fassade ist, wird die Börse wohl erst in den kommenden Tagen erfahren, wenn die genauen Details des Deals allmählich bekannt werden.”
Unter den einzelnen Branchen in Europa rückte am Donnerstag vor allem der Bankensektor in den Fokus. Die Finanzinstitute BBVA, ING, Societe Generale FR0000130809 und Credit Agricole FR0000045072 hatten Quartalszahlen vorgelegt, was die Aktienkurse in unterschiedliche Richtungen trieb. So gaben BBVA ES0113211835 in Madrid um 1,7 Prozent nach und Credit Agricole büßten in Paris 4,8 Prozent ein. Die Analysten von Jefferies sprachen mit Blick auf BBVA von einem durchwachsenen, tendenziell enttäuschenden Zahlenwerk.
Die niederländische Großbank ING NL0011821202 wurde trotz eines Gewinnrückgangs im Sommer optimistischer für die Eigenkapitalrendite. Ihr Kurs zog an der EuroStoxx-Spitze um 5,7 Prozent an. Den Verlust von 3,6 Prozent bei SocGen begründeten Analysten von LBBW vor allem mit dem Fehlen einer “neuen Story”. Die Ziele für 2025 seien bereits erreicht, die 2026er Ziele seien bestätigt worden. Außerdem sei das Investmentbanking von SocGen “eher glanzlos”.
Im Autosektor sackten Stellantis NL00150001Q9 um 8,8 Prozent ab. Der Autobauer rechnet mit hohen Sonderkosten im zweiten Halbjahr.
Unter den Ölwerten gewannen Shell GB00BP6MXD84 nach unspektakulären Zahlen in London 0,3 Prozent. Totalenergies FR0000120271 büßten 0,9 Prozent ein. Der Quartalsbericht der Franzosen sei solide, schrieben Analysten. Anleger sorgten sich aber angesichts der hohen Schulden und möglicher Kreditaufnahmen. Daher hatte der Konzern im September seine vierteljährlichen Aktienrückkäufe reduziert. Zudem signalisierte Totalenergies nun, dass die Rückkäufe 2026 erneut sinken könnten, sollten die Ölpreise weiter fallen.
Schneider Electric FR0000121972 büßten als Schlusslicht im EuroStoxx 3,3 Prozent ein. Der Energietechnikkonzern enttäuschte mit seinem Geschäft im asiatisch-pazifischen Raum.



