PARIS/LONDON/ZÜRICH (dpa-AFX) – An Europas Aktienmärkten hat der Dezember verhalten begonnen. Nach der vorangegangenen Erholung taten sich die Anleger in einem global wieder schwierigeren Marktumfeld mit Anschlusskäufen schwer. Zum Sinnbild einer nachlassenden Risikobereitschaft wurden vor allem Kryptowährungen, während Sorgen wegen einer möglichen Leitzinserhöhung in Japan Anleger weltweit beschäftigten.
Der EuroStoxx 50 EU0009658145 ging mit 5.667,48 Zählern fast unverändert aus dem Handel. Der Eurozonen-Leitindex gab im Vergleich zu seinem Freitagsniveau um weniger als einen Punkt nach. Als Bremsklotz fungierte in der Eurozone vor allem die Frankfurter Börse, an der mit Rheinmetall DE0007030009, Infineon DE0006231004 und Siemens DE0007236101 Energy DE000ENER6Y0 drei der größten Verlierer im EuroStoxx beheimatet sind. Auch Airbus NL0000235190 belastete die Stimmung mit einem Kursrutsch wegen aktueller Qualitätsprobleme.
Außerhalb der Eurozone war das Bild durchwachsen: Während der britische FTSE 100 GB0001383545 um 0,2 Prozent auf 9.702,53 Punkte fiel, schaffte es der Schweizer SMI CH0009980894 im späten Handel ins Plus. Er schloss 0,1 Prozent höher mit 12.850,73 Punkten.
Im europäischen Branchentableau waren Rohstoff- EU0009658624, Konsum- CH0019112330 und Einzelhandelstitel CH0019112553 zu Wochenbeginn am begehrtesten. Mit einem Anstieg um 0,8 Prozent reichte im Falle des Branchenbarometers der Minenaktien für ein Hoch seit Juni 2024.
Dagegen ging es für den Industriegütersektor EU0009658905 um 1,2 Prozent bergab. Hier belastete das Schwergewicht Airbus NL0000235190 mit einem Abschlag, der zwar im Tagesverlauf kleiner wurde, aber letztlich immer noch 5,8 Prozent groß war.
Den Flugzeugbauer halten derzeit Probleme mit Software und Rumpfteilen in Atem, und darauf reagierten die Anleger sehr verunsichert. Wegen technischer Probleme in einem Flugkontrollrechner war bei rund 6.000 Flugzeugen der A320-Reihe ein Software-Update nötig geworden. Zudem wurde bekannt, dass Airbus an Rumpfteilen neuer Flugzeuge nacharbeiten muss – ebenfalls bei den A320-Jets, die praktisch nur noch in der modernisierten Auflage A320neo gebaut werden. Die Probleme scheinen zwar weitgehend gelöst, doch an der Börse kamen die Neuigkeiten schlecht an.
Die Situation belastete auch Aktien, die in der Lieferkette mit Airbus in Verbindung stehen. Die Aktien von Thales FR0000121329 etwa büßten im Sog der Probleme an der Pariser Börse 2,6 Prozent ein. Der Spezialist für Militärtechnik-, Luft- und Raumfahrtelektronik liefert wichtige Hardware für die Airbus-Flugsteuerung. Auch Aktien von Triebwerksbauern wie MTU DE000A0D9PT0, Safran FR0000073272 oder Rolls-Royce GB00B63H8491 verloren bis zu 2,9 Prozent an Wert.
Bei AMS-Osram AT0000A18XM4 mussten die Anleger einen Kurseinbruch von 16 Prozent auf ein Tief seit Mai verkraften. Die US-Bank JPMorgan hatte zuvor das Kursziel von 8,90 auf 5,35 Franken gesenkt und die Titel auf “Underweight” abgestuft. Analyst Craig McDowell macht sich Sorgen um die Gewinnentwicklung des Sensorenherstellers. Mit Blick auf die Marge und die Barmittelzuflüsse ist er für 2026 nach eigener Aussage skeptischer als der Markt.
Für die Papiere der Billigfluggesellschaft Easyjet GB00B7KR2P84 ging es um 1,2 Prozent bergab. Auch wurde eine JPMorgan-Abstufung auf “Underweight” zur Belastung. Dagegen stand bei Air France-KLM FR001400J770 ein Kurssprung um 7,6 Prozent zu Buche. Hier hatten die Experten Alexia Dogani und Harry Gowers von JPMorgan ihr Votum mit “Overweight” ins Positive verändert. Sie sehen für die französisch-holländische Fluggesellschaft Margenpotenzial.
Die Aktien des Luxusgüterkonzerns Richemont CH0210483332 verteuerten sich nach einer neuen Kaufempfehlung der Deutschen Bank in Zürich um fast zwei Prozent. Die europäische Branche stehe in den Startlöchern für eine höhere Wachstumsdynamik 2026, schrieb Adam Cochrane in seinem Jahresausblick. LVMH FR0000121014 und Burberry GB0031743007 bleiben seine Favoriten, zu denen sich nun auch Richemont gesellt.

