FRANKFURT (dpa-AFX) – Nach den deutlichen Verlusten in der Vorwoche hat sich der deutsche Aktienmarkt am Montag auf Erholungskurs begeben. Der Dax DE0008469008 stieg am Vormittag um 1,3 Prozent auf 23.383 Punkte. Für den MDax DE0008467416 mit den mittelgroßen deutschen Werten ging es um 1,2 Prozent hoch auf 28.593 Zähler. Der Eurozonen-Index EuroStoxx 50 EU0009658145 gewann rund 0,9 Prozent.
Börsenexperte Andreas Lipkow sprach von einer wieder aufgeflammten Zinssenkungsphantasie in den USA. Die Marktteilnehmer setzten nach jüngsten Äußerungen des US-Notenbankmitglieds John Williams nun auf eine Zinslockerung bei der kommenden Notenbanksitzung im Dezember.
Mit 22.943 Punkten war der deutsche Leitindex am Freitag zeitweise auf den tiefsten Stand seit Mai abgesackt. Selbst gute Zahlen und ein starker Quartalsausblick des KI-Konzerns Nvidia US67066G1040 hatten die zuletzt von Zinssorgen geprägte Anlegerstimmung nur kurzzeitig wieder in die Spur gebracht.
Angesichts der Einigung zwischen den USA und der Ukraine auf einen überarbeiten Plan für ein mögliches Ende des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine stehen die deutschen Rüstungswerte weiter unter Druck. So fielen die Papiere von Rheinmetall DE0007030009 auf den tiefsten Stand seit Ende April und bildeten mit einem Kursrückgang von 3,3 Prozent das Schlusslicht im Dax. Die Titel von Renk DE000RENK730 und Hensoldt DE000HAG0005 waren mit Verlusten von 3,1 beziehungsweise 3,2 Prozent die schwächsten Werte im MDax.
Unter den Einzelwerten ragten im Dax die Aktien von Bayer DE000BAY0017 mit einem Kursplus von mehr als 12 Prozent und dem höchsten Stand seit rund 14 Monaten heraus. Der Pharma- und Agrarchemiekonzern veröffentlichte starke Studienergebnisse mit dem Gerinnungshemmer Asundexian zur Behandlung von Schlaganfällen. Bayer will deshalb nun weltweit Gespräche mit Gesundheitsbehörden über Zulassungsanträge aufnehmen.
Der Studienerfolg von Asundexian in der Prävention bei Patienten mit vorherigen Schlaganfällen bringe das Mittel auf Blockbuster-Kurs mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatzpotenzial, schrieb Richard Vosser von JPMorgan. Sein Kollege James Quigley von Goldman Sachs taxiert das globale Spitzenpotenzial für Asundexian sogar auf 3 Milliarden Euro.
Ein komplexer Deal zwischen United Internet DE0005089031 und der Tochter 1&1 DE0005545503 stützt die Aktien beider Unternehmen. United Internet will das Telekommunikationsgeschäft künftig ganz in ihrer Tochter bündeln. Dazu übernimmt 1&1 die 1&1 Versatel von United Internet für etwa 1,3 Milliarden Euro. Der Preis erscheine etwas hoch, sagte ein Börsianer. Letztlich dürfte der Deal aber vor allem als der lange erwartete nächste Schritt in der Konsolidierung des deutschen Markts gesehen werden. Die Papiere von United Internet stiegen um 3,2 Prozent, jene von 1&1 gewannen 3,9 Prozent.
Eine weitere United-Internet-Tochter, Ionos DE000A3E00M1, will bis zu 2 Millionen eigene Aktien für bis zu 60 Millionen Euro zurückkaufen. Der Rückkauf erfolge unter anderem zur Bedienung von Ansprüchen aus Mitarbeiterbeteiligungsprogrammen, könne aber grundsätzlich für alle in der Hauptversammlungsermächtigung genannten Zwecke verwendet werden, teilte der Internetdienstleister mit. Die Ionos-Anteilsscheine verteuerten sich um 2,8 Prozent.
Zudem sorgen einige Umstufungen für Bewegung. So nahm Goldman Sachs die Titel von Mercedes-Benz DE0007100000 und BMW DE0005190003 jeweils mit dem Anlageurteil “Buy” wieder in die Bewertung auf. Analyst Christian Frenes sieht die beiden die Premium-Autobauer am stärksten unterbewertet. Bei BMW und Mercedes lobte er unter anderem die gesunden Bilanzen und Barmittelzuflüsse sowie die aktionärsfreundliche Mittelverwendung. Die BMW-Anteilsscheine stiegen um 2,5 Prozent und die Mercedes-Papiere um 1,9 Prozent.
Das Analysehaus Jefferies nahm die Bewertung von Nemetschek DE0006452907 ebenfalls mit “Buy” auf. Der Bereich Bausoftware stehe in der Digitalisierung noch relativ am Anfang, Nemetschek dürfte hier besonders stark wachsen, schrieb Analyst Charles Brennan. Die Nemetschek-Titel stiegen um 3,7 Prozent.

