FRANKFURT (dpa-AFX) – Der zuletzt schwächelnde Dax DE0008469008
hat am Donnerstag mit einem Plus von 0,30 Prozent auf 23.703,65 Punkte geschlossen. Weder der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) noch Konjunkturdaten und Kursrekorde aus den USA gaben dem deutschen Leitindex Impulse. Kaum bewegt zeigte sich der MDax DE0008467416
der mittelgroßen Unternehmen, der letztlich um 0,01 Prozent auf 30.146,41 Punkte nachgab
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145
schloss 0,5 Prozent fester. An den Börsen in London und Zürich ging es ebenfalls bergauf. Der US-Leitindex Dow Jones Industrial US2605661048
notierte zum europäischen Handelsende 1,3 Prozent fester, während der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100 US6311011026
um 0,7 Prozent zulegte. Alle wichtigen New Yorker Indizes markierten neue Bestmarken.
Die EZB beließ ihre Leitzinsen wie allgemein erwartet unverändert. Nach einer Serie von Senkungen hatte sie die Zinsen schon im Juli nicht angetastet – nicht zuletzt wegen des unsicheren Umfelds im Zollstreit mit den USA, wie EZB-Präsidentin Christine Lagarde damals betonte. Nun hat Europa es mit einer Regierungskrise in Frankreich zu tun. Die Sorge ist groß, dass die Verschuldung der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft außer Kontrolle gerät.
Ihren geldpolitischen Kurs macht die EZB zwar weiterhin von der Wirtschaftsentwicklung abhängig und sieht sich auf keinen Zinspfad festgelegt. Doch “es spricht einiges dafür, dass der Zinssenkungszyklus als abgeschlossen gelten kann”, schreibt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank. Denn die Währungshüter rechneten auch für die kommenden Jahre mit Inflationsraten um die von ihnen angestrebten zwei Prozent.
In den USA hat sich die Inflation im August wie erwartet verstärkt. Nur die Kerninflation, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Nahrungsmittel herausgerechnet werden, blieb auf dem Vormonatsniveau. Gleichzeitig stiegen die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe deutlich stärker als erwartet. Bereits am vergangenen Freitag hatte der monatliche Arbeitsmarktbericht der US-Regierung einen überraschend schwachen Beschäftigungsaufbau belegt.
Die amerikanische Zollpolitik werde die dortige Inflation weiter auf einem höheren Niveau halten als von der US-Notenbank Fed erwünscht, meint Ökonom James Kightley von der niederländischen Bank ING NL0011821202
. Doch deren Fokus liege nun auf dem schwachen Arbeitsmarkt. Daher untermauerten die aktuellen Daten die Erwartung einer moderaten US-Leitzinssenkung in der kommenden Woche.
Die Aktien von Heidelberg Materials DE0006047004
zählten am Donnerstag mit plus 2,5 Prozent zu den Favoriten im Dax. Die US-Bank JPMorgan bekräftigte ihre Einschätzung der Titel als Favorit in der Baubranche.
Einmal mehr gefragt waren Rüstungstitel. Im Dax zogen Rheinmetall DE0007030009
um 2,3 Prozent an, während sich Hensoldt DE000HAG0005
und Renk DE000RENK730
im MDax um 3,9 beziehungsweise 2,4 Prozent verteuerten. Dazu passte die Meldung, dass der Panzergetriebehersteller Renk seine Produktionskapazität wegen der zunehmenden Nachfrage deutlich steigern will.
Aktien des Übernahmekandidaten Covestro DE0006062144
zogen um fast 8 Prozent an. Sie profitierten von einem Medienbericht, dem zufolge der Kaufinteressent Adnoc die Finanzierungskonditionen ändern könnte, um das Plazet der Europäischen Union für den Deal zu sichern.
Dagegen litten die jüngst gut erholten Aktien von Siemens Energy DE000ENER6Y0
mit minus 1,1 Prozent unter Gewinnmitnahmen. Vom Tief vom Monatsanfang aus hatten sie jüngst um gut 14 Prozent zugelegt.
Im Nebenwerte-Index SDax DE0009653386
büßte Schlusslicht LPKF DE0006450000
8,6 Prozent ein und markierte ein Kurstief seit Herbst 2023. Nachrichten zu dem Laser-Spezialisten gab es nicht./gl/nas
— Von Gerold Löhle, dpa-AFX —