FRANKFURT (dpa-AFX) -Der deutsche Aktienmarkt hat einen starken Abschluss einer erfolgreichen Börsenwoche hingelegt. Im späten Handel erhielten die Indizes einen zusätzlichen Schub von Spekulationen um ein näher rückendes Handelsabkommen zwischen der Europäischen Union und den USA. Vor allem Autowerte profitierten von den freundlicheren Zollaussichten.
Der Dax DE0008469008
stieg am Freitag wieder über die viel beachtete Marke von 24.000 Punkten auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Wochen und schloss mit einem Gewinn von 1,62 Prozent bei 24.033,22 Zählern. Daraus resultierte ein Wochenplus von knapp drei Prozent.
Der MDax DE0008467416
legte am Freitag um 0,85 Prozent auf 30.357,94 Punkte zu. Für den SDax DE0009653386
ging es am Ende um 1,64 Prozent auf 17.429,27 Punkte nach oben auf ein Hoch seit dreieinhalb Jahren. Damit ist der Kleinwerteindex nur noch rund 20 Zähler von seinem Rekordhoch entfernt.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145
gewann letztlich 1,56 Prozent. Der SMI CH0009980894
in Zürich schloss 0,84 Prozent höher und der Londoner FTSE 100 GB0001383545
0,72 Prozent. Die wichtigsten US-Aktienindizes verzeichneten zum europäischen Börsenschluss Gewinne zwischen 0,7 und 1,1 Prozent.
Die Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen, ist einem Medienbericht zufolge zuversichtlich, dass die EU und die USA noch vor dem Stichtag am 9. Juli ein Handelsabkommen abschließen können. An diesem Tag will Washington Zölle von 50 Prozent auf fast alle EU-Produkte erheben, während die EU eine Reihe von Gegenmaßnahmen plant.
Von der Leyen habe den EU-Staats- und Regierungschefs beim Gipfel am Donnerstag hinter verschlossenen Türen mitgeteilt, dass vor Ablauf der Frist eine Einigung erzielt werden könne, um eine wirtschaftlich schädliche Eskalation zu vermeiden, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Dank der erneuerten Zollhoffnungen waren die deutschen Autowerte mit am stärksten gefragt. Sie profitierten zudem von Aussagen des US-Handelsministers Howard Lutnick, wonach die USA und China die im Vormonat erreichte Übereinkunft im Zollstreit finalisiert haben. Die Papiere des Sportwarenbauers Porsche AG DE000PAG9113
standen mit einem Kursanstieg von 7,6 Prozent an der Dax-Spitze. Für BMW DE0005190003
, Mercedes-Benz DE0007100000
und Volkswagen DE0007664039
ging es um bis zu 5,3 Prozent aufwärts.
In Deutschland sorgte die RTL Group LU0061462528
für einen Paukenschlag mit der Übernahme des Pay-TV-Senders Sky Deutschland. Der RTL-Kurs schnellte an der MDax-Spitze letztlich um mehr als 16 Prozent nach oben. Dies sorgte für Fantasie im Streaming-Bereich. Laut Mitteilung des Großaktionärs Bertelsmann schließt der Medienkonzern mit künftig rund 11,5 Millionen zahlenden Streaming-Abonnenten in Deutschland zu den großen US-Wettbewerbern auf.
Deutlich spürbar war außerdem, dass Nike US6541061031
die Aktien von Adidas DE000A1EWWW0
und Puma DE0006969603
antrieb. Deren Kurse zogen um 3,9 respektive 3,0 Prozent an, nachdem der US-Sportartikelkonzern am Vorabend nachbörslich einen besser als befürchteten Quartalsbericht vorgelegt hatte. Die Nike-Aktien zogen am Freitag zuletzt um 17 Prozent an. Analysten gehen davon aus, dass die Umsatzentwicklung der Amerikaner die Talsohle erreicht hat.
Aktien von Knorr-Bremse DE000KBX1006
fielen – belastet von gleich zwei Analystenabstufungen – um 2,2 Prozent. Neben einer gestrichenen Kaufempfehlung der Citigroup gab es auch ein schlechteres Rating von JPMorgan auf “Neutral”. JPMorgan-Analyst Akash Gupta sieht nach einem guten Lauf kaum noch Kurspotenzial bei der Aktie des Bremsenherstellers. Vivek Midha von der Citigroup sieht zudem Margenrisiken angesichts schwacher Daten vom Lkw-Markt in den USA.
Gewinnmitnahmen gab es ansonsten im Rüstungssektor, wie die Aktien von Rheinmetall DE0007030009
, Renk DE000RENK730
und Hensoldt DE000HAG0005
zeigten. Nach mehreren positiven Handelstagen, die geprägt waren von der Nato-Einigung auf höhere Ausgabenziele, büßten sie am Freitag zwischen 3,8 und 6,1 Prozent ein./edh/jha/
— Von Eduard Holetic, dpa-AFX —