ROUNDUP/Aktien Frankfurt Schluss: Finanzpaket schickt Dax in Richtung Rekordhoch

FRANKFURT (dpa-AFX) -Nach einem herben Rückschlag am Dienstag hat der deutsche Aktienmarkt zur Wochenmitte eine fulminante Erholungsrally hingelegt. Ausgelöst wurde sie durch die Verständigung von Union und SPD auf ein enormes Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur. Bereits in der ersten Handelsstunde knackte der Dax DE0008469008 wieder die Marke von 23.000 Punkten, die er zu Wochenbeginn erstmals überschritten hatte. Für ein neues Rekordhoch reichte es aber nicht. Der deutsche Leitindex ging mit einem Plus von 3,38 Prozent auf 23.081,03 Punkte aus dem Tag. Es ist sein höchster Tagesgewinn seit November 2022.

“Allzeithoch, Ausverkauf und zurück, der Dax bleibt ein Stehaufmännchen”, kommentierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar von Robomarkets die Schaukelbörse seit Wochenbeginn.

Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Unternehmen erholte sich zugleich mit einem Sprung um 6,15 Prozent auf 29.763,14 Punkte. Für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 ging es um 1,89 Prozent auf 5.489,12 Zähler hoch. Er kann wie der Dax trotz der jüngsten Turbulenzen seit Jahresbeginn prozentual zweistellige Gewinne vorweisen.

Nach oben ging es an diesem Tag auch für den Schweizer SMI CH0009980894, allerdings nur um 0,8 Prozent, während der britische FTSE 100 GB0001383545 dicht am Vortagesschluss blieb. In den USA, wo die Börsen inzwischen deutlich denen Europas hinterherhinken, wurden zuletzt moderate Verluste verbucht.

Am Dienstagabend hatten CDU/CSU und SPD, die eine Koalition anstreben, ein historisch bedeutsames Finanzpaket geschnürt. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben gelockert und ein Sondervermögen für die Infrastruktur mit 500 Milliarden Euro geschaffen werden. Dies wirke “wie ein riesiges Konjunkturpaket”, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. “Viele Branchen und Firmen dürfen sich jetzt auf zusätzliche Großaufträge freuen.”

Der alte Bundestag soll die Änderungen nächste Woche beschließen. Denn: Um dafür die erforderliche Zweidrittelmehrheit zusammenzubekommen, muss die Abstimmung darüber noch in der laufenden Legislaturperiode erfolgen – mit zusätzlich einer breiten Unterstützung der Grünen oder der vollen Unterstützung der FDP. Im neuen Bundestag nämlich könnten AfD und Linke die Vorhaben blockieren.

Am Montag hatte eine Rally von Rüstungs- und Autoaktien den Dax erstmals über 23.000 Punkte katapultiert. Nur einen Tag später stießen Anleger aus Sorge vor einem globalen Handelskrieg Aktien wieder umfangreich ab und der Dax erlebte den heftigsten Einbruch seit drei Jahren. Laut Chartexperte Martin Utschneider von Finanzethos bleibt der übergeordnete Aufwärtstrend aber trotz dieser Verwerfungen intakt.

Nun waren Infrastrukturtitel besonders stark gefragt. Heidelberg Materials DE0006047004 setzten sich mit einem Sprung von 17,5 Prozent an die Dax-Spitze. Die Papiere der Bauunternehmen und -dienstleister Bilfinger DE0005909006 und Hochtief DE0006070006 sowie der Logistikdienstleister Kion DE000KGX8881 und Jungheinrich DE0006219934 belegten mit prozentual zweistelligen Gewinnen vordere MDax-Plätze. Aus dem Rüstungsbereich sprangen Renk DE000RENK730, Rheinmetall DE0007030009 und Hensoldt DE000HAG0005 zwischen 6,8 und 8,9 Prozent hoch.

Dagegen zählten die zinssensiblen Immobilienwerte angesichts kräftig anziehender Anleiherenditen zu den wenigen, aber kräftigen Verlierern. Vonovia DE000A1ML7J1 etwa büßten 7,7 Prozent ein.

Obendrein standen auch Geschäftszahlen und Ausblicke im Blick, allerdings eher am Rande. Bayer DE000BAY0017 befürchtet 2025 zwar wegen des anhaltenden Gegenwinds im Agrargeschäft einen weiter sinkenden operativen Gewinn, dennoch ging es um 4,1 Prozent hoch. Der Spezialchemiekonzern Evonik DE000EVNK013 traut sich 2025 eine weitere Verbesserung des operativen Gewinns zu. Der Kurs sprang um knapp 12 Prozent hoch. Der “Deutsche Stimulus”, gemeint ist das erwartete Finanzpaket, wirkt sich laut JPMorgan auch auf den Chemiesektor positiv aus

SMA Solar DE000A0DJ6J9 sprangen im SDax DE0009653386 um knapp 34 Prozent hoch. Auch hier dürfte abgesehen vom Ziel des Wechselrichter-Herstellers, operativen Verlust wieder schwarze Zahlen schreiben zu wollen, das Finanzpaket der Treiber gewesen sein./ck/ngu

— Von Claudia Müller, dpa-AFX —

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