FRANKFURT (dpa-AFX) – Ein durchwachsener US-Arbeitsmarktbericht für September hat am Donnerstag die Euphorie rund um Künstliche Intelligenz am deutschen Aktienmarkt gedämpft. Zuvor hatten starke Geschäftszahlen des KI-Chipriesen Nvidia US67066G1040 die Stimmung der Anleger noch spürbar verbessert. “Nvidia gibt dem Markt die KI-Zuversicht zurück und nimmt damit einen Teil der zuletzt stark angestiegenen Angst vor einer KI-Blase aus dem Markt”, kommentierte Portfoliomanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners. Parallel schwindet durch die robusten Jobdaten aber die Hoffnung auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed noch in diesem Jahr immer weiter.
Der Dax DE0008469008 gewann zeitweise rund 1,5 Prozent und schloss letztlich 0,50 Prozent höher bei 23.278,85 Punkten. Der zwischenzeitliche Sprung zurück über die einfache 200-Tage-Linie stellte sich als nicht nachhaltig heraus. Erst am Dienstag war der deutsche Leitindex erstmals seit April unter diesen Indikator für den langfristigen Trend gerutscht und in der Folge auf den tiefsten Stand seit Juni gestürzt. Von den mehr als fünf Prozent großen Verlusten der vergangenen Tage machte er nun nicht allzu viel wett. Der MDax DE0008467416 der mittelgroßen Werte sackte sogar um 0,74 Prozent auf 28.443,45 Zähler ab.
Zwar sorge Nvidia mit noch einmal beschleunigtem Wachstum für einen Moment der Erleichterung, schrieb Christine Romar, Head of Europe vom Broker CMC Markets. Die hohen Bewertungen der Technologiewerte könnten in der Tat auf einem soliden Fundament stehen. Allerdings habe der robuste Arbeitsmarktbericht die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung der Fed im Dezember reduziert, stellte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt bei der VP Bank, fest. Die Notenbank benötige weitere Informationen, allerdings wird der nächste Jobbericht erst nach der anstehenden Zinsentscheidung veröffentlicht.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 EU0009658145 schloss am Donnerstag 0,50 Prozent höher mit 5.569,92 Punkten. In Zürich und London ging es nur leicht nach oben. Auch in den USA ebbte die Anfangseuphorie ab, zum europäischen Handelsschluss standen der New Yorker Leitindex Dow Jones Industrial US2605661048 und der technologielastige Nasdaq 100 US6311011026 nur noch knapp im Plus. Nvidia-Aktien kletterten zuletzt rund 1,5 Prozent höher.
Der Chipriese trieb auch hierzulande Werte mit KI-Bezug an und sorgte vor allem bei Aktien rund um den Energiebedarf sowie den Bau von Rechenzentren für neue Fantasie. Siemens Energy DE000ENER6Y0 legten um 2,9 Prozent zu. Zusätzlich angetrieben durch ein angekündigtes Aktienrückkaufprogramm erreichte der Energietechnikkonzern ein Rekordhoch. Die Papiere des Baukonzerns Hochtief DE0006070006 stiegen als bester MDax-Wert um 3,9 Prozent.
Unter den Rüstungsaktien erholten sich am Donnerstag Rheinmetall DE0007030009 von ihrem Rückschlag, den tags zuvor Berichte über einen neuen Friedensplan der USA für die Ukraine ausgelöst hatten. “Das war aus unserer Sicht eine massive Überreaktion, die eine gute Einstiegschance bietet”, kommentierte JPMorgan-Analyst David Perry. Die Rheinmetall-Titel zogen um 2,6 Prozent an.
Renk DE000RENK730 konnte Rheinmetall aber nicht folgen, denn der Kurs sackte um 3,5 Prozent ab. Anlässlich eines Kapitalmarkttags veröffentlichte Geschäftsziele trübten die Laune. Der Umsatzausblick des Panzergetriebe-Herstellers bis 2030 sei solide, doch eine nur leichte Prognoseerhöhung für 2027 beim operativen Ergebnis falle eher mau aus, kommentierte die Jefferies-Expertin Chloe Lemarie.
Die Anteilscheine von CTS Eventim DE0005470306 büßten am MDax-Ende fünf Prozent ein. Kurz nach Börsenschluss veröffentlichte der Ticketvermarkter und Konzertveranstalter Quartalszahlen, welche die Papiere auf der Handelsplattform Tradegate im Vergleich zum Xetra-Schlussstand um gut zwei Prozent anschoben. Schon vorab wurde bekannt, dass Eventim einen neuen Finanzchef gefunden hat.
Im SDax DE0009653386 stiegen die Aktien von Mutares DE000A0SMSH2 um 2,7 Prozent. Die Beteiligungsgesellschaft veräußerte im Rahmen einer Privatplatzierung ihre verbliebenen Anteile an Steyr Motors AT0000A3FW25 und traf dabei nach eigenen Angaben auf eine hohe Nachfrage.
Eine Kaufempfehlung der Berenberg Bank trieb im Kleinwerte-Index die Papiere des Leasingspezialisten Grenke DE000A161N30 um 6,1 Prozent nach oben. Die Erholung des Leasinganbieters gewinne an Fahrt und so sei es an der Zeit für eine Neubewertung, argumentierte Analyst Marius Fuhrberg in seiner Studie./niw/he
— Von Nicklas Wolf, dpa-AFX —


