NEW YORK (dpa-AFX) -Positive Nachrichten im Zollstreit zwischen den USA und China sowie der Europäischen Union haben für neue Rekorde an den New Yorker Börsen gesorgt. Nur der bekannteste Wall-Street-Index Dow Jones Industrial US2605661048
war noch nicht mit von der Partie.
Zudem setzt so mancher Anleger auf die Möglichkeit bald wieder sinkender Leitzinsen in der weltgrößten Volkswirtschaft. Als Grund wurde auf den Bericht des “Wall Street Journal” zur Nachfolge von US-Notenbankpräsident Jerome Powell vom Vortag verwiesen. Demnach könnte Präsident Donald Trump bereits im September oder Oktober über die Nachfolge entscheiden, obwohl Powell noch bis Mai im Amt ist. Diese ungewöhnlich frühe Ernennung könnte einen Schatten-Fed-Vorsitzenden schaffen. Trump fordert schon lange Zinssenkungen von Powell.
Der Dow legte im frühen Handel um 0,8 Prozent auf 43.722 Punkte zu, womit sich auf Wochenbasis ein Plus von 3,5 Prozent abzeichnet. Sein jüngstes Rekordhoch hatte er vor rund einem halben Jahr bei etwas über 45.070 Punkten erreicht.
Für den marktbreiten S&P 500 US78378X1072
, der am Vortag nur knapp an seiner mehr als vier Monate alten Bestmarke gescheitert war, ging es nun mit plus 0,6 Prozent auf 6.176 Zähler auf einen neuen Höchststand. Auch die technologielastigen Nasdaq-Indizes erreichten Rekordhöhen. Der Auswahlindex Nasdaq 100 US6311011026
kletterte zuletzt um 0,6 Prozent auf 22.583 Punkte. Im Wochenverlauf steht ein Plus von 4,5 Prozent zu Buche.
Im Zollkonflikt einigten sich China und die USA auf ein Ende bestimmter Handelsbeschränkungen, wie beide Seiten mitteilten. US-Handelsminister Howard Lutnick bestätige anschließend der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass der Deal mit China unterschrieben worden sei. China wird ihm zufolge seltene Erden liefern und die USA werden dafür ihre Gegenmaßnahmen beenden.
Außerdem legten die USA der EU ein neues Angebot zur Lösung des Zollkonflikts vor. Die EU-Kommission bestätigte den Eingang eines entsprechenden US-Dokuments. Es werde jetzt geprüft, sagte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nach einem EU-Gipfeltreffen. “Wir sind zu einer Einigung bereit. Gleichzeitig bereiten wir uns auf die Möglichkeit vor, dass keine zufriedenstellende Einigung erzielt wird”, sagte von der Leyen.
Der Blick auf die US-Einkommens- und Preisdaten zeigte, dass die Einkommen der privaten Haushalte im Mai entgegen den Erwartungen gesunken sind. Die Konsumausgaben überraschten ähnlich. Derweil stieg der PCE-Deflator der persönlichen Konsumausgaben – eine Kennzahl zur Preisentwicklung, die wichtig für die US-Geldpolitik ist – wie von Volkswirten erwartet.
Die Nasdaq-Börsen wurden vor allem von den Aktien der “Glorreichen Sieben” nach oben getrieben. Die sieben bedeutendsten und größten Tech-Konzerne – Apple US0378331005
, Amazon US0231351067
, Alphabet US02079K3059
, Meta US30303M1027
, Microsoft US5949181045
, Nvidia US67066G1040
und Tesla US88160R1014
– legten allesamt zu, wobei Nvidia als Favorit unter ihnen um 1,5 Prozent stiegen und ein neues Rekordhoch erklommen.
Die Aktien von Nike US6541061031
sprangen im Dow dank erfreulicher Geschäftszahlen um 14,5 Prozent nach oben und erreichten ein Hoch seit März. Im Kielwasser verteuerten sich die Titel von Under Armour US9043111072
um 1,6 Prozent. Der Umsatz- und Gewinnrückgang des Sportwarenriesen im vergangenen vierten Geschäftsquartal fiel nicht so schlimm wie befürchtet aus. Zudem rechnet Nike für das erste Geschäftsquartal beim Umsatz nur noch mit einem Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich, nachdem dieser zuletzt zweistellig gefallen war. Analysten hatten mit einer deutlich schwächeren Prognose gerechnet.
Hochstufungen halfen Einzelwerten wie Amazon, die um 1,1 Prozent stiegen. Exane BNP Paribas hob das Papier des Online-Handelsgiganten von “Neutral” auf “Outperform”. Die Anteilsscheine des Kosmetikunternehmens Estee Lauder US5184391044
profitierten von einer Hochstufung der Bank HSBC mit plus 3,3 Prozent. Nach Monaten des Desinteresses von Anlegern scheine der Tiefpunkt erreicht und diesmal sei es “glaubwürdig”, schrieb Analyst Erwan Rambourg. Das Ausmaß des Restrukturierungsprogramms und die US-Dollar-Schwäche könnten den sinkenden Ergebnisschätzungen ein Ende setzen.