SAP und Fonds können sich freuen: Deutsche Börse bietet neue Dax-Varianten an

Vom deutschen Leitindex Dax gibt es für Investoren ab sofort drei Versionen. Damit kommt die Deutsche Börse Wünschen von Investoren nach, die den Index passiv oder aktiv nachbilden – und dem Dax-Schwergewicht SAP. Der maßgebliche Index soll laut der Deutsche-Börse-Tochter und Index-Betreiberin Stoxx Ltd. aber der herkömmliche Dax bleiben.

Der Unterschied der drei Indizes liegt im maximal zulässigen Gewicht, das ein Unternehmen in dem Index haben darf. Geregelt wird dies durch eine Kappungsgrenze. “Das Dax-Produktangebot bietet Anlegern nun die Möglichkeit, bestimmte Kappungsgrenzen zu beachten oder den vollen Einfluss der größten Werte abzubilden”, sagte Veronika Kylburg, Head of Global Benchmarks, Dax, der Deutsche-Börse-Tochter Stoxx Ltd. am Donnerstag.

Daher gibt es jetzt neben dem allseits bekannten Börsenbarometer Dax, dem sogenannten Blue-Chip-Index, mit einer Kappungsgrenze von 15 Prozent für Einzelwerte zwei weitere: Den “Dax 20% Capped”, bei dem das Gewicht erst gekappt wird, wenn es über 20 Prozent steigt, und den “Dax Uncapped”, also ohne Gewichtsbegrenzung.

Die Kappungsgrenze regelt, wie viel Gewicht ein Unternehmen im Dax haben darf. Im Blue-Chip-Index Dax wird das Höchstgewicht der Unternehmen während der alle drei Monate stattfindenden Index-Überprüfung gecheckt. Wenn es über 15 Prozent liegt, wird wieder gekappt, – so wie zuletzt beim Softwarekonzern SAP im September und Dezember 2024. Dabei wurde die 15-Prozent-Regel erst im Frühjahr vergangenen Jahres als Reaktion auf den Abschied des Industriegase-Konzerns Linde von der deutschen Börse von zehn auf seither 15 Prozent hochgesetzt.

Denn als Linde 2023 dem deutschen Aktienmarkt den Rücken kehrte und inzwischen nur noch in den USA notiert ist, traf das den hiesigen Finanzmarkt hart. Durch die Fusion mit Praxair im Jahr 2018 war Linde das absolute Schwergewicht im Dax geworden und litt regelmäßig unter den Gewichtskappungen auf zehn Prozent. Schließlich müssen den Dax nachbildende Fonds, etwa ETF, dann ebenfalls kappen. Und das bedeutet, sie müssen Aktien verkaufen, was wiederum den Aktienkurs drückt. Die anderen 39 Werte dagegen profitieren von der Gewichtsanpassung.

Nun gibt es daher die beiden Alternativen zum Dax-Blue-Chips-Index. Die Version “Dax 20% Capped” richtet sich laut Stoxx Ltd. insbesondere an Investoren, die sich an der 20/35-Regel orientieren, wie sie in den Vorschriften für Index abbildende europäische Fondsrichtlinien OGAW und UCITS gilt. Diese Regel begrenzt das Gewicht des größten Unternehmens in einem Index auf 35 Prozent und alle anderen auf maximal 20 Prozent. Passiv verwaltete Fonds wie ETF profitieren, da nach EU-Recht ein ETF 20 Prozent einer Aktie halten darf. Die EU-OGAW-Obergrenze für aktiv verwaltete Fonds liegt dagegen bei zehn Prozent.

Im “Dax Uncapped” gibt es derweil keinerlei Gewichtsobergrenze, was aber auch seine Schwankungsanfälligkeit im Vergleich zu den gekappten Versionen vergrößern kann, da er damit besonders stark von einzelnen Aktien abhängig ist.

Marktexperte Andreas Lipkow sieht die Neuerungen der Deutschen Börse kritisch. “Es wäre wesentlich interessanter gewesen, den Dax zu erweitern”, kommentierte er. “Es hilft keinem Investor, wenn er einen Index kauft, indem zwei oder drei Unternehmen mehr als die Hälfte der Indexkapitalisierung ausmacht. Das läuft der Idee einer Benchmark und eines Index davon.” (dpa-AFX/ck/jsl/he/cw)

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