Berlin (dpa/tmn) – Pünktlich zu Halloween sind sie wieder auf den Straßen: Menschen verkleidet als Zombies, Monster und Skelette. Die Faszination für Gruseliges ist ungebrochen – bei Jung und Alt. Thriller stehen häufig in den Buch-Bestsellerlisten, Horrorfilme haben eine große Fangemeinde und auch in Brettspielen sind Werwölfe und Co. gefragt. Doch woher kommt die Lust am Nervenkitzel?
«Es ist evolutionär bedingt, dass wir uns immer mit der Ausnahme beschäftigen. Serienkiller, Axtmörder, Stalker sind nicht die Regel», sagt der erfolgreiche Autor Sebastian Fitzek, der für seine spannenden Thriller bekannt ist. Der Mensch sei im Grunde gut und die absolute Mehrheit würde sich an Regeln wie «Du sollst nicht töten» halten. «Aber es ist wichtig zu wissen: “Wo gehe ich lieber nicht lang?”, weil dort Gefahren lauern könnten. Diese Beschäftigung mit der Ausnahme hat uns das Überleben gesichert», so Fitzek.
Fitzek Ideengeber bei mehreren Brettspielen
Wie Romane und Blockbuster können auch Spiele Spannung erzeugen. Und auch Fitzek hat zusammen mit Brettspiel-Autor Marco Teuber mehrere Brettspiele entwickelt. Sie hätten sich dabei bemüht, das Gefühl der tickenden Uhr in seinen Büchern, der nicht abreißenden Spannung auch auf die Spiele zu übertragen – beispielsweise beim Spiel «Safehouse», wo Zeugen vor einem Täter flüchten müssen.
«Mir wurde auch schon geschildert, dass bei einigen Spielen die Leute sich angeschrien haben, weil sie einfach Angst hatten, dem Killer nicht entkommen zu können», sagt Fitzek.
Der 54-Jährige ist selbst begeistert von Brettspielen: «Diesen Eskapismus, diesen Schritt von der Tafel zurück, dieses Kopf frei machen und das noch auf intelligente Art und Weise, dass man das in der Gemeinschaft erleben kann – das hat das Brettspiel dem Buch tatsächlich in der Regel voraus.»
Doch nicht immer müssen Spiele unbedingt so düster und spannend sein wie in den Fitzek-Titeln. Diese weiteren Spiele-Empfehlungen passen ebenfalls perfekt zu einem Halloween-Abend mit Gruselfaktor und Süßem oder Saurem:
Für Kartendeck-Bauer: «Arkham Horror: Das Kartenspiel»
In «Arkham Horror: Das Kartenspiel» schlüpfen die Spielenden in die Rolle von Ermittlern, die gemeinsam Geheimnissen auf der Spur sind und sich dabei auch dunklen Kapiteln ihrer eigenen Vergangenheit stellen. Dabei wird über mehrere aufeinander aufbauende Szenarien eine Geschichte erzählt, in der auch eine gute Portion Übersinnliches vorkommt.
Jeder Spielende hat sein eigenes Deck und nimmt im Verlauf der Kampagne immer neue Karten darin auf, um so seine Fähigkeiten immer weiter zu verbessern. Neben dem bereits durchaus komplexen Grundspiel, das drei Szenarien bietet, gibt es inzwischen zahlreiche Kampagnen, die einzeln hinzugekauft werden können.
«Arkham Horror: Das Kartenspiel», Autoren: Nate French und MJ Newman, Fantasy Flight Games/Asmodee, ab 14 Jahren, für 1-4 Spielende, Spieldauer: ab 45 Minuten, Preis: ca. 60 Euro
Für Rätselfreaks: «Exit: Das Spiel – Katakomben des Grauens»
Mehr als 30 Spiele sind bereits in der preisgekrönten «Exit»-Reihe erschienen. Das Prinzip ist immer gleich: Gemeinsam lösen die Spielenden am Tisch möglichst schnell Rätsel, nutzen dabei das oft überraschend vielfältige Material in der kleinen Box.
«Katakomben des Grauens» bietet dabei neben einer größeren Schachtel als gewohnt und einem eher gruseligen Thema, das sich im Vergleich zur sonstigen Reihe eher an Erwachsene richtet, noch eine Besonderheit: Bislang zum einzigen Mal gibt es eine Geschichte, die sich in zwei Kapitel aufteilt. So kann dieses «Exit» nach einer Pause an zwei Abenden gespielt werden – aber auch in einer extralangen Sitzung direkt hintereinander weg.
«Exit – Das Spiel: Die Katakomben des Grauens»: Autoren: Inka Brand, Markus Brand und Ralph Querfurth, Kosmos, ab 16 Jahren, für 1-4 Spielende, Spieldauer ca. 2x 40-80 Minuten, Preis: ca. 20 Euro
Für Monsterfreunde: «Horrified: World of Monsters»
Der Yeti, die Sphinx, der untote Jiangshi und Cthulhu wollen in unserer Stadt Schrecken verbreiten – als Gruppe versuchen die Spielenden, dies zu verhindern. Die Heldencharaktere sind jeweils mit einer Spezialfähigkeit ausgestattet und bewegen sich über den Spielplan, um mit Hilfe von Gegenständen die ikonischen Monster zu stoppen.
Über die Anzahl der Bösewichte kann der Schwierigkeitsgrad gesteuert werden. Auch wenn sich «Horrified» nicht an komplette Spiele-Anfänger richtet, bietet es doch einen guten Einstieg in die Welt von kooperativen Spielen.
«Horrified: World of Monsters»: Autoren: Prospero Hall und Mike Mulhivill, Ravensburger, ab 10 Jahren, für 1-5 Spielende, Spieldauer ca. 45-60 Minuten, Preis: ca. 35 Euro
Für einen besonderen Abend: «Nightmare – Das Thriller Spiel»
Dieses Echtzeit-Spiel sorgt für einen einmaligen Abend mit großem Gruselfaktor und reichlich Nervenkitzel. Am besten läuft es mit genau fünf Personen, dann übernimmt jeder eine andere Rolle eines Familienclans. Der Untertitel «Findet den Mörder, bevor er Euch findet!» sagt eigentlich alles: Nur vordergründig geht es um die Aufklärung eines schrecklichen Mordfalles von vor 15 Jahren auf einem alten Anwesen.
Auch wenn die Story Luft nach oben hat, die tollen Grusel- und Überraschungseffekte überzeugen und brennen sich ein. Laptop oder Tablet sind ein Muss. Nach dem einmaligen Erleben des Falles kann man das Spiel weitergeben. Aber Achtung: «Nightmare – Das Thriller Spiel» ist kaum noch regulär erhältlich. Daher beim Kauf aus zweiter Hand drauf achten, ob das Spiel in den Zustand vor dem ersten Spielen zurückgesetzt wurde.
«Nightmare – Das Thriller Spiel»: Autoren: Team Identity Games, Noris, ab 16 Jahren, für 4-5 Spielende, Spieldauer ca. 120 Minuten, Preis ca. 25 Euro
Für Filmfans: «Terrorscape»
«Terrorscape» bedient sich am Szenario eines klassischen Horrorfilms: Eine Gruppe Reisender strandet in einer leerstehenden Villa – in der sich ein Killer herumtreibt. Dieser jagt die Überlebenden, die gemeinsam versuchen, den Bösen in die Irre zu führen und durch verdeckte Bewegungen, sich möglichst lange versteckt zu halten. Diese Mechanik ist beispielsweise vom Spieleklassiker «Scotland Yard» bekannt.
Hingucker bei «Terrorscape» ist die riesige Villa in der Mitte des Tisches, die den Spielbereich jeweils vor den neugierigen Blicken der anderen Partei schützt. Vor allem die Stärken und Schwächen der unterschiedlichen Killer bringen Abwechslung in das Spiel. Weitere empfehlenswerte Vertreter von Spielen der Kategorie «Einer gegen den Rest» sind «Betrayal at House on the Hill» und «Fury of Dracula».
«Terrorscape»: Autor: Jeffrey CCH, Grimspire, ab 16 Jahren, für 2-4 Spielende, Spieldauer ca. 30-45 Minuten, Preis: ca. 99 Euro
Für Bluffer: «Werwölfe: Vollmondnacht»
Vollmondnacht ist der kleine Spiele-Bruder des Partyklassikers «Werwölfe von Düsterwald», in dem es um verdeckte Identitäten geht. Auch hier spielen die Bewohner eines Dorfes gegen die Wölfe – jede Gruppe gewinnt für sich. Es darf und soll kräftig gelogen und getäuscht werden. Vor allem die Wölfe versuchen, sich möglichst gut zu tarnen.
Der Clou: Im Gegensatz zum altbekannten Werwölfe, bei dem noch mehr Spielende dabei sein können, geht es hier mit bis zu zehn Personen am Tisch deutlich schneller zur Sache. Nur eine Nacht lang schlafen die Dorfbewohner, dann wird nach einer Diskussion schon bestimmt, wer spielerisch eliminiert wird und welche Gruppe gewinnt. Im Gegensatz zum großen Spiele-Bruder müssen rausgewählte Teilnehmer nicht zuschauen, während die anderen weiterspielen. Spielt man mit der App, kann auf eine Spielleitung verzichtet werden.
«Werwölfe: Vollmondnacht»: Autoren: Ted Alspach und Akihisa Okui, Ravensburger, ab 9 Jahren, für 3-10 Spielende, Spieldauer ca. 10 Minuten, Preis: ca. 15 Euro
Für Teenager: «Zombie Teenz Evolution»
Schon der charmante Comic-Look der Figuren und Zombies verrät: Das kooperative Familienspiel richtet sich besonders an Kinder und Jugendliche. Die Eltern werden aber auch ihren Spaß an dem Spiel haben, wo alle gemeinsam versuchen, die Stadt gegen eine Zombieinvasion zu verteidigen. Durch geschickte Zusammenarbeit müssen dabei vier Zutaten aus verschiedenen Gebäuden eingesammelt und in die Schule gebracht werden.
Auch der Nachfolger von «Zombie Kidz Evolution», das man für «Teenz» nicht gespielt haben muss, nutzt das sogenannte Legacy-Konzept, bei dem sich das Spiel zwischen den Partien weiterentwickelt: Durch das Öffnen von Umschlägen kommen neue Regeln, Fähigkeiten und Ereignisse hinzu, sodass sich die Geschichte und das Spielgefühl immer wieder leicht verändern. Übrigens, eines der Lieblingsspiele von Satiriker Jan Böhmermann.
«Zombie Teenz Evolution»: Autorin: Annick Lobet, Scorpion Masqué/Asmodee, ab 8 Jahren, für 2-4 Spielende, Spieldauer ca. 20 Minuten, Preis: ca. 15 Euro